Fragt man Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger, welcher Song die Begeisterung für die Trommeln geweckt hat, wird häufig der Instrumental-Hit Let There Be Drums von Sandy Nelson aus dem Jahre 1961 genannt.
Den dschungelartigen Groove im swingenden Gene Krupa und Cozy Cole Stil, eingepackt in den frühen Gitarren-Surfsound, wird wohl kaum jemand ohne steigenden Herzrhythmus anhören können.
Let There Be Drums wurde im September 1961 als Single aus dem gleichnamigen Album ausgekoppelt. Der 2:14 Minuten Instrumental-Hit aus dem Hause Imperial Records erreichte in kurzer Zeit Platz sieben der U.S. Billboard 100.
- „Let There Be Drums“ Version von 1961 (YouTube) aus dem Album Let There Be Drums
- „Let There Be Drums“ Version von 1966 (YouTube) von dem Live-Album Drum Discotheque (1)
Songwriter waren Sandy Nelson und Richard Podolor.
Song und Groove des Songs

Aus der Inspiration seiner Solowerke Let There Be Drums und Teen Beat durch die Schlagzeug-Hits Topsy 1 und Topsy 2 von Cozy Cole aus dem Jahr 1958 hat Nelson kein Geheimnis gemacht.
Let There Be Drums besetht aus einem schnellen Shuffle-Groove, dessen Basis auf drei Toms gespielt wird. Aufgebaut ist der Song im Wechsel eines A- und B-Teils. Im B-Teil des Songs ist das Schlagzeug mit einem konventionellen Swing-Groove Begleitinstrument zur Leadgitarre.
Die Melodie des Grooves ist einprägsam, ohne dabei auch nur eine Sekunde redundant zu werden. Das liegt wohl an dem feinfühligen Wechsel aus mal etwas mehr geraden Achteln und mehr hüpfenden Achtelschlägen im ersten Takt des zweitaktigen Basis-Grooves. Hinzu kommt eine hohe Dynamik. Die besonders markanten „herausknallenden“ Akzente auf den Zählzeiten 2-Und und 3-Und im zweiten Takt auf dem tiefer gestimmten Tom der Basis-Figur treiben den Beat kräftig voran.
Der aufregende A-Teil beinhaltet den Tom-Tom Groove mit dem hohen Wiedererkennungswert. Die schrittweisen Tonartverschiebungen von Gitarre und Bass nach oben im B-Teil erzeugen zusätzlich Spannung, so dass sich der Groove in seiner Intensität mit jedem neuen Chorus steigert.
Das Einüben und Nachspielen von „Let There Be Drums“
In dem 3,5 Minuten langen Video kannst du dir einen Überblick über die fünf wichtigesten Schlagabfolgen des Songs verschafffen.
Die Grafik zeigt drei Schritte zum Verstehen und Einüben der Schlagabfolgen. Die notierten Handsätze sind ein Vorschlag. Es ist natürlich auch möglich den Groove mit Achtel-Einzelschlägen oder nur mit Paraddiles zu spielen. Je nach dem, was sich besser anfühlt.

Die Version aus dem Jahr 1961 enthält einige Rimshots auf den Toms und zahlreiche weitere Feinheiten der Phrasierung. Diese sind hier nicht notiert.
In der vom Tempo und technisch gemäßigteren Live-Version aus dem Jahre 1965 werden die 2 und die 4 mit dem Sidestick zusätlich zur getretenen Hi-Hat markiert.
Der „Sandy Nelson Bassdrum Trick“
Einen interessanten Trick hat Sandy Nelson sich bei dem Jazz-Drummer Ben Pollack abgeschaut. Der Shuffle-Groove wird mit dem Stick auf der Bassdrum gespielt. Dabei wird die Bassdrum auf dem Puls gespielt und mit dem Stick werden die Und-Schläge hinzugefügt. Die mächtigen Tom-Akzente von Let There Be Drums können nun, sofern man die Unabhängigkeit der Bewegungen erreicht hat, mit der linken Hand auf den Groove aufgesetzt werden. Eine Integration der im Wechsel „Fuß-Stick-Fuß-Stick“ gespielten Bassdrum in Let There Be Drums demonstriert Sandy Nelson eindrucksvoll in dem nachfolgenden Video.
