Der Snowshoe zum Selbstbau – Teil 3

Der erste Teil dieser Artikelserie befasste sich mit dem Bau der Grundplatte, der Pedalplatte und der Verbindung dieser Platten durch ein Scharnier. Im zweiten Teil zur Bauanleitung eines Snowshoes, auch Charleston Pedal genannt, ging es um die Montage der Becken, die Auswahl eines Fußriemens und die Lackierung. Der hier zu lesende dritte Teil beschreibt die Montage eines Rückholmechanismus des Pedals.

Grundsätzlich lässt sich der Snowshoe auch sehr feinfühlig ohne so einen Mechanismus spielen. Bei schnelleren Grooves mit einem „Ring-out“, wie im Second Line Drumming, ist es jedoch kräftesparend und vom Gefühl her angenehm, wenn die Bewegung der Ferse zur Trennung der Becken unterstützt wird (siehe Video „Snowshoe in Aktion“).

Das Foto zeigt den Snowshoe, auch Charleston Pedal genannt. Der Bügel dient als Feder und als Halterung für den Gummistropp, der das Top-Becken nach oben schwingen lässt. Woher bekommt man so einen Bügel? Ich habe den Griff einer Malerrolle zweckentfremdet.

Wie bei einer Hi-Hat ist der Snowshoe mit einem Feder-Mechanismus versehen. In meiner Konstruktion wird statt einer Metallfeder ein Gummistropp mit der Stärke von 7 mm verwendet (siehe Abbildung). Möglich ist also auch das Einhängen einer handelsüblichen Zugfeder zwischen Pedal und dem Haltebügel. Der Gummizug ermöglicht jedoch durch das Setzen von Stopperknoten eine sehr feine Einstellung des Drucks und die Funktion des Rückschwungs ohne die Nebengeräusche einer eingebauten Sprung-Mechanik.

Mit zur Rückholung des Top-Beckens trägt der Einsteck-Bügel aus Metall bei. Er hat eine Stärke von 7 mm und bewegt sich durch seine Biegefähigkeit nach dem Schließen der Becken zurück in seine Ausgangsposition.

Da der Snowshoe bequem transportabel sein soll, ist der Bügel zum Einstecken in eine ca. 4 cm Tiefe Bohrung konstruiert (siehe nachfolgendes Video). Auch lässt sich damit der Federmechanismus leicht abbauen, wenn er nicht für kräftige „Ring-out“ Spielweisen benötigt wird. Der Bügel stammt aus dem Baumarkt (Malerbedarf) und wurde aus dem Griff einer Malerrolle angefertigt.

Das Video zeigt die Montage des Federmechanismus. Der Bügel ist herausnehmbar, damit der Snowshoe leicht zu transportieren ist. Die Enden des Zuggummis werden mit einfachen Knoten auf die gewünschte Länge und damit auf die gewünschte Zugspannung gebracht.

Der Bau des Zugmechanismus ist einfach. Du benötigst dafür Ösen. Die am Bügel oben zu sehende Befestigungsmöglichkeit für das Zuggummi besteht aus zwei miteinander verschraubten Kunststoff-Leitösen aus dem Bootszubehör (siehe Detailaufnahme in der Mitte des Fotos).

Links: die Steckvorrichtung für den Bügel; Mitte: Halterung für das Zuggummi aus zwei Leitösen; Rechts: Leitöse auf dem Pedal.

Zur Haltbarkeit lässt sich sagen, dass die Konstruktion bei regelmäßiger Nutzung seit einer Woche bisher keine Ermüdungen zeigt. Genaueres lässt sich wahrscheinlich nur aus der Beobachtung über einen längeren Zeitraum feststellen.

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und Basteln. Sollte sich jemand nach dem Lesen dieser Artikelserie tatsächlich die Mühe des Selbstbaues machen, freut sich der Autor über Ideen und Erfahrungen.

Christian W. Eggers, christian@stompology.org

Letzte Aktualisierung dieses Beitrags: 1. Februar 2021

  

Second Line Parade-Style am Drumset

Zahlreiche Grooves der Hits des frühen Rock ’n‘ Roll basieren auf der teilweisen Übernahme des Second Line Parade-Styles der New Orleans Brassbands. Die den Groove beherrschenden Press Rolls und die ausklingenden Hi-Hat Becken auf der Zwei und der Vier sind heute nur selten zu hören. In diesem Artikel geht es um diese alte Spielweise, die auf das Drumset übertragen wird.

