Vintage Zubehör

Der Klang traditioneller Grooves wird maßgeblich durch die Beschaffenheit der Trommeln und des Drumset-Zubehörs beeinflusst. Nicht immer sind die Klänge durch modernes Schlagwerk herzustellen. Hier kannst Du erfahren, welches Zubehör Dir hilft, die typischen Klänge historischer Spielweisen zu erzeugen.

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Über Coat Hanger, Muffköpfe, Snowshoes und Vintage Bomber

Nicht alle hier beschriebenen Schlagwerke sind im Handel erhältlich. In den letzten Jahren zeigt sich jedoch ein Trend zu einer erfreulichen Vielseitigkeit und Experimentierfreude verschiedenster Anbieter von Schlagzeug-Zubehör.

Schlagwerk im Selbstbau

Nicht im Handel erhältlich ist der Wire Beater der New Orleans Brassbands. So wie der Wire Beater, ist auch der Snowshoe (siehe unten) in seiner historischen Bauweise seit den 40er Jahren nicht mehr im Handel erhältlich.

Der Wire Beater, auch Coat Hanger genannt

Der Wire Beater ermöglicht einen kurzen metallischen und scharfen Beckenklang. Noch heute ist der Wire Beater in den New Orleans Brassbands im Einsatz. Über den Klang, den Selbstbau sowie den Einsatz des Wire Beaters kannst Du hier mehr erfahren.

New Orleans Second Line Wire Beater. Selbstbau mit vier 2 mm Drahtseilen
Der Snowshoe, auch Charleston Pedal genannt

Der Snowshoe erzeugt, richtig gespielt, das satte „Tsching“ zweier aneinander geschlagener Marsch-Becken einer Militärkapelle. Damit eignet sich das Becken-Pedal besonders gut für die Nachahmung der Klänge der New Orleans „Street Beats“ am Drum Set. Mit einer konventionellen Hi-Hat ist der Klang nur mit sehr viel Kraft und meist nicht so rein zu erzeugen. Erfahre mehr über den Klang und den Selbstbau des Snowshoes.

Der Snowshoe als Nachbau des historischen Becken-Pedals aus den 20er Jahren. Der abnehmbare Rückholmechanismus für das Top-Becken mit einem flexiblen Bügel und Gummizug ist eine Eigenkonstruktion ohne historisches Vorbild.

Im Handel erhältliches Zubehör

Im Zuge des Vintage Trends haben zahlreiche Hersteller inzwischen Bass Drum Beater alter Machart im Angebot.

Bass Drum Beater für Swing und traditionellen Jazz

Der passende Bass Drum Beater für Swing sollte wenig Anschlag-Geräusch (Attack) erzeugen. Dafür aber den Druck für das leise und dunkle Nachschwingen der nicht zu sehr gedämpften Felle ermöglichen (leises und weiches  „Wummern“).

Hierfür eignet sich das Beater-Zubehör mit dem lustigen Namen „Muffkopf“. Thorsten Reeß, auch Mr. Muff genannt, hat dieses Beater-Zubehör vor einigen Jahren zur Freude vieler Jazz-Drummer entwickelt.

Alternativ kannst Du Dir auch einen ähnlich weichen Beater mit einer Polierhaube für Polierscheiben aus Lammfell mit wenigen Handgriffen herstellen. Genauso wie der „Muffkopf“ wird das Lammfell auf einen konventionellen, möglichst runden, Beater gestülpt und mit der Schnur im Bündchen der Haube angepasst und befestigt. Der Klang ist jedoch nicht ganz so weich, wie der des Muffkopfes.

Das Foto zeigt den „Muffkopf“. Er wird mit einfachen Verschlüssen einfach an einen konventionellen Beater befestigt. Bei wenig gedämpften Fellen, lässt sich so ein warmes und leises Wummern, vergleichbar dem Sound früher Jazz-Aufnahmen, erzeugen.
Bass Drum Beater für Second Line Sounds

Für den Klang der Second Line Grooves eignet sich ein Beater mit einem klaren Anschlaggeräusch am Fell. Aber nicht zu hart und laut! Hier ist die Auswahl inzwischen groß. Ich bevorzuge den „Vintage Bomber“ von Vater. Beater dieses Typs haben einen Kork-Kern, der mit Wolle oder ähnlich weichen Materialien überzogen ist.

 Sizzle Ride Becken
Sound-Beispiel Becken-Groove „Wonderful World“ von Sam Cooke

Sizzle Ride Becken erzeugen ein „Grundrauschen“. Es ist weniger der einzelne Anschlag zu hören, sondern mehr ein im Puls anschwellendes und abschwellendes Rauschen. Das klingt besonders in Swing-Rhythmen fließend und druckvoll.

Bohrungen mit lockeren kleinen Hohlnieten verursachen diesen im traditionellen Jazz sehr beeindruckenden Effekt.

Wie man mit wenig Geld ein Sizzle Ride Effekt erzeugen kann, ist in einem Beitrag einer Musikschule hier zu lesen. Ich selber habe es nicht ausprobiert, sondern ein günstiges Sizzle Ride Becken leicht gebraucht erworben.

Woodblock

Eine lange Tradition hat die Verwendung von Holzblöcken. Sie erzeugen im Zusammenspiel mit den Sticks einen akzentuierten „Holz auf Holz Klang“. Je nachdem wie stark das Holz als Resonanzraum ausgehöhlt ist, ensteht ein etwas nachklingender hohler Sound oder bei weniger Resonzanzraum im Block, ein mehr Snare-Kantenschlag-ähnlicher Klang.

Als Holz eignen sich härtere Holzarten, die den Sticks standhalten und keine Kerben bekommen. Geeignet sind z. B. Ahorn, Esche und Buche. Harte Tropenhölzer sind zwar sehr stabil, jedoch klingen sie nicht so stark nach wie heimische Holzarten.

Woodblock aus Buchenholz im „Vintage Look“

Eine Bauanleitung zum Selbstbau eines Woodblocks findest Du hier: „Selbstbau eines Woodblocks

Ein Vintage-Drumset mit einfachen Mitteln

Wie man mit etwas Bastelei ein komplettes und günstiges Drumset der frühen Jahre zusammenstellt, zeigt die Zuschrift des stompology.org Lesers Ralf. Besonders interessant ist die Modifikation einer Marschtrommel zur Bassdrum. So wie es die Pioniere des Jazz gemacht haben. Hier zwei Fotos, die Ralf freundlicherweise mit Bildbeschreibung zur Verfügung gestellt hat.

Beschreibung – Ralf schreibt hierzu:

„Lefima-Marschpauke in 25“ x 8“, modifiziert mit mittigem Beckenarm und zwei Beinen (eines Standtoms), Wood Block und Cow Bell auf einer Original Star-Halterung am Spannreifen der Bass Drum, zwei Tama Imperialstar Concert-Toms in 8“ und 10“, eine modifizierte 34 cm Schraubenpauke von Studio 49, am Pearl-Bass Drum-Pedal ist ein modifizierter (Soft)-Beater: ich habe den originalen mit dem Futter eines ausgedienten Hausschuhs umwickelt und dieses dann ganz simpel zusammengenäht.“

Wie hört sich das Set an?

Hier kannst du einen Eindruck vom Klang des Sets bekommen.

Ralf ist nicht allein ein Schlagzeuger und akribischer Bastler. Er hat auch eine eigene Webseite über alte Star-Schlagzeuge: www.star-drums.de und schreibt dort „It is my deep desire to keep the roots of these fantastic drums up from being forgotten.“

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und Basteln!

Christian W. Eggers; letze Aktualisierung: 3. April 2022; christian@stompology.org