Nicht vielen Musikern ist vergönnt, dass ein Groove nach ihnen benannt wird. Der „Bo Diddley Beat“ prägt seit 1955, mit dem Erscheinen der Single „Bo Diddley“, zahlreiche Kompositionen der Rock- und Popmusik. Bo Diddley, der nie Gitarrenunterricht gehabt haben soll und zuvor Geige spielte, gelang mit seiner Experimentierfreude durch die Mischung afrokubanischer Rhythmik mit dem elektrischen Delta Blues der 50er Jahre ein unverwechselbarer Sound und Groove.
Was Schiffsnägel mit einer Clave zu tun haben
Etwas nebulös wird häufig von der Clave gesprochen, die den Bo Diddley Beat prägt.

Der Begriff Clave leitet sich aus der Bezeichnung von Klanghölzern, den Claves, ab. Die frühen Claves bestanden aus hölzernen Schiffsholznägeln, die in der lateinamerikanischen Musik als Perkussionsinstrumente benutzt wurden. Dabei wurden die Hölzer so geschlagen, dass in einer zweitaktigen rhythmischen Figur drei Holzanschläge im ersten Takt und zwei im zweiten Takt erfolgen. Oder aber auch andersherum, also zwei Schläge im ersten Takt und drei Schläge im zweiten Takt. Dieses 3:2 oder 2:3 Verhältnis wird heute Clave genannt. Das Raffinierte dabei ist, dass die fünf Holzanschläge der zweitaktigen 4/4-Figur nicht alle auf den Vierteln erfolgen, sondern meist einer von ihnen auf einem „Und-Schlag“.
Die „Bo Diddley Clave“
Der aufregende Schwung des Bo Deddley Beats basiert auf einer 3 zu 2 Clave. Im ersten Takt der Figur erfolgen 3 „Clave-Beats“ und im zweiten Takt werden zwei „Clave-Beats“ gespielt. Diese Schläge erfolgen jedoch nicht mit Klanghölzern, sondern als Akzente auf den Trommeln. Im Notenbild kannst du sehen, auf welchen Zählzeiten die Akzente gesetzt werden.

Zum Anhören und Anschauen
Die Audio-Datei gibt den Bo Diddley Beat in einer Two-Beat-Spielweise (Wechsel von Bassdrum und Hi-Hat auf den Vierteln wieder). Die Notation der „Beinarbeit“ und der Akzente findest du in den obigen Noten.
Variationen des Bo Diddley Beat
Du kannst den Bo Biddley Beat auf viele verschiedene Arten trommeln. Es gibt ein Vielzahl von Songs, die im Kern auf dem Bo Diddley Beat basieren. Puristen bevorzugen eine mehr auf Achtel-Schlägen basierende („luftigere“) Version. Etwas fließender kann es klingen, wenn man den Beat in 16tel Schläge unterteilt und die Akzente der Clave nicht auf der Bassdrum mitspielt (siehe unten, „Schellenkranz-Variante“).
Bassdrum Akzent Variante
Hier habe ich den Beat auf der Snare mit der Bassdrum auf den Akzenten (Clave) getrommelt. Das Fenster oben Rechts gibt die Clave wieder. Sie enstpricht den Akzenten auf der Snare und den Bassdrumanschlägen.
Schellenkranz Variante
Einen schönen Zweiklang auf der Snare kannst du erzeugen, wenn du einfach einen Schellenkranz auf die Snare legst und den Kranz mit den Jazz-Besen anspielst.

Der Original-Groove wird von zwei Musikern erzeugt: Clifton James (oder Frank Kirkland) spielte das Drumset und Jerome Green die Maracas. Mehr erfahren kannst du über Bo Diddley und seine Drummer in der Vorstellung des Grooves zu dem Song „I’m Bad“.
Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren! Wie immer, freue ich mich über Anregungen und Kritik. christian@stompology.org
Christian W. Eggers, 17. Januar 2021 (Letzte Aktualisierung: 6. März 2022)
Quellen:
- Handbuch der populären Musik, Peter Wicke u.a., Schott Verlag
- wikipedia zur Verwendung von Claves
- Early Rhthm And Blues Drumming, Daniel Glass, Alfred Verlag
- laut.de über das Leben von Bo Diddley