Das Video zeigt die sehr frühe Spielweise eines Second Line Grooves am Schlagzeug.

Mit der Verbreitung des Drumsets ab 1899 und der Gründung der ersten „stationären“ Bands standen New Orleans Drummer vor einer neuen Herausforderung. Das Zusammenspiel der von mindestens zwei Musikern gespielten rhythmischen Figuren der Street-Parade sollte erhalten bleiben und in die neue Zeit der Jazzbands hinübergerettet werden. Komplexe Figuren und Klänge der kleinen Trommel und der Basstrommel mit Becken wurden jetzt durch „den einen Drummer“ erzeugt.

Was bedeutet Second Line?

„Second Line (engl., „zweite Reihe“). Bezeichnet im New Orleans der frühen Jahre die Schar der Jugendlichen, die hinter den Straßenkapellen (Street Bands, Brass Bands oder Marching Bands) hersprangen und -tanzten. Second lining bildete für viele New Orleanser Musiker eine erste wichtige Etappe ihrer jazzmusikalischen Sozialisation.“

Reclams Jazzlexikon

Merkmale der Second Line Grooves

Die charakteristischen Merkmale der afrokubanisch und durch die europäische Marschmusik geprägten Second Line Grooves sind

  • das Spiel der Marsch-Basstrommel und des an ihr befestigten kleinen nachklingenden Beckens im Two-Beat, ergänzt durch Double Down Beats;
  • das Spiel auf der kleinen Trommel, der Snare, mit der Übernahme von Press Rolls in verschiedenen Kombinationen von Einzelschlägen mit ihren Akzenten sowie
  • in 2-taktigen Figuren ein kräftiger Akzent auf der Zählzeit Vier
  • alle Achtel-Schläge werden in triolischer Dehnung (also im Swing) gespielt.
Die Noten zeigen eine bekannte Two-Beat Figur der New Orleans Brassbands: Auf der Vier im zweiten Takt folgt ein „Double Down Beat“ mit einem kräftigen Akzent

Nachfolgend kannst du erfahren, wie diese Spielart umgesetzt werden kann.

Second-Line-Drumming-Basic

Zusammenspiel der Bassdrum und der Hi-Hat

Der Part des kleinen Beckens, in der Parade mit dem Wire Beater gespielt, wird am Set mit dem linken Fuß mit dem „Snowshoe“ oder später mit der Hi-Hat gespielt. Die Marschbasstrommel, zunächst einfach auf den Boden gestellt, wird mit dem rechten Fuß über den Bassdrum Beater geschlagen. Insoweit ergeben sich keine Besonderheiten zu einem modernen Drumset.

Das Ding mit dem „Tsching“

Der Beckenklang der Hi-Hat oder des Snowshoes bleibt jedoch in der Tradition der Brass Bands bestehen. Die Funktion des mit dem Wire Beater („Caot Hanger“) gespielten Beckens auf der Basstrommel, übernimmt der „Snowshoe“ bzw. die Hi-Hat. Die Besonderheit liegt in der Erzeugung von „offenen“ Beckenklängen. Statt des „Tschipp“ der nach dem Aufeinandertreffen geschlossenen Becken, wird das „Tsching“ der aneinander schlagenden Becken durch die sofortige Öffnung des Pedals erzeugt.

When New Orleans drummers use the hi-hat by foot, they like is loud and “double clinging”, stemming from the brass bands coat hangers sound. Very often they let the hi-hat ring out open on the 2nd-4 accent or, during the „out chorus“, on all backbeats.

Antoon Aukes, „Second Line – 100 Years Of New Orleans Drumming“, Seite 32
Erleichtert wird ein “Ring-out” durch die Verwendung eines kleinen und leichten Top-Beckens. Hier im Bild ist ein leichtes 13 Zoll Splash Becken zu sehen. Das untere Becken ist stark schräg eingestellt.

