„Von Musikaufnehmen verstehe ich nichts. Aber bedenken Sie, junger Mann: Ihre Frau brauchen Sie länger als ein Tonbandgerät!“, sagte Adelheid B. (Name geändert) am Telefon. Ich hatte auf Adelheids Kleinanzeige zum Verkauf eines Tonbandgerätes mit der Bitte um eine Reservierung geantwortet. Schließlich wollte ich nicht den Hausseegen durch einen Spontankauf ohne die Zustimmung meiner Frau riskieren.

„Nun kostet das Tonband aber 5 Euro mehr!“
Sowohl meine Frau wie auch Adelheid zeigten sich gnädig. Fast wäre der Kauf am Versand gescheitert. Adelheid teilte mir grußlos per Mail mit, dass sie nun mal 83 Jahre alt sei, kein geeignetes Verpackungsmaterial finden könne und im Übrigen sei das Paket zu schwer für sie. Dank eines Services des Paketdienstes wurde das Gerät aus dem tiefsten bayrischen Wald direkt bei Adelheid abgeholt („Jetzt kostet das Gerät aber 5 Euro mehr.“) Einige Tage später war ich für 255 Euro der neue Besitzer eines 45 Jahre alten Gerätes der Marke Uher Report.
Die sich schleppend drehende Spule, begleitet durch den Lärm einer Großbaustelle, ließ Böses ahnen.
Wie ich erfahren hatte, verbrachte das Gerät schon vor dem Ableben des Ehemannes einige Jahre (Jahrzehnte?) im Keller. Nur kurz vor dem Verkauf hatte Oma Adelheids Enkel die Maschine an das Netz angeschlossen („alles funktionsfähig“) und tatsächlich: Das Ding lief! Und Geräusche kamen auch heraus. Die sich schleppend drehende Spule, begleitet durch den Lärm einer Großbaustelle, ließ Böses ahnen. Und dann war da dieser Geruch: abgestandener Keller, fein untermalt mit Nikotin; wahrscheinlich der Marke „Juno“.

Die Freizeit der kommenden Tage verbrachte ich damit, das ehemalige Rundfunk-Reporter Gerät zu untersuchen und zu reinigen. Nachdem sich sogar der alte Nickel-Cadmium Akku aufladen ließ und das Gerät einige Stunden Vor- und Rücklauf hinter sich hatte ohne Protestgeräusche zu produzieren, bin ich wieder optimistischer.
„Auwacka, wieder so ein Verrückter!“
Das alte mitgelieferte Band erschien mir zu verschmutzt um damit weitere Tests durchzuführen. Zum Glück gibt es ein Musikinstrumente-Versandhaus, welches Bandmaterial auf 13 cm Spulen liefert.

Dann war da noch die Sache mit den Anschlüssen für die Mikrophone. Amerikanische Mikrophone mit einer deutschen 5-poligen Din-Buchse zu verbinden ist eine Wissenschaft für sich. Über das Internet wurde ich auf ein Hifi-Adapter Geschäft aufmerksam. „Auwacka, wieder so ein Verrückter!“, erklärte mir der Inhaber im besten Berliner Jargon. Nach einem etwa zweistündigen Gespräch, auch über „Mucke machen und so“, war dann geklärt, wie diese Kabel für die vorhandenen Mikros gelötet werden müssten.
Der Test von Aufnahme und Wiedergabe muss noch ein wenig warten. Davon werde ich im zweiten Teil dieses Artikels berichten.
Christian W. Eggers – 16. Oktober 2021 – christian@stompology.org