Übung – Turnaround Fill-in

In diesem Artikel geht es um die Spielweise im Turnaround eines Songs. Turnarounds kommen in Songs vor, die nach dem sogenannten Bluesschema aufgebaut sind. Das sind nicht nur Blues-Songs, sondern auch Kompositionen die dem Jazz, Boogie Woogie, Rock’n’Roll und dem Soul zugeordnet werden.

Turnarounds markieren das Ende eines Chorus und leiten zum neuen Chorus über

Gemeinsam ist den Songs im Blues-Schema, dass sie keine Verse und keinen Refrain im eigentlichen Sinn enthalten. Die inhaltliche Thematik spielt sich innerhalb von meist zwölf  oder acht Takten in der „Bluesform“ ab. Spannung und Steigerung werden durch den harmonischen Bogen von Tonika, Subdominante und Dominante erzeugt.

Typisches (Gitarren-) Intro eines Bluessongs: Der chromatische Lauf, hier als Triolen in der Tonart E gespielt, setzt auf der Zählzeit Zwei des ersten Taktes ein. Es folgt ein weiterer Takt bestehnd aus E im ersten Viertel und H7 im zweiten, dritten und vierten Viertel. Danach geht es dann endlich los. Dieses Intro wiederholt sich im Turnaround (siehe unten) und kann durch Drum Fills an Dramatik gewinnen.

Ein 12 Takte Bluessong beginnt nach dem Intro mit vier Takten Tonika (hier E7); es folgen je zwei Takte Subdominante (hier A7) und Tonika, je ein Takt Dominante (H7) und Subdominante und wieder zwei Takte jeweils als Tonika und Dominate. Die letzten beiden Takte bilden den Turnaround.

So einen Bogen nennt man Chorus . Ist er „durchgespielt“ folgt der nächste Chorus in gleicher Spielweise. Damit es nicht langweilig wird, werden die Chorusse an ihren Übergängen hervorgehoben. Man hört also genau, wo ein neuer Chorus beginnt. Diese Hervorhebung wird Turnaround genannt. Er markiert über zwei Takte das Ende eines Chorus und leitet zum nachfolgenden Chorus über (siehe Abbildung). In einem 12 Takte Bluessong sind dieses die Takte 11 und 12 und in einem 8 Takte Bluessong erfolgt der Turnaround in den Takten 7 und 8.

Eine häufige Form neben dem zwölftaktigen Chorus ist der achttaktige Bluessong-Ablauf. Die ersten vier Takte bilden den „Call“, eine Fragestellung, die letzten vier Takte mit dem Turnaround gehören der Beantwortung, „Response“ genannt.

Fill-ins zur rhythmischen Gestaltung des Turnarounds

Schlagzeug Fill-ins sind kurze Variationen oder Erweiterungen der Groove-Schlagfolge und sie markieren die Wendepunkte in einem Song. So ein Wendepunkt ist natürlich auch ein Turnaround.

In einem 8-taktigen Bluesschema bietet es sich an, ein Fill-in nur im letzten Takt des zweitaktigen Turnarounds zu spielen. In der obigen Abbildung kannst Du als Beispiel sehen, wie Du Fills im Turnaround anbringen kannst.

Auf der Vier enden

Den Variationsmöglichkeiten zur Markierung des Turnarounds sind kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist jedoch, dass der Fill das Ende des letzten Taktes deutlich hervorhebt. Die Schlagfolge sollte also auf der Vier des zweiten Taktes eines Turnarounds enden.

Nicht so „jazzig“ klingt es, wenn Turnaround-Fills zur „Eins“ des neuen Chorus führen und diese dann – so wie in der Rockmusik und im Bluesrock passend – krachend betonen.

Passend ist es, auf der Vier des letzten Taktes des Chorus eine Markierung durch einen Akzent zu setzen (siehe Abbildung „Variationen) und damit den Abschluss eines Spannungsbogens und der innerhalb dieses Bogens den Response-Teil zu besiegeln. Der Fill entspricht damit der Dramaturgie eines Blues-Songs.