Das Gerüst des Zusammenspiels von Bassdrum und Hi-Hat bildet die Two-Beat Spielweise mit Double Downbeats, Offbeat-Bassdrums sowie dem Akzent auf der „Vier“ synchron auf dem Becken und der Bassdrum gespielt.

New Orleans Drummer haben Elemente des traditionellen Second Line Drumming im Jazz und später im R&B in zahlreichen Basis-Grooves beibehalten. Ein berühmtes Beispiel für das Anknüpfen an die Spielweises der New Orleans Brassbands ist der Schlagzeugpart in dem Song „I’m Walking“ von Fats Domino.

Einüben der Beinarbeit

Auch wenn Second-Line Grooves als 4/4-Takte im Tow-Beat (Wechsel von Bassdrum und Hi-Hat, Bassdrum auf der 1 und der 3, Hi-Hat auf der 2 und der 4) notiert werden, empfiehlt sich das Einüben entsprechend der afrokubanisch geprägten Schlag-Melodie. Du zählst die ersten drei Bassdrum-Schläge und singst die Melodie: “Eins Zwei Drei ba dam dam“ und so weiter (siehe nachfolgendes Video).

Die Hi-Hat oder auch der Snowshoe ersetzt am Set das in der Parade mit dem “Coat Hanger” (Wire Beater) gespielte Becken. Die Besonderheit ist, dass die Becken auf der Zwei und der Vier ausklingen und nicht, so wie meist erlernt, in einem 4/4-Takt auf der Zwei und der Vier mit einen „Tschipp“ geschlossen werden. Diese Spielweise ist etwas gewöhnungsbedürftig. Dabei ist auch zunächst Muskelkater in der Wade vorprogrammiert.

Einüben des Snare Drum Parts

Die hier beschriebene und in den Noten gezeigte Figur (siehe oben) in zwei Takten besteht aus drei Press Rolls im Backbeat (auf 2 und 4) und Achtel-Schlägen im zweiten Takt der Figur auf den Zeiten 3 und 4.

Press Rolls rollen mit einer lockeren Handhaltung, die das Eigengewicht des Sticks nutzt. Von Vorteil sind schwerere Sticks mit runden Köpfen. In dem Video kannst du sehen, wie die linke Hand „rollt“. Sicher geht das alles noch besser, aber das Prinzip wird deutlich. Die einzelnen Achtel im zweiten Takt sollten etwas “hüpfen”, so dass ein tirolisches Gefühl entsteht.

Kann die historische Spielweise auch in den Rock ’n‘ Roll übernommen werden?

Stelle dir vor, deine Band will „Memphis, Tennessee“ von Chuck Berry einüben und du spielst den Groove „Second lining“. Also, mit Press Rolls, Double Downbeats und dem „double clinging” der Hi-Hat. Das klingt aufregend und groovt enorm. Vielleicht mögen das die Musikerinnen und Musiker deiner Band und lassen sich auf das Alte als etwas Neues ein.

Christian W. Eggers, letzte Akualisierung dieses Beitrags am 11. November 2021 – christian@stompology.org

Quellen:

How To Play The Snowshoe

Letzte Aktualisierung dieses Beitrags am 21. Dezember 2020

Nach wochenlanger Bastelarbeit ist es soweit: Der selbstgebaute Snowshoe für das Spiel im New Orleans Second Line Stil am Drumset ist einsatzfähig. In diesem Artikel erfährst Du etwas über die Spielweise des Backbeats (bzw. Afterbeats) mit den Becken, über die Geschichte des „Snowshoes“, auch Charleston-Pedal genannt, und wie die New Orleans Brassbands das Spiel am Drumset beeinflusst haben.

Demonstration zum Klang und zur Spielweise

Der Klang und die Spielweise einer Second Line Figur für Basstrommel und Becken kannst Du im nachfolgenden Video anhören und anschauen.

Für kräftige und schnellere Grooves mit einem „Ring-out“ der Becken, ist ein einfacher Sprungmechanismus vorteilhaft.

Das Video zeigt nur eine von vielen möglichen Kombinationen der Bassdrum mit dem Snowshoe. Gemeinsam ist allen Figuren, dass der offene Nachklang zweier aufeinander treffender Becken im Stil der militärischen Marschkapellen den speziellen Sound des Second Line „Streetbeat“ ausmacht.

