Selbstbau eines Wire Beaters (Coat Hanger)

Aktualisiert am 29.12.2020

Auf Grund des überraschenden und mich sehr freuenden Interesses am Wire Beater der New Orleans Brassbands (Artikel „New Orleans Drumming – Von der Brassband zum Rock ’n‘ Roll“), hier nun eine detallierte Bauanleitung.

Im Handel sind diese, auch „Coat Hanger“ genannten, Becken-Beater nicht zu bekommen. Sollte jemand mehr Glück haben als ich, bitte ich um Nachricht! Gefunden habe ich nur einen Hersteller in New Orleans für die Brassband Uniformmützen. So ein Ding setze ich mir aber erst auf, wenn ich das Spiel mit dem Wire Beater besser beherrsche. -)

Demonstration der Sound-Variationen beim Spiel mit dem Wire Beater. Ähnlich wie beim Besen-Spiel kann auch der Schaft mit einbezogen werden. Mit dem Beater ist es möglich, kurze und scharfe Klänge wie auch weich ausklingende Klänge der Becken-Glocke zu erzeugen.

Der Klang des Wire Beaters ist nicht mit einem Stick nachzuahmen. Mit dem Beater entsteht der Schwung „nach vorne“ der Brass Band Becken und mit dem Spiel um die Beckenkuppe herum ein eigentümliches metallisches „Tsching“. Dieses sollte ursprünglich den Klang zweier aneinander geschlagener Marschbecken imitieren.

Also, los geht es mit dem Selbstbau des Wire Beaters

New Orleans Second Line Wire Beater. Selbstbau mit vier 2 mm Drahtseilen. Fotos historischer Beater darf ich bisher nicht zeigen, da ich von den US-Museen trotz freundlicher Anfragen und Vergütungsangeboten bisher keine Lizenz erwerben konnte.

Das obige Foto zeigt den fertigen Beater. Die vier dünnen Drahtseile (jeweils 2 mm Bodenzüge) ermöglichen ein besseres Schwingen als ein einzelner starker Draht. In historischen Darstellungen zur Parade der Brassbands sind auch häufig mehrfach ineinander geflochten einfache dünnere Drähte zu sehen. Diese, so habe ich festgestellt, neigen zur Ermüdung und sie verformen sich.

Bauanleitung: Mit sechs Schritten zum Wire Beater.

Zum Verkleben der Drahtseile im Holz und der weißen Kunstoffkappe auf dem Holz habe ich ein 2-Komponenten Epoxidharz aus dem Baumarkt (Autozubehör) der Marke „presto“ verwendet.

Die sehr stabile Bauweise des New Orleans Second Line Wire Beaters: Selbstbau mit vier 2 mm Drahtseilen und deren Befestigungen mit Kunstharz im Holz und mit einer Kappe.

Zwischen Holz und Draht ist eine Kunststoff-Kappe verklebt. Damit soll mehr Stabilität erreicht werden, so dass sich die Drahtenden nicht aus den Bohrungen im Holz lösen. Als Kappe habe ich einfach einen sogenannten Lampen-Kabel-Distanzaufhänger (auch aus dem Baumarkt, Abteilung Lampen und Elektro) verwendet. Die als Mutter der Schraube fungierende Seite wird durchbohrt, über den Draht gezogen und dann großzügig verklebt. Insbesondere ist es wichtig das flüssige Epoxidharz in die Zwischenräume zu gießen, so dass die Drahtenden umschlossen sind. Dem Aushärten können Ungeduldige etwas mit einem Haartrockner nachhelfen.

Das Foto zeigt die Bohrung am Griffende für einen Metallbolzen. Dieser dient zum Gewichtsausgleich der Drähte. So liegt der Beater gut in der Hand und kann wie ein Stick balanciert werden.

Die Spielweisen mit dem Wire Beater sind in dem großartigen Buch „100 YEARS OF NEW ORLEANS DRUMMING“ von Antoon Aukes nachzulesen und mit der beigelegten CD anzuhören und zu erlernen.

Ein klein wenig verrückt muss man schon sein dürfen als Schlagzeuger. Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und Experimentieren!

Und: „Come on Zutty, wihp them cymbals Pops!“ Spielanweisung von Louis Armstrong an Zutty Singleton (Louis Armstrong and his Hot Five “A Monday Date“).

Christain (15. November 2020; aktualisiert am 27. Januar 2021) Der Autor dieses Artikels freut sich über Austausch christian@stompology.org