Der Snowshoe zum Selbstbau – Teil 1

Schon lange nicht mehr im Handel erhältlich ist eine der frühsten Umsetzungen (ca. 1920) der mit den Füßen gespielten Becken: der „Snowshoe“ oder auch das „Charleston Pedal“. Das Pedal mit seinen zwei Becken erzeugt, richtig gespielt, das satte „Tsching“ der Marschbecken einer Marsch-Kapelle. Nur eben mit einem Fuß gespielt, so dass die Hände für die Snare, die Toms und weitere Becken frei bleiben. Der Klang eignet sich hervorrangend für Second-Line-Grooves. Und so hat sich der Autor dieses Artikels an die Arbeit gemacht einen möglichst typischen Snowshoe nach alten Abbildungen nachzubauen.

Bildzitat aus dem Ludwig Katalog von 1928, Seite 63. Die Ausführung des Herstellers Ludwig hatte, im Gegensatz zu einigen anderen Herstellern, ein Sprungfeder-Scharnier. Quelle: Clay Taylor Greene, http://www.drumarchive.com/Ludwig/ , Link zum Werk: http://www.drumarchive.com/Ludwig/1928_LUDWIG.pdf

Der erste Teil dieser Artikelserie befasst sich mit dem Bau der Grundplatte, der Pedalplatte und der Verbindung dieser Platten durch ein Scharnier. Im zweiten Teil zur Bauanleitung eines Snowshoes, auch Charleston Pedal genannt, geht es um die Montage der Becken, die Auswahl eines Fußriemens und die Lackierung. Der dritte Teil beschreibt die Montage eines Rückholmechanismus des Pedals.

Funktionsweise des Snowshoes

Das Prinzip ist einfach. Die Schlagbewegung zum Aufeinandertreffen der 12-Zoll-Becken wird allein über die Fußbewegung, ohne mechanische Übersetzungen wie Druckfedern oder Zugfedern ausgeführt. Bei der hier gezeigten Variante des Snowshoes erzeugt die Abwärtsbewegung der Ferse durch das Scharnier die Öffnung der Becken. Unterstützt wird diese Bewegung durch den Zug des Mittelfußes der über einen Riemen mit der oberen Pedalplatte seinen Halt findet. Das Schließen der Becken erfolgt, wie bei der modernen Hi- Hat mit der Fußspitze.

Die Abbildung zeigt den selbstgebauten Snowshoe in der Endfertigung. Die Becken sind sehr leicht und haben einen Umfang von 12 Zoll.

Die Grundplatte

Die Basis für den Snowshoe für 12-Zoll-Becken ist eine solide Grundplatte mit einer Länge von 38 cm, einer Breite von 14 cm und einer Stärke von 3 cm. Im Beispiel wurde Kiefernholz verwendet. Gut geeignet sind auch schwerere Hölzer (z. B. Eiche) oder auch mehrfachverleimtes Bootsbauersperrholz.

Als Antirutsch-Funktion der Bodenplatte eignen sich handelsübliche Gummifüße, die auf der Unterseite der Grundplatte verschraubt werden. Wer absoluten Luxus anstrebt, kann die Füße auch in der höhenverstellbaren Variante erwerben und anbauen.

Das Foto zeigt die Rohlinge für das Pedal und die Bodenplatte.

Die Pedalplatte

Die Pedalplatte sollte möglichst leicht sein. Dann hat der Fuß weniger Arbeit. Es eignet sich daher Kiefernholz.

Die Platte hat eine Länge von 43 cm, eine Breite von 11 cm und einer Stärke von 1,5 cm. Im Beispiel ist die Ferse abgerundet. Mit einer Elektrostichsäge lässt sich auch eine Spitze, an der später das Becken befestigt wird, aussägen. Als Zeichenschablone für die Spitze wurde ein Bügeleisen verwendet. Für die Ferse kann eine Tasse als Zeichenschablone dienen.

Zur Vorbereitung der Montage des Klappscharniers wurde auf der Unterseite eine Verstärkung aus Bootsbauersperrholz mit einer Stärke von 1 cm, Länge von 7 cm und Breite von 8 cm verleimt und verschraubt. Die Position der Verstärkung befindet sich in einem Abstand von 6 cm zum äußersten Punkt der abgerundeten Ferse am Ende des Pedals.