In diesem Hörbeispiel sind die Akzente mit den Besen sehr laut gespielt. So kannst du genau hören, wo sie „sitzen“. Im Zusammenspiel mit der Band geht es natürlich dezenter angemessen. Die 2-taktigen Fills entsprechen den oben in der Grafik gezeigten Noten.

Beispiel Fill-in im letzten Takt eines Chourus „Ugeda Fill“

Nachfolgendes Beispiel zeigt einen Fill, bestehend aus einer Viertel und Achtel Kombination (wie oben in der Variante 2 gezeigt) und einem Snare und Becken Akzent auf der Vier. Der Fluss und das Gefühl beim Spielen ist dabei „dreigeteilt“. Man kann es auch so sehen und hören: Die Bassdrum ersetzt auf der 1, 2 und 3 jeweils das erste Triolenachtel einer Achteltriole.

Hörbeispiel für einen „Ugeda-Fill“
Die Laut-Melodie kann Dir helfen, diesen Fill umzusetzen: „Ugeda – Ugeda – Ugeda – Peng“. Die Melodie lässt sich durch unterschiedliche Akzente natürlich individuell und je nach Können noch viel Abwechslungsreicher gestalten.

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und der Fortentwicklung der Turnaround-Fills.

Christian W. Eggers – 18. Juni 2021 – christian@stompology.org

Quellen

  • Fritsch, Kellert, Lonardoni: Harmonielehre und Songwriting, Leu-Verlag
  • Kellert, Peter; Fritsch, Markus: Arrangieren und Produzieren, Leu-Verlag
  • zum „Ugeda-Fill“: Andy Gillmann; Top 10 Fills & Licks, CD, Leu-Verlag

Übung Stick-Rebound

Trift der Stick auf ein Becken oder eine Trommel, prallt er von der Spielfläche zurück und dieser Rebound (= Rückprall)  kann nutzbar gemacht werden. Die Intensität des Rebound ist nicht nur durch die Schlagenergie bestimmt, sondern auch von den Faktoren der Beschaffenheit der Spielfläche, der Sticks und der Stickführung. Im Gegensatz zum Pressschlag wird der Stick nicht auf das Fell gedrückt, sondern sehr locker gehalten.

Der Rebound kann für eine Ökonomie der Bewegungen verwendet werden. Je mehr der Rückprall ermöglicht wird, um so weniger müssen Handgelenk und Unterarm die Ausgangshaltung für den folgenden Schlag herstellen. Die Energie aus dem Rückprall „führt“ den Stick nahezu in die Ausgangsposition zurück und das ist bei schnellen Schlagfolgen von großem Vorteil. Und es klingt auch noch gut!

Hörbeispiel für den Rebound mit dem Stick auf der Becken-Kuppe

Weiter ist es mit der Rückprallenergie möglich mit nur einer Schlagbewegung zwei Schläge zu erzeugen. Diese Doppelschläge sind häufig Bestandteil von Fill-ins und kurzen Schlagzeugsoli.

Rebound und Stickhaltung

Rückschlagenergie kannst Du dann nutzen, wenn die Sticks nicht umklammert werden. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen die lockere Stickhaltung.

Der Traditionel Grip ist nicht schwerer zu erlernen als der Matched Grip. Schwer ist aber das Umlernen, wenn über Jahre mit dem Matched Grip gespielt wurde. Seinen Ursprung hat die „alte Haltung“ in der Militärmusik, bei der diese Haltung durch die schräge und seitliche Position der Trommel am Körper erzwungen war. Der Traditional Grip fördert die Unabhängigkeit der linken Hand von der rechten und er erleichtert ein sehr leises Spiel, was bei Ghost Notes besonders von Vorteil ist.
Die Grundtechniken der Stick-Haltung: Werden die Sticks mit der linken und der rechten Hand so gehalten, wie die Haltung hier für die führende Hand gezeigt ist, spricht man vom Matched Grip. Wird der Stick in der linken Hand (bei Linkshändern wäre es dann die rechte Hand) abweichend von der Rechten so gehalten, wie in der oberen Abbildung „linke Hand“ gezeigt, wird das als Traditional Grip bezeichnet.