Schlagzeug-Noten New Orleans Drumming

Gegenüber der Hi-Hat hat der Snowshoe den Vorteil, dass der „Tsching“-Nachklang direkt mit dem Fuß ohne viel Kraft allein aus der Gelenkdrehung erzeugt werden kann. Die Spielweise ist zunächst sehr ungewohnt. Ich habe einige Stunden zur Umgewöhnung benötigt. Ich meine, die Mühe lohnt sich.

Eine Bauanleitung zum Selbstbau des schon sehr lange nicht mehr im Handel zu findenden Snowshoes findest Du hier.

Zur Geschichte des Snowshoes

Das Becken-Pedal hat im Lauf der Zeit verschiedene Bezeichnungen erhalten. Die Firma Ludwig verkaufte bis in die 30er Jahre das Pedal unter der Bezeichnung „Charleston Cymbal“. Unter Schlagzeugern hatte sich der Begriff „Snowshoe“ durchgesetzt.

Ludwig Katalog von 1928, Seite 63. Die Ausführung des Herstellers Ludwig hatte, im Gegensatz zu einigen anderen Herstellern, ein Sprungfeder-Scharnier. In der Beschreibung ist ein Hinweis zur Spielweise enthalten: „for left foot after-beats“. Quelle: Clay Taylor Greene, http://www.drumarchive.com/Ludwig/ , Link zum Katalog: http://www.drumarchive.com/Ludwig/1928_LUDWIG.pdf

Der Snowshoe ist aus einer Notwendigkeit entstanden. Diese hatte mit der Einführung des Drumsets ( Entwicklung 1899 bis 1918) parallel zur Gründung der ersten Jazz Bands zu tun. So wurden die Schlaginstrumente und Spielweisen der Rhythmussektion einer New Orleans Brassband auf die Ausführung durch nur eine Person, jetzt sitzend vor den Trommeln und Becken, übertragen.

Der Snowshoe übernahm daher zunächst allein den Part des kleinen Beckens auf der Marsch-Basstrommel, welches mit dem „Wire Beater“ gespielt wurde und auch noch in Second Line Paraden in New Orleans so gespielt wird (siehe hier).

Einen Hinweis zur Spielweise enthält die obige Beschreibung des Ludwig Kataloges aus dem Jahre 1928: „for left foot after-beats“. Mit „Afterbeats“ sind in einem 4/4-Takt die Pulsschläge 2 und 4 gemeint. Hinzu kommt der sogenannte „Duoble Downbeat“, der später in das Repertoire der Swing-Drummer für Hi-Hat und Crash-Becken übernommen wurde und eine enorm treibende Wirkung erzielt. Ein Beispiel hierfür ist das Spiel von Gene Krupa in dem Song „Stompin’ At The Savoy“.

Der Snowshoe übernahm das kleine Becken, welches in den New Orleans Brassbands an der Marsch-Basstrommel befestigt ist. Typisch ist der mit dem Snowshoe gespielte Afterbeat (heute Backbeat genannt) mit einer Kombination aus Double Downbeats sowie einer durch Lautstärke hervorgehobenen Vier.

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und Experimentieren! Vielleicht haben Leserinnen und Leser auch eigene Erfahrungen sammeln können. Wie immer freue ich mich über Nachrichten hierzu. christian@stompology.org

Christian W. Eggers, 12. Januar 2021, letzte Aktualisierung am 11. März 2021

Quellen:

Create your own Brassband – Multi-Tracking Video-App „MelodyLab“

Zusammen musizieren in Zeiten der COVID‐19‐Pandemie ist unvernüftig und je nach aktuell bestehenden Regelungen verboten. So wundert es nicht, dass Bands, Musikerinnen und Musiker nach technischen Möglichkeiten einer virtuellen Zusammenkunft suchen. Oder auch nur unkompliziertes Homerecording ihrer Musikwerke verwirklichen möchten.

Eine kostenfreie und einfache Möglichkeit zum Zusammenspiel bietet die Video- und Audio-App“ MelodyLab“ des schwedischen Entwicklers Mats Eriksson. Die App wurde im Jahr 2016 für Apple Produkte konzipiert und funktioniert ohne Einschränkungen auf jedem iPhone. Als Zubehör ist ein Kopfhörer oder Ohrhörer mit Kabelverbindung notwendig. Nicht kompatibel ist die App mit Bluetooth Headphones. Die App ist im Apple App Store kostenfrei herunterzuladen.

