Berühmte Grooves – „The Charleston“

Mit dem aktuellen Boom der 20er Jahre Retro-Fernsehserien ist das Interesse am Charleston als Tanz, Musik- und Modestil zurückgekehrt. Der Tanzstil sowie die quirlige Energie der Komposition des Songs „The Charleston“ sind die Erkennungszeichen für den „Tanz auf dem Vulkan“ der „Roaring Twenties“.  In Europa wurden „The Charleston“ und der Charleston als Tanz durch die Auftritte der Künstlerin Josephine Backer bekannt.

Deckblatt der Partitur

Der Charleston Beat

Der Charleston Groove (oder auch „Beat“) basiert auf einem Swing-Gefühl im 4/4-Takt, so wie die meisten traditionellen Jazz-Rhythmen. Das Tempo variiert, je nach Interpretation der Orchester, zwischen 190 und 250 Beats per Minute (bpm). Für die damalige Zeit war das Tempo des „The Charleston“ für tanzbare Musik schnell und ein neuer Trend. Das Schlagzeug fungiert in den Orchester-Arrangements als „Zeithalter“ in der marschartigen Spielweise der „Vor-Swing-Ära“. Es liegt in der Natur der sehr schnellen Grooves der frühen Spielweise, dass diese „zackiger“ als die schnellen auf dem Ride-Becken gespielten Swing Grooves der nachfolgenden Bigbands klingen.   

„Go-and-stop“

Eine Besonderheit des Charleston als Rhythmus liegt zunächst in einem Wechselspiel aus „Go-and-stop“ des rhythmischen 4/4-Flusses. Der erste und stark betont gespielte Schlag liegt auf der Zählzeit „Eins“ und der zweite betonte Schlag folgt ein wenig vor der „Drei“ des Pulses. Notiert werden kann die zweite Betonung auf dem dritten Triolenachtel der zweiten Achteltriole oder als „2-Und“ im binären Notenbild. 

Das Original des Komponisten

Die abwechslungsreiche und harmonisch anspruchsvolle Originalkomposition mit ihrem meist nicht mehr gespielten kunstvollen Intro kannst du hier anhören: James P. Johnson „The Charleston“ auf YouTube.  

Noten zum Basis Groove „The Charleston“   

Die in den Noten gezeigte Figur ist keine Erfindung des Charleston; sie wurde jedoch mit dem durch diese Schlagfolge geprägte Rhythmik des Songs „The Charleston“ berühmt. Die Herkunft geht auf afroamerikanische Tänze und den Musikstil Ragtime zurück.

Audio- und Video-Beispiel „The Charleston“ für das Schlagzeug

Das Beispiel ist sehr schnell gespielt (247 bpm). Instrumente: Wood Block (Stick), Hi-Hat, Bass Drum und Snare Drum (Jazz Besen)
Video Drums „The Charleston“ (Länge: 0:21)

Tipps zur Umsetzung des Charleston Beat am Drum Set

Am Set gespielte Grooves  zum Song „The Charleston“ weisen zunächst  die oben in den Noten beschriebene „Go-and-stop“-Figur auf. Dabei können, je nach Geschmack, unterschiedliche Klanginstrumente gewählt werden. Wirkungsvoll und dem Sound der 20er entsprechend sind Kuhglocken und Holzblöcke sowie kleinere Crash-Becken.

Die Abschnitte der Komposition, die nicht in dem Erkennungszeichen einer „Go-and-stop“ – Figur gespielt werden, sollten im „Two-Beat“ (im Wechsel von Bass Drum und Hi-Hat auf den Pulsschlägen) getrommelt werden.

„Der Charleston“ hat ein kräftiges „dixielandisches“ Gefühl. Daher klingt es, so wie häufig zu hören, nicht so typisch, wenn im Stil der Big Bands der 40er Jahre ein Swing-Ride auf dem Ride-Becken mit allen vier Bass Drum Pulsschlägen („Four Beat“)  gespielt wird.

Komponist und Geschichte des „The Charleston“  

Die von dem Pianisten James P. Johnson komponierte Melodie „The Charleston“ wurde nach ihrer Aufführung im Musical „Running Wild“ am New Yorker Broadway 1923 weltweit populär. Um die Entstehung des Songs „The Charleston“ ranken sich verschiedene Geschichten. Eine von ihnen beinhaltet den Einfluss der Jenkins Orphanage Band, einer von fünf Brassbands aus Mitgliedern des Jenkins-Waisenhauses in Charleston, South Carolina. Eine Darbietung dieser reisenden Bands soll Komponist Johnson zu seinem Song „The Charleston“ in New York inspiriert haben.

James P. Johnson, der Komponist des Songs „The Charleston“. Bildquelle: Dieses Werk stammt aus der William P. Gottlieb Sammlung der Library of Congress. „In accordance with the wishes of William Gottlieb, the photographs in this collection entered into the public domain on February 16, 2010.“

Bekannt ist, dass Johnson viel Zeit damit verbrachte Clubs und Vaudville-Shows in New York zu besuchen und den Pianisten zuzuhören. Johnson gilt als Erfinder des Stride-Bass-Spiels, einer besonderen Technik der linken Hand am Piano. Seine Broadway-Kompositionen verbanden klassische Musik mit Ragtime, Dixieland und Blues. Als Pianist war Johnson auf Grund seiner hervorragenden Technik und seines feinfühligen rhythmischen Zeitgefühls der Begleiter zahlreicher Jazz-Größen, wie der Bluessängerin Bessie Smith.  

Christain W. Eggers, 10. Februar 2021 (letzte Aktualisierung dieses Beitrags: 10. Februar 2021)

Quellen