Grundlagen Teil 4 – Phrasierung
Nachdem die fundamentalen Bausteine eines Grooves (Puls und Fluss, metrische Gewichtungen, Takteinteilung, Tempo und die Teilung des Pulses in ein Mikrotiming) bekannt sind, kannst Du jetzt einem Groove sein individuelles Gesicht durch die sogenannte Phrasierung der Schläge geben.
Zur Phrasierung eines Grooves gehören die Verwendung unterschiedlicher Lautstärken (Dynamik), Betonungen (Akzente) und Klanglängen (Artikulation).
Dynamik
Eine dynamische Spielweise kann über die wechselnden Lautstärkeverhältnisse zwischen den einzelnen Instrumenten des Sets und über die Energie der Schläge geschehen. Es können Passagen einer Komposition in der Lautstärke variieren, so z. B. wenn mehr Raum für ein Solo oder den Gesang geschaffen wird. Dynamik kann auch in einem kontinuierlichen Abnehmen oder einem gleichmäßigen Ansteigen der Lautstärke einer Schlagfolge, wie z. B. in einem Fill oder dem Schluss einer Komposition, erfolgen.
Ein berühmtes Beispiel für dynamisches Schlagzeuspiel ist „Take Five“ von Dave Brubeck (youtube).
Onbeat- und Offbeat-Akzente und die Backbeat-Phrasierung
Akzente sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Phrasierung einer Schlagfolge. Sie entstehen, wenn im Fluss von Schlagabfolgen nur einzelne Schläge durch eine höhere Lautstärke hervorgehoben werden. So eine dynamische Hervorhebung kann auf Onbeats wie auch auf Offbeats erfolgen. Aus dem Wechsel von Onbeat- und Offbeat-Akzenten kann eine rhythmische Melodie entstehen und die rhythmische Intensität einer Schlagfolge erhöht werden.
Wird ein Groove auf der Basis eines 4/4 Taktes beständig auf den Onbeat Zählzeiten „Zwei“ und „Vier“, z. B. durch einen Snare-Schlag, deutlich hervorgehoben, spricht man von einer Backbeat Phrasierung.
Beispiel der Backbeat-Pharsierung
Fügt ein Drummer seinen 4/4 Bassdrum Grundschlägen und seinem Achtel-Mikrotime auf der Hi-Hat jetzt konstant auf den Zählzeiten „Zwei“ und „Vier“ einen Snare-Schlag hinzu, spielt er einen zweigeteilten (binären) Groove, der die rhythmische Basis unzähliger Popsongs ist.

Ein Beispiel für einen Groove mit einer druchgehenden Offbeat-Phrasierung findest Du im „T-Bone Shuffle“ hier.
Klang und Orchestrierung
Den Klang eines Grooves bestimmt, neben der Spieltechnik, zunächst die Kombination der in der Schlagfolge verwendeteten Trommeln und Becken. Diese Verwendung unterschiedlicher Instrumente des Sets wird Orchestrierung genannt. Die Gestaltung der Klanglängen der einzelnen Instrumente wird als Artikulation bezeichnet. Klang und Klanglängen prägen den Charakter einer Schlagfolge enorm.
Beispiel zur Phrasierung durch Klang
Würde der Drummer weiter seine Achtel auf der Hi-Hat spielen, diese aber jetzt leicht öffnen, wird die rhythmische Erscheinung der unveränderten Schlagfolge gewandelt. Während bei geschlossener Hi-Hat kurze, percussiv klingende Anschläge dominieren, bildet bei derselben Schlagfolge jetzt ein gleichförmiges Rauschen den Klang. Der Groove wirkt dann im Mikrotiming weniger bewegt und mehr auf den Puls bezogen. Eine Klang-Technik, die Ringo Starr gerne genutzt und populär gemacht hat.
Beiträge dieser Artikelserie zur Theorie
- Teil 1 – Puls und Tempo
- Teil 2 – Takt und Metrum
- Teil 3 – Unterteilungen und Mikrotiming
- Teil 4 – Phrasierung
- Teil 5 – Spielgefühl und Spieltechnik