Im App Store wird die App so beschrieben:

“Record a video of yourself when you play an instrument or sing, then add more recordings and create your own song. When finished, export video to photo album and share it with your friends. With MelodyLab you can be your own band!“

Screenshot MelodyLab im Apple App Store. Die App gibt es bisher nur in einer kostenfreien Version, die in einem erträglichen Umfang Werbung am unteren Rand der Bedienungselemente einblendet. Im fertiggestelleten Video ist ein relativ dezenter Hinweis auf den Namen der App enthalten (siehe Video unten „The Big Easy“).

Datenschutz und personalisierte Werbung

Die App ist zwar kostenfrei, dennoch (oder gerade deshalb) hat sie ihren Preis. Dieser besteht in der Sammlung und Auswertung von Nutzeraktionen zur Übersendung von personalisierter Werbung an die jeweiligen Nutzer. Leider bietet der inzwischen offenbar inaktiver Hersteller keine kostenpflichtige Version ohne Datensammlungen zum Zweck der Werbung an. Denn diese haben es in sich! Nachdem mein iPhone mehrfach die Kopfhörerlautstärke ungefragt heruntergeregelt hat (Gehörschutz), zeigte die App eine Woche später tatsächlich Werbung für Hörgeräte an (siehe folgende Abbildung).

Personalisierte Werbung am unteren Rand des Layouts der MelodyLap App nach mehrfacher und automatischer Runterregelung der Lautstärke durch das iPhone.

So funktioniert die MelodyLab App

Du nimmst ein Video Deines Musikparts im üblichen Apple MOV‐Format auf. Nun importierst Du das Video in die App mittels der Import‐Taste. Jetzt kannst Du der Aufnahme bis zu acht weitere Video‐Parts hinzufügen. Selbstverständlich können Videos auch zwischen verschiedenen Personen ausgetauscht werden und jeder, der im Besitz der App ist, kann Parts des Projekts importieren und einspielen. Laustärkeverhältnisse zwischen den einzelnen Videos lassen sich recht genau über Schieberegler abstimmen.

Screeshot des Layouts der Bedienungselemente der MelodyLab App.

Bedienung der MelodyLab App

Die Bedienung ist einfach. Das übersichtliche Layout der App erklärt alle Funktionen, ohne dass sie nachgelesen werden müssen (siehe obige Abbildung). Das macht Freude und man kann sich ganz auf die Musik konzentrieren.

Einsatz der App für das Schlagzeugspiel

Für Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger ergibt sich eine Einschränkung beim Monitoring über den notwendigen Kopfhörer: Naturgemäß braucht es zum Overdubbing eines Musikparts mit einem akustischen Schlagzeug kräftig etwas auf die Ohren. Denn das Schlagzeug darf die bestehenden Aufnahmen beim Einspielen nicht übertönen, so dass es mühsam wird, synchron und schwungvoll zu spielen.

Plötzliche Reduktion der Kopfhörer-Monitorlautstärke durch das iPhone. Für „analoge“ Drummer ein kleines Problem.

Apple schaltet jedoch bei hohen Lautstärken die Kopfhörerlautstärke mit einem strengen Hinweis zum Gehörschutz ohne Vorwarnung herunter (siehe Abbildung oben). Das ist während einer Aufnahme, gelinde gesagt, sehr unhöflich. Abhilfe kann hier ein externer Kopfhörerverstärker, verbunden mit einem geschlossenen Studio-Kopfhörer, schaffen. Dabei muss im Einzelfall ausprobiert werden, ob die App und die Harware das Audiosignal auf den Kopfhörer übertragen (Kompatibilität).

The Big Easy: Es rumpelt, schwankt, kracht und rollt. Sicher geht das alles genauer einzuspielen und im Klang nachzubearbeiten. Was aber erstaunlich beim Aufnehmen und Anhören vorhanden ist: Das Live‐Gefühl. Und daran fehlt es ja in diesen Zeiten des einsiedlerischen Musizierens häufiger. Ein großer Spaß!