Video Zeitlupe Stickführung

Hier siehst Du die Stickhaltung und die Stickführung in Zeitlupe beim Ride auf auf der Beckenkuppe zum obigen Hörbeispiel.

Übung – Kreisen mit dem Jazzbesen

Besen sind eine Welt für sich. Du kannst mit den Jazzbesen wischen, rauschen, tapsen, stampfen und rühren. Den Klangvariationen sind kaum Grenzen gesetzt. Ich kenne kein Percussion-Werkzeug für Trommeln und Becken, das so viele unterschiedliche Klänge wie der Besen erzeugen kann.

Beispiel-Video für das Besenspiel – Swing

Hier kannst Du anschauen und anhören wie die rechte Hand ( bei Linkshändern die Linke) den „Swing-Ride“ zum
kreisenden Besen spielen kann.
Es gibt viele Möglichkeiten und die hier gezeigte eignet sich gut für langsame bis mittelschnelle Jazz-Songs.

Kreisen im 4/4 Takt

Der kreisende Besen erzeugt ein akzentloses auf den Puls bezogenes Rauschen. Bei sehr ruhigen Kompositionen sorgt das Rauschen für Atmosphäre und unaufgeregten Fluss. Wenn Du Rechtshänder bist, kreist Du mit links. Linkshänder kreisen mit der rechten Hand. Mit der freien Hand können dem Rauschen Akzente und Shuffle-Figuren (siehe unten Noten zum „T-Bone Shuffle“) hinzugefügt werden und so spannende Grooves entstehen.

In einem 4/4 Takt ergeben sich vier Halbkreise bzw. zwei Vollkreise.

1. Übungsschritt

Spiele auf der Bassdrum leise einen durchgehenden Puls in einem unteren Medium-Tempo.

2. Übungsschritt

Bilde mit einer gleichmäßigen Wischbewegung einen Halbkreis vom oberen Rand der Snare zum untern Rand der Snare. Starte auf einem Pulsschlag der Bassdrum. Dabei zählst Du „tri-oh-la“. Du landest mit der gleichmäßigen Bewegung im triolischen Fluss auf „la“ jetzt am unteren Rand der Snare (siehe obige Abbildung).

3. Übungsschritt

Jetzt startetest Du auf dem 2. Bassdrum-Puls die Halbkreisbewegung von unten nach oben. Wieder mit „tri-oh-la„. Du landest mit der Wischbewegung jetzt wieder am oberen Rand der Snare.
Setze einfach mit Schritt 2 das Kreisen fort, so dass auf jeden Pulsschlag ein Halbkreis erfolgt.

4. Übungsschritt

Ein gleichmäßiges Rauschen mit einem leichten Impuls auf den Grundschlägen entsteht, wenn Deine Halbkreise sich ohne Unterbrechungen zu fließenden Vollkreisen im Puls von 2 leisen Bassdrumschlägen verbinden. Dabei kann es helfen, sich vorzustellen, dass man auf die Snare mit einem Pinsel weiche Kreise malen möchte und den Pinselstrich dabei nicht absetzen und unterbrechen will.

Kreise im Notenbild

Jazzmusiker notieren das Kreisen auf unterschiedliche Weise. Hier ein Beispiel für den „T-Bone Shuffle“. Vier Halbkreis-Bögen innerhalb eines 4/4 Taktes:

Video „Kreisen mit dem Jazzbesen“

Wenn Du auf den Bassdrum-Schlägen den Halbkreisbewegungen einen kleinen Schubs gibst, ensteht eine leicht „schlurfende“ Rhythmik. In der Kombination mit Shuffle-Schlagfolgen – gespielt mit der freien Hand – enstehen dann spannende Grooves.

Wie immer dauert es etwas, bis sich Leichtigkeit und Fluss einstellen. Das triolische Kreisen kannst Du übrigens überall üben ohne Mitmenschen auf die Nerven zu gehen: am Küchentisch auf einer Zeitung, vor dem Fernseher oder mit der Hand auf dem Schreibtisch.

Vertiefend „Kreisen mit Offbeat Akzenten“: https://stompology.org/2022/04/24/mit-den-jazz-besen-kreisen-und-shuffeln/

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