Die Zeitmaschine – Vorstellung und Test eines Dynacord Bandechogerätes „Echocord Super 65“

Nachdem Sam Phillips mit der Hilfe von zwei Tonbandgeräten das Slapback Echo zum Markenzeichen des frühen Rock’n’Roll gemacht hatte, war die Entwicklung von speziellen Bandechogeräten für Tonstudios und Gesangsanlagen nur eine Frage der Zeit.

Umschlag zum Handbuch – Quelle Website Bandecho.de, Tim Frodermann

Die ersten professionellen und serienreifen Bandechogeräte eroberten Anfang der 60er Jahre den Markt der Studioelektronik. Als die britische Band The Beatles Mitte der 60er Jahre mit derartigen Geräten von Dynacord ausgestattet wurde, war das Bandechogerät für die Raumklanggestaltung schon beinahe etabliert.

Das Foto zeigt eine Echocord Super 65 des Herstellers Dynacord. Das Röhrengerät bietet eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten. Von super kurzen „Rock’n’Roll-Echos“ bis hin zu Echos die mehr in der Psychedelic Music Anwendung fanden. Das hier gezeigte Exemplar wurde vom Voreigentümer mit neueren Knöpfen für die Potenziometer und Klangregelung (linke Seite) versehen. Sehr angenehm ist der „Ein- Ausschalter“ in der Tastenreihe. Bei der Stellung „Aus“ wird die Tonbandandruckrolle vom Antrieb gelöst. Damit kann sich die Gummirolle bei längerer Standzeit nicht verformen.

Wie funktioniert ein Bandechogerät und was macht es?

Wikipedia hat zur Funktionsweise eines Bandechogerätes folgenden Eintrag veröffentlicht:

„Ein Bandhallgerät besteht aus einem endlosen Magnetband und zugehörigem Sprech- und Hörkopf. Das Audiosignal wird über den Sprechkopf auf das Magnetband aufgenommen. Je nach Geschwindigkeit des Magnetbandes kommt das Signal kurze Zeit später am Hörkopf vorbei und wird wiedergegeben. Mittels der Geschwindigkeit des Magnetbandes kann die Verzögerungszeit (Delay) eingestellt werden. Manche Bandhallgeräte verfügen über mehrere zuschaltbare Köpfe, so dass mehrere Echos erzeugt werden können. Über diverse Regler kann die Intensität des Nachhalls eingestellt werden. Außerdem kann ein Kopf als variabler Löschkopf eingestellt werden, so dass das Signal nach dem Durchlauf ganz oder teilweise gelöscht oder mit neuen Signalen überlagert werden kann.“

Das Innenleben zeigt den Bandtransport mit einer Endlosschleife und fünf Tonköpfen, die über das Frontpanel des Gerätes schaltbar kaum einen Wunsch zur Echo-Gestaltung offen lassen. Dieses Exemplar eines Echocord Super 65 ist vom Voreigentümer gepflegt worden.
Die Rückseite mit den Ein- und Ausgängen des Gerätes ist übersichtlich und auch für Laien mit Hilfe der Bedienungsanleitung einfach zu verstehen. Geschuldet war dieses wohl auch dem Einsatz der Geräte bei Live-Konzerten. So entfiel die für Musiker und Musikerinnen nervige Fummelei mit vielen Kabeln und unverständlichen Symbolen.

Der Test des Echocord Super 65

Zunächst bestanden Bedenken das Gerät in einem Raum mit dem Gesangsmikrofons aufzustellen. Doch der Motor des Bandtransportes läuft erstaunlich leise. Das Gerät wurde mit einem Direktanschluss und danach „eingeschliffen“ über ein Mischpult getestet.

Direktanschluss an ein Mikrofon

Für den Test mit einer Blues Harb wurde ein Beyer M55 Mikrofon gewählt. Diese dynamischen Mikrofone, ursprünglich für Heimtonbandgeräte gedacht, erzeugen einen durchsetzungsfähigen Sound gerade bei der nahen Abnahme vom Instrumenten.

Zur Aufnahme einer Blues Harb wurde der Mikrofoneingang des Bandechogerätes Echocord direkt mit dem Mikrofon verbunden.
Audio Mundharmonika „Blues Harb“ aufgenommen über ein Dynacord Echococord.