Fazit nach der ersten Erfahrung mit MelodyLab

Das obige Video zeigt, wie der Autor dieses Artikels die Rhythmussektion einer New Orleans Brassband einübt. Als Vorspann und als Abspann wurden Abbildungen mit iMovie eingefügt. Die MOV-Datei wurde aus iMovie heraus in eine mp4-Datei konvertiert.

Es rumpelt, schwankt, kracht und rollt. Sicher geht das alles genauer einzuspielen und im Klang etwas nachzubearbeiten. Was aber erstaunlich beim Aufnehmen und Anhören vorhanden ist: das Live‐Gefühl. Und daran fehlt es ja in diesen Zeiten des einsiedlerischen Musizierens häufiger. Ein großer Spaß nicht nur in den Zeiten der Pandemie.

Wer sich bezüglich der umfangrechen Datenerhebungen zur Erstellung von personalisierter Werbung durch die App zu sehr belästigt und ausspioniert sieht, müsste sich nach einem ähnlichen Produkt umsehen. Leider habe ich bisher keine Alternative gefunden. Über eine Nachricht hierzu würde ich mich daher sehr freuen: christian@stompology.org

Ich wünsche viel Spaß beim Entdecken und Ausprobieren!

Christian W. Eggers (Kiel, 14. Dezember 2020; letzte Aktualisierung am 18. Dezember 2020)

Der Snowshoe zum Selbstbau – Teil 2

Der erste Teil dieser Artikelserie befasst sich mit dem Bau der Grundplatte, der Pedalplatte und der Verbindung dieser Platten durch ein Scharnier. Mit diesem zweiten Teil zur Bauanleitung eines Snowshoes, auch Charleston Pedal genannt, geht es um die Montage der Becken, die Auswahl eines Fußriemens und die Lackierung. Der dritte Teil beschreibt die Montage eines Rückholmechanismus des Pedals.

Der einsatzbereite Snowshoe. Zum Planen, dem Bau und Einkauf von Teilen, dem Experimentieren und den Härtungsphasen betrug der Zeitaufwand ca. 30 Stunden.

Was soll das Ding?

Aufgrund einiger freundlicher Nachfragen, möchte ich, bevor es um die Endarbeiten geht, kurz beschreiben, welche Eigenschaften ein Snowshoe bietet:

  • erzeugt den Klang von Marschbecken, die mit den Händen aneinander geschlagen werden
  • eignet sich für Scond-Line-Drumming (New-Orleans-Drumming), auch als Effekt-Becken und für Cajon-Spieler geeignet
  • bietet einen direkten Kontakt zum Fuß und erlaubt damit eine sehr genaue Steuerung allein über die Fußbewegung ohne Umsetzung über Kettenzüge sowie Druck- und Sprungfedern
  • direkte Übertragung der Schlagenergie erlaubt ein Spiel, fast so wie mit den Händen, ohne Überwindung mechanischer Widerstände
Demonstration zur Funktion und zum Klang des Snowshoes. Die 12-Zoll-Becken sind leicht und haben eine hohe Glocke.

Montage der Becken

Ein Anstellwinkel bei der Beckenaufhängung von 12-Zoll-Becken ist nicht notwendig. Die Bohrungen können also senkrecht ausgeführt werden. Wichtig ist, dass die Becken etwas Spiel behalten und nicht zu fest eingehängt werden.

Top-Becken (Pedalplatte):

Verwendet wurde ein 6 mm Schraubbolzen mit Rundkopf für die Oberseite des Pedals. Auf der Unterseite des Pedals umschließt den Bolzen ein runder selbstklebender Filz mit dem Duschmesser von 3,6 mm. Diese Filzscheiben gibt es in jedem Baumarkt als „Flitzgleiter“ für Möbelbeine zu kaufen. Das Becken wird mit der Kuppe in den Bolzen eingehängt und so wie für Becken üblich mit Plastikhülse, Filzschutz und Flügelmutter justiert. Die Länge des Bolzens beträgt 3,6 cm mit einem Durchmesser von 6 mm.

Einbau der Bolzen für das Top-Becken an die Pedal-Platte.

