Einen weltweiten Hit hatte Fats Domino mit „I‘m Walking“. Der Beat dieses Songs besteht in einer Übertragung der Straßen-Parade Beats der New Orleans Brassbands („Blechkapellen“) in den Rock ’n‘ Roll. Schlagzeuger Earl Palmer war an der Verbreitung von „Second-Line Grooves“ als Bestandteil des Rock ’n‘ Roll maßgeblich beteiligt. Den Song aus dem Jahre 1957 kannst du hier anhören.

Schlagmelodie im Intro
Was für ein großartiges Intro! In vier Takten hat Earl Palmer den Facettenreichtum des traditionellen New Orleans Parade Stils – gespielt auf der Bassdrum und der Hi-Hat – untergebracht. Zum Einüben der nicht so schnell zu behaltenden Schlagfolge des Intros (4 Takte) kann es hilfreich sein, sich die Schlagfolge von Bassdrum und getretener Hi-Hat zunächst duch Nachsingen einzuprägen und langsam mitzuspielen.
Das dominate Handklatschen erfolgt auf den Hi-Hat Zeiten durchgehend auf der „Zwei“ und der „Vier“.
Basis Groove
Im Basis-Groove dominiert die marschartige Parade-Snare. Die Zählzeiten Zwei und Vier werden durch Snare-Akzente und die getretene Hi-Hat hervorgehoben.
Nicht zu verwechseln ist der Groove mit den „Train Beats„. Sie basieren mehr auf einem Country Musik Gefühl mit 16-tel Aufteilungen und einem Schwerpunkt auf der Eins und der Drei.
Herkunft und Bedeutung
Der Schlagzeug-Part lässt sich in einer direkten Linie vom Second Line Parade Schlagzeug über den Jazz zum New Orleans R&B der 50er bis weit in die Gegenwart der Rockmusik verfolgen. Ein sehr bekanntes Beispiel für die Übernahme des Grooves und seiner Spielweise in den Rock der 70er Jahre ist in dem Song The Ballroom Blitz von der englischen Glamrock Band The Sweet (hier auf youtube) zu hören.
1991 war der Song in der Werbekampagne „Alles super!“ des Mineralölkonzerns Aral in einem inzwischen zum Kult-Werbespot erklärten Film (hier auf youtube) zu hören.
Der Drummer Earl Palmer
„Palmer lieferte den Backbeat zu berühmten Songs wie „Tutti Frutti“ von Little Richard, „You’ve Lost That Lovin’ Feelin’“ von den Righteous Brothers oder „River Deep, Mountain High“ von Ike und Tina Turner. Mit Fats Domino nahm er „The Fat Man“ auf, mit Smiley Lewis „I Hear You Knockin’“. Er arbeitete auch mit so unterschiedlichen Künstlern wie Frank Sinatra, Neil Young und den Monkees zusammen. Little Richard schrieb in seiner Autobiografie über Palmer, er sei vielleicht der größte Session Drummer aller Zeiten.“ (4)

„1999 wurde Palmers Biographie „Backbeat: Earl Palmer’s Story“ veröffentlicht und 2000 wurde er in der Kategorie „Sidemen“ in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Palmer starb 83-jährig am 19. September 2008 in seinem Haus in Los Angeles. Der Rolling Stone listete Palmer 2016 auf Rang 25 der 100 besten Schlagzeuger aller Zeiten.“ (5)
Viel Freude am Entdecken dieses Grooves und immer daran denken, dass er mit ein wenig Swing-Gefühl gespielt werden sollte. Wenn das klappt, besteht Suchtgefahr.
Christian W. Eggers – 9. Oktober (letzte Aktualisierung am 9. Oktober 2021) christian@stompology.org
Quellen und Literaturtipp
Wer sich intensiver mit dem New Orleans Drumming befassen möchte, kann das hervorragende Buch von Antoon Aukes mit dem Titel Second Line – 100 Years Of New Orleans Drumming (Verlag C. L. Barnhouse) lesen. Wahrscheinlich das beste Fachbuch über historisches Schlagzeugspiel.
- (1) Artikel-Foto (Teaser): „Fats Domino’s office, Lower 9th Ward, New Orleans. June 2007“ – wikipedia Vrlobo888 at English Wikipedia – Transferred from en.wikipedia to Commons – Public Domain
- (2) Notationavorschlag übernommen aus „The Commandments of Early Rhythem and Blues Drumming„; Glass, Daniel, Seite 77
- (3) Quelle: You Tube AK47bandit – Zur Demonstration der Schlagfolge vom Autor dieser Website gekürzt und um 40% verlangsamt.
- (4) Nachruf Earl Palmer in „Welt“ vom 20.09.2008
- (5) wikipedia über Earl Palmer