Der Drummer Sandy Nelson
Sandy (Sander) Nelson gehörte dem erlauchten Kreis der Los Angeles (Surf-) Musikerszene der 60er an. Er „besuchte dieselbe High School wie Jan Berry und Dean Torrence (Jan and Dean) und Kim Fowley.“ Nach seinem Schulabschluss spielte er in einer Band, „bestehend aus Richard Podolor, Bruce Johnston und Nick Venet. Daneben war er als Studiomusiker tätig, unter anderem 1958 für Phil Spector auf To Know Him Is to Love Him von den Teddy Bears, 1960 auf dem Nummer-eins-Hit Alley-Oop der von Kim Fowley produzierten Hollywood Argyles sowie auf diversen Aufnahmen von Gene Vincent.“ (3)
Nelson entdeckte seine Leidenschaft für swingende Grooves und das Schlagzeug, als er im Alter von sieben Jahren ein Gene Krupa Konzert besuchte. Ähnlich wie sein Vorbild Gene Krupa entschied sich Sandy Nelson gegen das Musikerleben als Sideman- und Studio- Drummer.
“I don’t care what it is as long as it sounds good. And that’s my first lesson in the record business: Just follow your heart. Whatever sounds good.“
Sandy Nelson, Interview Scott K Fish (4)
Zu seinem Markenzeichen wurden swingende Doppelschläge, Rudiments, marschartig-jazzige Grooves, scharfe Akzente häufig zusätzlich markiert mit Kantenschlägen (Rimshots). Das alles, im Aufnahmestil der Zeit, serviert mit einer ordentlichen Portion Hall. Die Instrumente und Kompositionen um das Schlagzeug herum wurden so, abgesehen von einigen Ausnahmen, zum Beiwerk.
Nelsonized
Nelson ist seinem Stil und Sound treu geblieben. An die großen kommerziellen Erfolge der ersten Hälfte der 60er wollte er wohl auch nicht durch stilistische Konzessionen anknüpfen. Sein letztes Album mit dem Titel „Nelsonized“ stammt aus dem Jahre 2008. Es wurde mit den wesentlich jüngeren Musikern der Band The Sin City Termites aufgenommen. Eine experimentelle Mischung aus Rockabilly, Psychedelic und Surfmusic. Und eine Fundgrube für feurige Grooves im Nelson Stil.
„I’m trying to say that I think most rock drummers, when they try to do a drum solo, they get so excited and they overplay, and they play fast, and they play one volume: LOUD! There’s no dynamics.“
Sandy Nelson, Interview Scott K Fish (5)
Sandy Nelson gab bis kurz vor seinem Tode am am 14. Februar 2022 noch im Alter von 82 Jahren immer mal wieder Konzerte in kleineren Clubs, in denen er in seiner humorvollen und liebenswert kauzigen Art Geschichten über das Schlagzeugspielen, den Jazz und verrückte Musikproduzenten der 60er Jahre erzählte. Zur Untermalung und Bekräftigung einzelner Sätze zauberte Nelson mit spontaner Begeisterung in der ihm eigenen Leichtigkeit der melodischen Stickführung jazzige Licks hervor.
Christian W. Eggers – 23. Mai 2021 (letzte Aktualisierung am 8. Mai 2023) – christian@stompology.org
Literaturtipp
„The Wrecking Crew: The Inside Story of Rock and Roll’s Best-Kept Secret“ – Ein spannendes und ausgezeichnetes Buch über die Los Angeles Musiker- und Produzentenszene der 60er Jahre.
Quellen und Anmerkungen
- (1) In dieser Version von 1965 wird die Bassdrum „four-on-the-floor“ gespielt
- (2) Video Sandy Nelson erklärt; hier zitiert aus dem Video yt1s.com – Sandy Nelson Fab 50s 911 H 264 Webcasting_360p.mp4 auf YouTube – Boulder City NV (Bühnenszene) und aus dem Video Sandy Nelson Rock & Roll von Daniel Trujillo (Sandy Nelson erklärt den Bassdrum-Trick in seinem Haus); beide Videos auf YouTube
- (3) Wikipedia über Sandy Nelson
- (4) und (5) Scott K Fish, 2015, „Sandy Nelson Interview: Just Follow Your Heart„