Es gibt immer wieder etwas neu zu entdecken. Die Aufnahmen von Howlin‘ Wolf, Muddy Waters, Elmore James und vieler weiterer Bluesmusiker des frühen R&B sind eine wahre Fundgrube mitreißender Grooves.
Auf I Wish You Would von Billy Boy Arnold hat mich freundlicherweise ein Gitarrist und Leser dieses Blogs hingewiesen.
Die Lebendigkeit und die Originalität der Drum-Grooves im frühen R&B mag auch damit zu tun haben, dass die Drummer zuvor in Jazz Bands getrommelt haben. So finden sich auch jazzige Tom-Tom Jungle Grooves im Stil der Bigband Drummer der 40er in einigen Hits des R&B Genres wieder.
Ein Beispiel hierfür ist der berühmte Bo Diddley Beat. Nicht ganz so berühmt, aber nicht minder fesselnd ist der Groove des Songs I Wish You Would von Billy Boy Arnold.
Der Song – I Wish You Would
Billy Boy Arnold arbeitete als Bo Diddleys Harpspieler, als er „I Wish You Would“ für das in Chicago ansässige Blues-Label von Vivian Carter und Jimmy Brackens Vee-Jay Records im Mai 1955 bei der Universal Recording Corporation aufnahm. Entwickelt hatte Arnold den einfach aufgebauten Groove-Song aus seiner Zusammenarbeit mit Bo Diddley bei Chees Records.
Der Song „I Wish You Would“ besteht aus einem über zwei Takte gespielten und druchgehend wiederholten Gitarrenriff als Hookline. Der Song enthält keine weiteren Formteile. Die Dramaturgie entwickelt sich über die Laut-Leise-Dynamik und die Frage-Antwort-Anordnung von Gesang und Harp.
Das Riff klingt ein wenig nach dem hüpfenden Feeling des Songs What’d I Say von Ray Charles (1959). Nur ist es nicht so elegant im New Orleans Stil gespielt, sondern eben mehr rau und ungestüm im Sound des Chicago R&B.

Zunächst hatte der Song den albernen Namen „Diddy Diddy Dum Dum“ und Arnold schrieb für seine Version ohne Bo Diddley einen neuen Text. Wie es sich für einen richtigen Blues Song gehört, beginnt er mit der Textzeile „Early in the morning about the break of day“. Also, mit dem Zeitpunkt, zu dem ein Bluessänger meistens von seiner Geliebten verlassen wird, das Elend seinen Lauf nimmt und nur durch einen Song verarbeitet werden kann.
Als ein großes Kompliment für seine Aufnahme soll Arnold die Coverversion der englischen Band The Yardbirds von 1964 mit Eric Clapton an der Leadgitarre angesehen haben. („Das hat mir wirklich Auftrieb gegeben.“) (1)
Der Drum Groove – I Wish You Would
Die Basis bildet ein Tom-Tom Groove, dessen Figur aus zwei Takten besteht. Die Schlagmelodie folgt nahezu dem swingenden und schnellen Gitarrenriff: „Dam de bam de / dam dede dam de“.
Der erste Takt kommt mit Viertelschlägen aus. Im zweiten Takt wird die Schlagfolge bewegter und ein für den Groove entscheidender Akzent auf der „2-Und“ gespielt. Wichtig ist, dass der Groove mit einem „Swing Gefühl“ gespielt wird. Auf den Füßen steht der Groove als Two-Beat (also, im Wechsel aus Bass Drum und Hi-Hat im 4/4 Puls).

Tipp zum Einüben
Notiert sieht der Groove super einfach aus. Dennoch hakelt der Fluss vielleicht zunächst auf der 2-Und im zweiten Takt. Bestehen Probleme beim Einüben oder im Zusammenspiel mit der Band, empfiehlt es sich nicht alle Achtel des zweiten Taktes auszuspielen (siehe Noten-Beispiel oben), sondern sich auf das swingende Und-Achtel auf der Zwei im zweiten Takt zu konzentrieren. Damit „funktioniert“ der Groove schon. Zum Einüben kann so gezählt werden: 1-2-3-4-5-6-Und-7-8.

Der Drummer – Earl Phillips
Geboren wurde Phillips am 25. April 1920 in Harlem, NY. Zunächst spielte er mit dem Bassisten Dallas Bartley in der Begleitband der R&B Sängerin Annie Laurie.
In den frühen 50er Jahren zog Phillips nach Chicago. Es begann eine lange Verbindung mit der Chicago Blues Szene, besonders mit Howlin‘ Wolf und Jimmy Reed. (2)
Phillips gehört zu den zahlreichen beim Publikum kaum bekannten Studio- und Sessionmusikern der US-amerikanischen R&B Szene. Häufig wurde nicht einmal seitens der Plattenfirmen dokumentiert, welcher Drummer welchen Song getrommelt hat. Entweder waren die am Erfolg der Musik beteiligten Musiker Angestellte einer Plattenfirma oder aber man drückte ihnen einige Dollar in die Hand und die Sache hatte sich erledigt.

Bei den R&B Produzenten und Labels aus Chicago waren neben Earl Phillips die Drummer Odie Payne, Clifton James, Fred Below und S.P. Leary beliebt. Sie sind mit den Bluesklassikern dieser Musikepoche verewigt.
Christian W. Eggers, 20. April 2021 (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 25. April 2021) – christian@stompology.org
Quellen
- (1) Blues Blast Magazine; Bill Dahl; „Featured interview – Billy Boy Arnold„
- (2) A Tribute To EarL Phillipss, Blues Drummer, Eric LeBlanc
Literaturtipps zu Vee-Jay Records
- Vee-Jay Record: the First Fifty Singles https://www.friktech.com/labels/VJStory.pdf
- Vee-Jay Records, est. 1953 – Made-in-Chicago Museum