Botton-Becken (Grundplatte):

Der Bolzen zur Aufhängung des Botton-Beckens hat einen Sechskant-Schraubenkopf (10mm), eine Länge von 5 cm mit einem Durchmesser von 6 mm. Zur Justierung der Bohrung für das Botton-Becken einfach das Pedal mit dem eingesetzten Becken-Bolzen des Pedals schließen. An der Stelle, an der der Top-Bolzen auf die Grundplatte (mit der Stärke von 3 cm) auftrifft, jetzt die Bohrungsmarkierung einzeichnen. Eine Bohrung mit 10 mm Durchmesser und der Tiefe von 2,5 cm in die Bodenplatte bohren.

Das Bohrloch mit Kunstharz füllen. Den Bolzen mit der Schraubenkopfseite in die Bohrung mit dem noch flüssigen Harz einsetzen. Jetzt die spezielle Hülse mit Unterlegscheibe („Cymbal Sleeve DA 252“) auf den Bolzen setzen. Die Unterseite des „Cymbal Sleeve“ mit Kunstharz um den Bolzenherum fixieren. Die eingebauten Teile bis zur Endfestigkeit trocknen lassen. Der Vorgang kann mit einem Föhn beschleunigt werden. Die Beckenaufhängung erfolgt mit Beckenschoner (Beckenfilz, Unterlegscheibe und einer einfachen 10 mm Sechskant-Schraubenmutter.

Einbau des Bolzens für das Botton-Becken auf der Grundplatte des Snowshoes. Der 10 mm Sechskant.Schraubenkopf wird in einer Bohrung (nicht Durchbohrung) versenkt und mit 2-Komponenten Kunstharz stabilisiert.

Montage des Fußriemens

Als Fußhalterung eignen sich Klettband-Riemen. Der Riemen kann mit zwei Riemenösen in eine feste Position auf der Pedalplatte (eine Öse links und eine Öse rechts) angebracht werden. Beim Experimentieren hat sich jedoch herausgestellt, dass es nicht notwendig ist, die Riemen an der Pedalplatte zu fixieren. Es funktioniert auch einfach und ohne weitere Schrauben und Verklebungen, wenn der Riemen einfach unter dem Pedal hindurch geführt wird.  

Der Fußriem besteht aus einem 3 cm breiten Klettbandriemen. Eine Befestigung am Pedal ist nicht notwendig. Klettbandriemen sind auch in Baumärkten in verschiedenen Breiten und Farben erhältlich. In Kiel gab es nur die Roten. 🙂

Antirutsch der Bodenplatte

Damit die Bodenplatte nicht durch die Fußbewegungen verrutscht, kann sie mit handelsüblichem (Baumarkt) Antirutsch-Pads versehen werden. Die Neopren-Pads in verschiedenen Größen sind selbstklebend und tatsächlich sehr haltbar. Die Pads verhindern rutschen auf glatten Böden wie auch auf Teppichböden.

Finishing

Je nach Geschmack und handwerklichen Fähigkeiten sind bei der Endfertigung kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist eine schichtstarke 3-malige Lackierung des Pedals, so dass es keinen Schmutz annimmt und das relativ weiche Kiefernholz an der Oberfläche gegen Abnutzungen durch Schuhe gehärtet ist. Stark vorstehende Schraubenköpfe an der inneren Scharnierbefestigung können angeflext oder mit Schutzkappen versehen werden. Die Ränder der ausgesägten Platten sollten vor der Lackierung geglättet sein. Die Pedalplatte wurde mit Kunstharz lackiert. Alle weiteren Holzoberflächen wurden mit verarbeitungsfreundlichem Acryl-Klarlack versehen.  

Den Snowshoe im Einsatz könnt Ihr hier hören und sehen. Bis sehr bald und der Autor freut sich über Fragen und Anregungen.

Christian W. Eggers (1. Februar 2021)

Quellen: Marius Buck, 2017, Bachelorarbeit im Studiengang „Jazz und aktuelle Musik“ an der Hochschule für Musik Saar: „Das Becken – Eine materielle Auseinandersetzung – Vergleichende Analyse der Anatomie einiger Jazz-Ridebecken in Hinblick auf ihre klanglichen Eigenschaften. http://www.buckblech.de/ http://buckblech.de/images/pdf/dasBecken.pdf http://buckblech.de/