Boogie Woogie Drum Grooves

Eine besondere Herausforderung nicht nur für Pianisten ist der Boogie Woogie. Dieser Musikstil basiert auf einer konstanten Shuffle Rhythmik auf den vier Grundschlägen eines 4/4-Taktes. Typisch für das Schlagzeugspiel ist der lockere, leise und häufig extrem schnelle Groove, gespielt mit den Jazz Besen in einer Kombination aus Schlägen und Wischbewegungen auf der Snare. In diesem Artikel geht es um die verschiedenen Handsätze bei der Umsetzung der Schlagzeugspielweisen der Boogie-Rhythmik.

Die Herausforderung

Boogie Woogie am Schlagzeug ist wohl die höchste Stufe der Techniken der traditionellen Spielweisen. Es vereinen sich mehrere Merkmale dieses Stils zu einem Bündel an spielerischen Fähigkeiten.

Boogie Drums sind

Ein tolles Beispiel für die Körperhaltung und die Bewegungen zur Technik des Boogie Woogie Schlagzeugspiels kannst Du hier auf YouTube anschauen

Martin Pyrker (Piano) und Sabine Pyrker (Drums)

Hörbeispiele zur Rhythmik und zum Ablauf

Der harmonische Ablauf entspricht dem Blues-Schema.

Hier ein Blues-Schema mit 8 Takten
Hörbeispiel Boogie Woogie mit der Gitarre gespielt im 8-Take-Bluesschema
Boogie Woogie am Piano

Die Pianisten Pete Johnson und Albert Ammons spielen den „Barrel House Boogie“. Begleitet von James F. Hoskins am Schlagzeug.

If this doesn’t make you move, you don’t have a pulse…

Der Felsen, auf dem der Rock ’n‘ Roll steht: Boogie Woogie wurde als Klaviermusik Anfang des  20. Jahrhunderts, hervorgegangen aus dem „Barrelhous Piano“,  zunächst im amerikanischen Mittelwesten gespielt. Der Songaufbau entspricht der „Bluesformel“, der zwölftaktigen und achttaktigen Standardform des Blues mit seiner zyklischen Harmoniefolge. Ende der 30er Jahre gelangte der Boogie Woogie in das Repertoire der  Tanzkapellen der Großstädte und damit wurde der Boogie Rhythmus auch Sache der Schlagzeuger. Boogie Woogie wurde zunächst von Swing Big Bands bearbeitet und übernommen. Er wurde ein fester Bestandteil des Jump Blues, des frühen R&B und er ist die musikalische Wurzel und das Fundament des frühen Rock’n’Roll.

Mögliche Spielweisen des Basisgrooves

Die nachfolgende Abbildung (1. Basisgroove) zeigt einen mit den Besen „Hand to Hand“ geschlagenen Groove auf der Basis eines Four-Beat. Die Snare-Akzente erfolgen, typisch für den Boogie, synchron zu den häufig in der Basslinie des Klaviers gesetzten Betonungen auf den Zeiten „Zwei“, „Vier“ und der „Drei-Und“ als treibendem Offbeat Akzent. Der Handsatz „RLRL“ eignet sich für sehr schnelle Tempi, da er technisch weniger anspruchsvoll ist als der Handsatz im 2. Basisgroove (siehe Abbildung).

Die im 2. Basisgroove gezeigte Variante ermöglicht die Kombination aus Schlag- und Wisch-Bewegungen. Diese Variante stellt die ursprüngliche Spielweise des Boogies am Schlagzeug dar.

Die Notation zum 3. Basisgroove zeigt eine Boogie Variante im New Orleans Stil.  Ab Anfang der 50er Jahre flossen dort lateinamerikanische Rhythmen in den Boogie Woogie ein. Der Boogie blieb „triolisch“, aber er wurde mit Akzenten auf der „Eins“ und Sechszehntel-Schlägen aus seiner strengen Form befreit. Mehr hierzu kannst Du hier mit zwei Hörpeispielen und Noten erfahren „Faux Latin Grooves – Basis„.

„Faux Latin Boogie“

Boogie Handsätze im Video

Die verschiedenen Boogie-Handsätze langsam gespielt auf dem Übungsbrett

„Backbeat Boogie“ – Eine R&B Variante

Eine R&B Variante der 50er Jahre ist der Backbeat Boogie. Abweichend vom „klassischen“ Boogie werden die Backbeats (also, die 2 und die 4) stärker auf der Snare hervorgehoben und der Groove etwas straighter gespielt. Die Variante enstspricht der Darstellung des 1. Basisgrooves in der obigen Notengrafik. Diese Spielweise eines Boogies wurde in den 80er Jahren durch die Stray Cats als Neo-Rockabilly (wieder-) bekannt.

Hörbeispiel mit Gitarre: Backbeat Boogie mit den Besen gespielt.

Grundsätzliches zum Einüben

Die Jazz Besen haben nicht so starke Rückschlageigenschaften wie die Sticks. Damit im rasanten Boogie-Tempo nicht die Puste ausgeht, bedarf es daher etwas Übung. Hier Tipps aus meiner Erfahrung:

  • Halte die Besen locker in den Händen und nutze so den (geringen) Rückschlag der Drähte. Locker gehaltene Jazz Besen erzeugen zudem einen klaren Wischklang auf der Snare.
  • Auch die Schultern und die Arme sollten sich nicht anspannen oder gar verkrampfen. Höre sofort auf zu üben, wenn Du „unlocker“ wirst und beginne die Übung nach einer Pause neu.
  • Der Drive ensteht über ein Gleichgewicht aus den Bewegungen zwischen links und rechts. Es ensteht eine Art Kreisbewegung der Hände und Arme, unterstützt durch den Oberkörper. Daher ist es wichtig, auch möglichst gerade zu sitzen.

Und nun wünsche ich viel Spaß beim Üben und Ausprobieren! Kritik und Anregungen ausdrücklich erwünscht. Mail: christian@stompology.org

(Letzte Aktualisierung: 1. Juli 2021. Dieser Artikel ist eine Überarbeitung des Beitrags „Übungen – Boogie Woogie“ vom 18. Oktober 2020)

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