Nachdem Sam Phillips mit der Hilfe von zwei Tonbandgeräten das Slapback Echo zum Markenzeichen des frühen Rock’n’Roll gemacht hatte, war die Entwicklung von speziellen Bandechogeräten für Tonstudios und Gesangsanlagen nur eine Frage der Zeit.
Die ersten professionellen und serienreifen Bandechogeräte eroberten Anfang der 60er Jahre den Markt der Studioelektronik. Als die britische Band The Beatles Mitte der 60er Jahre mit derartigen Geräten von Dynacord ausgestattet wurde, war das Bandechogerät für die Raumklanggestaltung schon beinahe etabliert.
Wie funktioniert ein Bandechogerät und was macht es?
Wikipedia hat zur Funktionsweise eines Bandechogerätes folgenden Eintrag veröffentlicht:
„Ein Bandhallgerät besteht aus einem endlosen Magnetband und zugehörigem Sprech- und Hörkopf. Das Audiosignal wird über den Sprechkopf auf das Magnetband aufgenommen. Je nach Geschwindigkeit des Magnetbandes kommt das Signal kurze Zeit später am Hörkopf vorbei und wird wiedergegeben. Mittels der Geschwindigkeit des Magnetbandes kann die Verzögerungszeit (Delay) eingestellt werden. Manche Bandhallgeräte verfügen über mehrere zuschaltbare Köpfe, so dass mehrere Echos erzeugt werden können. Über diverse Regler kann die Intensität des Nachhalls eingestellt werden. Außerdem kann ein Kopf als variabler Löschkopf eingestellt werden, so dass das Signal nach dem Durchlauf ganz oder teilweise gelöscht oder mit neuen Signalen überlagert werden kann.“
Der Test des Echocord Super 65
Zunächst bestanden Bedenken das Gerät in einem Raum mit dem Gesangsmikrofons aufzustellen. Doch der Motor des Bandtransportes läuft erstaunlich leise. Das Gerät wurde mit einem Direktanschluss und danach „eingeschliffen“ über ein Mischpult getestet.
Direktanschluss an ein Mikrofon
Für den Test mit einer Blues Harb wurde ein Beyer M55 Mikrofon gewählt. Diese dynamischen Mikrofone, ursprünglich für Heimtonbandgeräte gedacht, erzeugen einen durchsetzungsfähigen Sound gerade bei der nahen Abnahme vom Instrumenten.
Direktanschluss Gesangsmikrofon „Presto“ Einstellung
Was mit der Mundharmonika gelungen ist, funktioniert auch sehr gut mit der Gesangsstimme. Das Signal wird ohne weitere Bearbeitung verdichtet und damit „fett“.
Einschleifen über ein Mischpult
Beim sogenannten Einschleifen eines Effektgerätes wird das Gerät nicht direkt mit der Schallquelle verbunden, sondern der Effektanteil wird dem Original-Signal beigemischt.
Das Einschleifen empfiehlt sich bei dem Einsatz des Gerätes während der Gesangsaufnahmen. Der direkte Anschluss macht großen Spaß bei der Abnahme von Instrumenten. Da das Echocord ein Röhrengerät ist, kann auch mal kräftig bis zur deutlich hörbaren Übersteuerung ausgesteuert werden und damit die „musikalische“ Verzerrung eines Röhrenverstärkers zusammen mit dem Echoeffekt erreicht werden.
Was koste der Spaß?
Was muss man investieren, um ein funktionierendes Röhren-Bandechogerät zu erhalten? Zunächst den Kaufpreis zwischen 200 Euro und 450 Euro. Hat man das Gerät ergattert, geht es erst los. Egal was mit besten Wissen und Gewissen versprochen wird; irgendetwas ist immer. Ohne dass es Voreigentümer oft wissen können. Es sei denn, man erwirbt ein von einem der wenigen Fachbetriebe für Vintage-Technik überholtes Gerät. Also, bevor mit so einem Gerät aus dem Privatverkauf tatsächlich Musik gemacht werden kann, muss in der Regel ein Techniker oder eine Technikerin alterungsbedingte Fehlerquellen (z. B. Kondensatoren erneuern) beheben.
Literaturtipp und Download der Bedienungsanleitung mit Schaltplan
Eine sehr umfangreiche Website zum Bandecho hat Tim Frodermann erschaffen. Da bleibt kein Wunsch nach Informationen offen. Der Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht auf seiner Webseite „so viele Informationen wie möglich zu den Orchestergeräten aus deutscher Produktion zu sammeln und bereitzustellen. Warum? Damit Jeder die Geräte nach bestem Wissen verwenden und – soweit es die eigenen fachlichen Möglichkeiten erlauben – auch reparieren kann.“
Über die Website von Tim Frodermann ist, neben weiteren Anleitungen, die Anleitung für das hier getestete Gerät als gut lesbares PDF zu erhalten: Dynacord Echocord Super 65 Handbuch (bandecho.de)
Ich freue mich wie immer über Kommentare. Nur nicht über die von „Dagobert“, der ein notorischer Querulant zu sein scheint. 🙂
Christian W. Eggers – 10. Mai 2024 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 15. Mai 2024)
Den Vorwurf des notorischen Querulantentums verbitte ich mir ganz entschieden, junger Mann! Sicher, ich halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg und meine Ansichten mögen recht konservativ, wenn nicht zuweilen gar altmodisch sein, aber ich meine doch, dass ich Ihre musikalischen Aktivitäten stets mit kritischem Wohlwollen verfolgt habe.
Hochachtungsvoll
Dagobert von Gremmelsbach