Berühmt (und auch bei Musikern gefürchtet) ist der T-Bone Shuffle von T Bone Walker, weil er in einer dezenten „Gegenrhythmik“ zur gewöhnlichen Shuffle-Figur gespielt wird. Bezeichnet wird diese Spielweise als Back Shuffle oder auch als Stumple Shuffle. Dazu unten mehr.
Zur Geschichte des Songs
Der „T-Bone Shuffle“ erschien erstmals als B-Seite der Single „Papa Ain’t Salty“ bei Atlantic im Jahre 1954. Beide Songs wurden von T-Bone Walker komponiert. In seiner scheinbar naiven Schlichtheit ist der „T-Bone Shuffle“ mehr im Jump Blues der 40er Jahre als im R&B der 50er verwurzelt. Die kurzen und leisen Bläser Big Band Phrasen geben dem Song eine Ballroom Atmosphäre.
Der Groove
Auf der Basis einer verbreiteten Boogie Piano Rhythmusfigur und einem in Vierteln schreitenden Contrabass (Walking Bass) spielt der Schlagzeuger einen Snare Besengroove durchgehend geschlagener Shuffle Achtel (rechte Hand), während der kreisende Besen (linke Hand) für das fließende Rauschen sorgt. Soweit entspricht der Groove einem konventionellen Shuffle.
Für zusätzliche Spannung sorgt die Akzentuierung der feinen Besenschläge. Akzente erfolgen ausnahmslos und im Fluss auf den Offbeats, den mit ternärer Dehnung gespielten „Und-Zählzeiten“: „Eins-Und-Zwei-Und-Drei-Und-Vier-Und“.
Diese Offbeat-Phrasierung des Shuffles steht in einem Konflikt mit der gewohnten Shuffle Onbeat-Spielweise der Band („Eins-Und-Zwei-Und-Drei-Und-Vier-Und“).
Die durchgehende Betonung von Offbeats bewirkt ein Vorantreiben. Werden alle Offbeats des Schlagzeuges so sanft und fließend wie im T-Bone Shuffle betont, entsteht ein unaufdringlicher Shuffle-Gegenrhythmus, der im Hintergrund für zusätzliche rhythmische Bewegung sorgt.
Hier kannst Du im Notenbild sehen, wie Du den „T-Bone Shuffle“ spielen kannst:


Nicht ganz einfach – Der „umgekehrte Shuffle“
Wenn man jahrelang Shuffles geübt hat und die Aufmerksamkeit auf den Fluss mit den Betonungen der Zwei und der Vier verinnerlicht ist, braucht es etwas Geduld beim Einüben des „stolpernden“ Shuffles. Das klingt anfangs ein weing nach Polka, aber nach und nach stellt sich der Fluss mit dem Shuffle-Gefühl ein.
Mit den Sticks gespielt
Als Stick-Schlagfolge (wie im Beispiel Tell Me What’s The Reason) der rechten Hand bietet sich an, die gewohnte Shuffle Schlagtechnik „Downstroke – Upstroke – Downstroke – Upstroke“ umzukehren, so dass die Downstrokes jetzt auf den Offbeats erfolgen. Damit sind die Offbeats „automatisch“ betont.
Mit den Besen gespielt
Nicht einfach, weil zunächst sehr ungewohnt, ist die Koordination gleichmäßiger Kreisbewegungen des Besens mit der Shuffle-Schlagfolge im „Gegenrhythmus“ zu der Onbeat-Akzentuierung der Mitmusiker und zur Hörgewohnheit der üblichen Shuffles mit der Betonung auf den Puls-Zählzeiten 2 und 4.
Beispiel-Video „T-Bone Shuffle“ mit den Besen gespielt
Wichtig ist das weiche und gleichmäßige Spiel und die feinfühlige Akzentuierung der Offbeats damit der Fluss seine triolische Beschwingtheit behält.
Bei den Kreisbewegungen der linken Hand gibt der Puls der Bassdrum Orientierung: Auf der „Eins“ und der „Drei“ erfasst der Kreisbogen den oberen Rand der Snare, auf der „Zwei“ und der „Vier“ den unteren Rand. Zur Einübung des Kreises auf der Snare siehe hier , „Übung – Kreisen mit den Jazz-Besen“.
Der Drummer – Oscar Lee Bradley
Die Originalaufnahme wurden von Oscar Lee Bradley getrommelt. Bradley verkörperte den typischen Sideman-Drummer der 40er und 50er Jahre: beim Publikum wenig bekannt, unspektakulär im Spiel aber von fundamentaler Bedeutung für das Gelingen zahlreicher Blues Klassiker.
1947 holte T Bone Walker den Jazzdrummer Bradley in seine Band. Bradley wirkte bei Walkers Sessions für Black & White Records mit und ist u. a. in „Call it Stormy Monday“ und „Drifting Blues“ zu hören. (Quelle: wikipedia)
Christian W. Eggers – 18. Mai 2021 – Letzte Aktualisierung am 24. Januar 2023 – christian@stompology.org
Quellen
- Schlagzeug Transkription (Noten): Christian Eggers
- Video: Jan Falckenberg, „trommla“ drummerforum.de
- „Reclams Jazzlexikon“ und „All that Jazz“ von Michael Jacobs
- wikipedia über Oscar Lee Bradley
T-Bone Walker ist einfach nur genial!
Rhythmisch wie harmonisch. Letzteres, einfach nur rotzcool!
Er ist dein essenzieller Knotenpunkt der modernen Musik.
Danke an Christian, dass diese musikalisch verbindende Persönlichkeit, sowohl im musikhistorischen Sinne, wie auch als Bindeglied, zwischen Schlagzeuger und Gitarristen einen schönen Gut konturierten Beitrag erhalten hat.
Sehr schön, sehr liebevoll gemacht. (Und ich bin kein Drummer.) (Nicht mal Bassist.)