Nachdem das 70er Jahre Uher Report Tonbandgerät nun endlich eingetroffen war und einer gründlichen Reinigung unterzogen wurde (siehe Teil 1), sollte es eigentlich losgehen. Zu früh gefreut!

Antriebsriemen wechseln
Nach einem ersten Testlauf lösten sich die wahrscheinlich uralten Antriebsriemen in Bruchstücke auf. Ein Crash-Kurs über YouTube, in dem ein etwas unkonzentrierter Dozent mit schlechter Beleuchtung den Wechsel gerissener und loser Riemen beschreibt, machte Mut zum selber Hand anlegen. Neue Gummiriemen gibt es natürlich über das Internet zu bestellen. Da Uher 1, 5 Millionen Bandgeräte des Typs Rekord verkauft haben soll, scheint sich ein reger Ersatzteilhandel wohl noch zu lohnen.
Bandgeräte der Report Serie sind so gebaut, dass auch ein Laie die notwendigsten Wartungsarbeiten durchführen kann. Der Riemenwechsel ist zwar fummelig, aber ohne das Entfernen von Platinen und Trennen von Verlötungen zu bewerkstelligen.
Die robuste Technik der Reports wurde nicht nur von Rundfunkreportern der ARD, sondern auch im „Kalten Krieg“ sowohl von West- wie auch von Ost-Geheimdiensten zur Aufzeichnung von Telefongesprächen eingesetzt. Überraschend für die Geschäftsleitung der Uher Werke soll gewesen sein, dass weltweit auch Hobby-Nutzer Gefallen an dem seltsamen Metallwürfel fanden.
Wiedergabe und Aufnahme
Die Wiedergabe von Musikaufnahmen über den internen Lautsprecher klingt sauber und ohne hörbare Gleichlaufschwankungen. Mono-Aufnahmen mit einer Bandgeschwindigkeit von 19 cm/s klingen (nach Entmagnetisierung und Tonkopfreinigungen) mit dem mitgelieferten einfachen Uher Mikrofon M 514 überraschend frisch und so warm, wie ich es mir erhofft hatte.
Mikrofone mit XLR Stecker an die Din-Buchsen des Uher Report anschließen
Nicht ganz einfach war es, Mikrofone mit XLR Anschlüßen mit den Mikrofon Din-Buchsen des Uher Report kopatibel zu verbinden. Nötig ist natürlich ein Adapter. Hier wird viel von Händlern versprochen und meist funktioniert die Verbindung entweder gar nicht oder nur mit einem sehr geringen Pegelausschlag. Erst mit der Hilfe eines Kenners wurde es nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich gut. Hier ist die Belegung der Pole beschrieben:
„Zur Info, auch für den Rest der Leserschaft: Da Krischan die zweiadrigen Kabel mitgeliefert hatte, habe ich die Sache so realisiert, dass ich die XLR-Weibchen wie üblich verlötet habe: 1 = Masse/Schirm, 2 = hot, 3 = cold. Am DIN-Ende musste ich dann nur den kalten Draht mit dem Schirm zusammen an Pin 2 löten und den heißen an Pin 3. That’s ist.“ tonbandforum.de
Der Mann mit der Ledertasche
Statt am Schlagzeug zu sitzen, verbrachte ich ein Wochenende (insgesamt 20 Stunden) mit der Sanierung des unrettbar zerbröselten 70er-Jahre-Velours-Innenlebens der 1978 von Uher als Designer Tasche angepriesenen Verpackung aus Rindsleder.
Wie bekloppt muss man eigentlich sein?
Alles in allem: Es ist wohl etwas naiv zu glauben, dass man – egal was Verkäufer versprechen – ohne weitere Mühen und Kosten ein 45 Jahre altes Bandgerät einfach so nutzen kann. Ein Rückbau auf funktionierende analoge Technik in Verbindung mit Digitalisierungen ist richtig teuer. Es sei denn, man kann die beim Kauf einzuplanenden notwendigen Reparaturen an der Elektronik selber ausführen und hat sehr viel Zeit. Das ist mir leider nicht so sehr vergönnt.
„Plug and Pray“ statt „Plug and Play“.
Im 3. Teil dieses Artikels geht es um die Digitalisierung von Schlagzeugaufnahmen über ein Interface.
Christian W. Eggers – 28. September 2021 (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 22. Dezember 2021) christian@stompology.org