Letzte Aktualisierung dieses Beitrags am 21. Dezember 2020
Nach wochenlanger Bastelarbeit ist es soweit: Der selbstgebaute Snowshoe für das Spiel im New Orleans Second Line Stil am Drumset ist einsatzfähig. In diesem Artikel erfährst Du etwas über die Spielweise des Backbeats (bzw. Afterbeats) mit den Becken, über die Geschichte des „Snowshoes“, auch Charleston-Pedal genannt, und wie die New Orleans Brassbands das Spiel am Drumset beeinflusst haben.
Demonstration zum Klang und zur Spielweise
Der Klang und die Spielweise einer Second Line Figur für Basstrommel und Becken kannst Du im nachfolgenden Video anhören und anschauen.
Das Video zeigt nur eine von vielen möglichen Kombinationen der Bassdrum mit dem Snowshoe. Gemeinsam ist allen Figuren, dass der offene Nachklang zweier aufeinander treffender Becken im Stil der militärischen Marschkapellen den speziellen Sound des Second Line „Streetbeat“ ausmacht.
Gegenüber der Hi-Hat hat der Snowshoe den Vorteil, dass der „Tsching“-Nachklang direkt mit dem Fuß ohne viel Kraft allein aus der Gelenkdrehung erzeugt werden kann. Die Spielweise ist zunächst sehr ungewohnt. Ich habe einige Stunden zur Umgewöhnung benötigt. Ich meine, die Mühe lohnt sich.
Eine Bauanleitung zum Selbstbau des schon sehr lange nicht mehr im Handel zu findenden Snowshoes findest Du hier.
Zur Geschichte des Snowshoes
Das Becken-Pedal hat im Lauf der Zeit verschiedene Bezeichnungen erhalten. Die Firma Ludwig verkaufte bis in die 30er Jahre das Pedal unter der Bezeichnung „Charleston Cymbal“. Unter Schlagzeugern hatte sich der Begriff „Snowshoe“ durchgesetzt.

Der Snowshoe ist aus einer Notwendigkeit entstanden. Diese hatte mit der Einführung des Drumsets ( Entwicklung 1899 bis 1918) parallel zur Gründung der ersten Jazz Bands zu tun. So wurden die Schlaginstrumente und Spielweisen der Rhythmussektion einer New Orleans Brassband auf die Ausführung durch nur eine Person, jetzt sitzend vor den Trommeln und Becken, übertragen.
Der Snowshoe übernahm daher zunächst allein den Part des kleinen Beckens auf der Marsch-Basstrommel, welches mit dem „Wire Beater“ gespielt wurde und auch noch in Second Line Paraden in New Orleans so gespielt wird (siehe hier).
Einen Hinweis zur Spielweise enthält die obige Beschreibung des Ludwig Kataloges aus dem Jahre 1928: „for left foot after-beats“. Mit „Afterbeats“ sind in einem 4/4-Takt die Pulsschläge 2 und 4 gemeint. Hinzu kommt der sogenannte „Duoble Downbeat“, der später in das Repertoire der Swing-Drummer für Hi-Hat und Crash-Becken übernommen wurde und eine enorm treibende Wirkung erzielt. Ein Beispiel hierfür ist das Spiel von Gene Krupa in dem Song „Stompin’ At The Savoy“.

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und Experimentieren! Vielleicht haben Leserinnen und Leser auch eigene Erfahrungen sammeln können. Wie immer freue ich mich über Nachrichten hierzu. christian@stompology.org
Christian W. Eggers, 12. Januar 2021, letzte Aktualisierung am 11. März 2021
Quellen:
- Second Line – 100 Years Of New Orleans Drumming, Antoon Aukes (C. L. Barnhouse)
- Ludwig Katalog von 1928, Seite 63; Clay Taylor Greene, http://www.drumarchive.com/Ludwig/ , Link zum Katalog: http://www.drumarchive.com/Ludwig/1928_LUDWIG.pdf
- Handbuch der populären Musik (Schott)
- Reclams Jazzlexikon (Reclam),
- The Commandments Of Early Rhythm And Blues Drumming, Daniel Glaas, Zoro