Direktanschluss Gesangsmikrofon „Presto“ Einstellung

Was mit der Mundharmonika gelungen ist, funktioniert auch sehr gut mit der Gesangsstimme. Das Signal wird ohne weitere Bearbeitung verdichtet und damit „fett“.

Der Screeshot der Aufnahmesoftware zeigt in der zweiten Spur das Signal einer Gesangsaufnahme. Es wurde die Echocord-Einstellung „Presto“ verwendet. Mit dieser Schaltung läuft das Band recht schnell und dieser Umstand führt zu einer deutlichen Kompression des Signals. Das ist eine gute Sache! Der Gesang setzt sich auch in leiseren Stellen wesentlich deutlicher durch, als das der Fall ohne den Einsatz dieser Technik wäre.

Einschleifen über ein Mischpult

Beim sogenannten Einschleifen eines Effektgerätes wird das Gerät nicht direkt mit der Schallquelle verbunden, sondern der Effektanteil wird dem Original-Signal beigemischt.

Der Eingang des Echocord wird mit dem Mischpult „Send“ verbunden. Der Ausgang des Echogerätes wird mit „Return“ am Mischpult verbunden. Jetzt kann am Mischpult der Effektanteil dem Originalsignal hinzugemischt werden. Ein Vorteil dieser Schaltung liegt in der Möglichkeit sehr feiner Abstufungen des Effektes.

Das Einschleifen empfiehlt sich bei dem Einsatz des Gerätes während der Gesangsaufnahmen. Der direkte Anschluss macht großen Spaß bei der Abnahme von Instrumenten. Da das Echocord ein Röhrengerät ist, kann auch mal kräftig bis zur deutlich hörbaren Übersteuerung ausgesteuert werden und damit die „musikalische“ Verzerrung eines Röhrenverstärkers zusammen mit dem Echoeffekt erreicht werden.

Was koste der Spaß?

Was muss man investieren, um ein funktionierendes Röhren-Bandechogerät zu erhalten? Zunächst den Kaufpreis zwischen 200 Euro und 450 Euro. Hat man das Gerät ergattert, geht es erst los. Egal was mit besten Wissen und Gewissen versprochen wird; irgendetwas ist immer. Ohne dass es Voreigentümer oft wissen können. Es sei denn, man erwirbt ein von einem der wenigen Fachbetriebe für Vintage-Technik überholtes Gerät. Also, bevor mit so einem Gerät aus dem Privatverkauf tatsächlich Musik gemacht werden kann, muss in der Regel ein Techniker oder eine Technikerin alterungsbedingte Fehlerquellen (z. B. Kondensatoren erneuern) beheben.

Literaturtipp und Download der Bedienungsanleitung mit Schaltplan

Eine sehr umfangreiche Website zum Bandecho hat Tim Frodermann erschaffen. Da bleibt kein Wunsch nach Informationen offen. Der Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht auf seiner Webseite „so viele Informationen wie möglich zu den Orchestergeräten aus deutscher Produktion zu sammeln und bereitzustellen. Warum? Damit Jeder die Geräte nach bestem Wissen verwenden und – soweit es die eigenen fachlichen Möglichkeiten erlauben – auch reparieren kann.“ 

Über die Website von Tim Frodermann ist, neben weiteren Anleitungen, die Anleitung für das hier getestete Gerät als gut lesbares PDF zu erhalten: Dynacord Echocord Super 65 Handbuch (bandecho.de)

Ich freue mich wie immer über Kommentare. Nur nicht über die von „Dagobert“, der ein notorischer Querulant zu sein scheint. 🙂

Christian W. Eggers – 10. Mai 2024 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 15. Mai 2024)

Ein Gedanke zu “Die Zeitmaschine – Vorstellung und Test eines Dynacord Bandechogerätes „Echocord Super 65“

  1. Den Vorwurf des notorischen Querulantentums verbitte ich mir ganz entschieden, junger Mann! Sicher, ich halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg und meine Ansichten mögen recht konservativ, wenn nicht zuweilen gar altmodisch sein, aber ich meine doch, dass ich Ihre musikalischen Aktivitäten stets mit kritischem Wohlwollen verfolgt habe.

    Hochachtungsvoll

    Dagobert von Gremmelsbach

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