Montage des Scharniers

Das Stahl-Scharnier hat eine handelsübliche Größe (Baumarkt). Die Breite beträgt 8 cm, die Länge in geschlossenem Zustand 4 cm. Die Stärke beträgt 1,2 mm. Das Scharnier sollte jeweils drei Bohrungen für die Verschraubungen enthalten. Eine Variante wäre der Einbau eines Sprung-Scharniers, welches ebenso wie das hier verwendete Scharnier einzubauen ist.

Schritt 1: Scharnier mit der Grundplatte verschrauben. Das Scharnier muss mittig auf der Grundplatte sitzen und einen Abstand zum hinteren Ende der Grundplatte von 4 cm haben. Für die Verschraubungen genügt hier die Verwendung von Holzschrauben mit der Länge von 2 cm.

Die Abbildung zeigt das Scharnier, welches die Bodenplatte mit dem Pedal verbindet. Zum Aufsetzen des Scharniers wurde die Pedalunterseite verstärkt.

Schritt 2: Pedalplatte genau mittig zur Grundplatte einpassen und die Bohrungen auf der unteren Seite auf der Verstärkung der Pedalplatte markieren. Der Abstand des Scharniers zum äußerten Punkt der Ferse beträgt 6 cm. Das Scharnier mit drei Bolzen mit der Pedalplatte verbinden. Die Muttern der Bolzen auf der Oberseite des Pedals im Holz versenken und die Versenkung mit Polyester-Spachtelmasse füllen und glätten. Die Länge der Bolzen beträgt 3 cm. Der Durchmesser richtet sich nach dem Bohrungsdurchmesser des Klappscharniers.

Mit dieser Abbildung wird die Versenkung der Bolzenmuttern auf der Oberseite des Pedals deutlich. Die Löcher werden mit Kunstharz gefüllt. Die Füllungen sind nach der Montage der Antirutschfläche nicht mehr sichtbar.

Montage der Antirutsch-Fläche

Damit der Fuß nicht von Pedal abrutschen kann, sollte die Oberseite des Pedals mit einer Antirutschfläche versehen werden. Hier, im Beispiel, wurde diese Fläche aus Neopren in einer Fußform ausgeschnitten. Die Verklebung erfolgt mit transparentem Polyesterharz, welches auch gleichzeitig als Lackierung der Oberseite des Pedals dienen kann.

Nicht ganz einfach ist das Ausschneiden von Neopren als Antirutschfläche für das Pedal. Weniger aufwendig wäre das Bekleben des Pedals mit handelsüblichen und selbstklebenden Antirutsch-Folien.

Allgemeine Hinweise zur Arbeit

Nicht jeder hat eine Profi-Werkstattausrüstung. Die Arbeiten für den Snowshoe lassen sich jedoch mit wenigen Hilfsmitteln ausführen. Hierzu gehören eine elektrische Stichsäge, eine Schleifmaschine, Schraubzwingen und eine Bohrmaschine.

Bohrungen stets mit geringem Bohrer-Durchmesser beginnen und dann in Zwischenstufen bis zur Endgröße vorarbeiten. Das verhindert Splisse im Holz an den Stellen, an denen der Bohrer austritt. Das zu durchbohrende Holzstück immer auf eine Holzunterlage legen und mit wenig Druck bohren.

Das Versenken von Schraubenmuttern und Schraubenköpfen im Holz lässt sich mit einem konischen (zugespitzten) Fräsenkopf (z. B. an einem Dremel oder einem Akkubohrer) problemlos ausführen.

Beim Schleifen von Kanten und Rundungen möglichst das Werkstück in der Hand halten und über das Schleifgerät gleitend führen. Das Schleifgerät (z. B. einen Eckenschleifer) erhält Halt, wenn es in einem Schraubstock mit Stoff umwickelt fixiert wird.

Versuch und Irrtum

Wie immer lernt man durch Versuch und Irrtum. 🙂

Es hat nich sofort alles so geklappt, wie der Autor dieses Artikels es sich gedacht hat. Wenigstens konnte die Werkstatt so warm gehalten werden.

Den Snowshoe im Einsatz könnt Ihr hier hören und sehen. Bis sehr bald und der Autor freut sich über Fragen und Anregungen.

Christian W. Eggers

(Letzte Aktualisierung dieses Beitrags am 21.12.2020)