Das Hallgerät der Musiktruhen – Grundig Spring Reverb als Effektgerät nutzen

Es gab eine Zeit, zu der Musikanlagen in luxuriösen Möbelstücken als Musiktruhen die Wohnzimmer zierten. Lautsprecherboxen bezeichneten die Hersteller als Klangboxen und passend zu diesen Ungetümen wurden weitere geheimnisvolle Geräte zur Klanggestaltung angeboten.

Eines dieser Zusatzgeräte war die Grundig Raumhall-Einrichtung HVS 1. Mit diesem Gerät und dem Vorgängermodell auf Röhren-Basis zum Einbau in Musikschränke konnte der Klang der 50er und 60er Jahre mächtig „aufgeblasen“ werden.

Die HSV 1 Raumhall-Einrichtung ist in einem soliden Gehäuse untergebracht. Der Tank der Hallspiralen ist mit Federn aufgehängt. Die Hallspiralen „arbeiten“ so bei Erschütterungen störungsfrei. Den eigentlichen Halltank mit seinen Federn bezog Grundig aus den USA.

Einsatz der Hall-Einrichtung im Homerecording

Der Einsatz von kleinen, aktuellen Federhall-Tanks bei der Aufnahme von Songs wurde bereits in einem früheren Artikel beschrieben.  Das funktioniert schon recht gut.

Es geht aber, wie meist, noch besser. Mit etwas Glück lässt sich über Kleinanzeigenmärkte ein „echtes“ Federhallgerät aus der glorreichen Zeit der deutschen Unterhaltungselektronik erwerben. Und mit noch mehr Glück funktioniert so ein Gerät auch ohne die sonst üblichen Reparaturen alter Tontechnik.

Mehr „Vintage“ geht kaum und tatsächlich bieten die robusten Grundig Spring Reverbs mit ihrer Verstärkereinheit und einer voreinstellbaren Hallintensität über den „Nachhall-Grobregler“ einen reinen und störungsfreien sowie kräftigen Hall-Effekt.

Ausschnitt aus „Grundig – Technische Informationen Januar 1964“.

Dem Einsatzgebiet für Aufnahmen mit dem typischen Hall der 50er und 60er Jahre sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Richtig Spaß macht dieser Uralt-Hall bei Sprach- und Gesangaufnahmen. Auch die Snare Drum bekommt bei Zumischung eines Federhalls einen „bauchigen“ Klang vergleichbar mit dem Schlagzeugsound der historischen Aufnahmen von Bill Haley.

Natürlich hat das Hallgerät im Stompology-Mini-Studio ein standesgemäßes Zuhause in einem Gehäuse eines Tonbandkoffers Grundig TK 30 bekommen. Ausgerüstet ist der Eigenbau mit Klinkenbuchsen für das Eingangs- und Ausgangssignal der Grundig Hall-Einrichtung. Die Klinkenbuchsen sind mit der DIN-Buchse des Hallgerätes verbunden.
Kurze Demonstration der Halleinheit über ein Mischpult zur Regelung des Effktanteils. Über den Send- und Return-Kanal des Mischpults wird das Hallsignal dem „trockenen“ Signal beigemischt. Auf Grund der Vorverstärkung der Hallspiralen in der Baueinheit HSV 1 wird das Signal recht kräftig und gut regelbar ohne Störgeräusche zumischbar.

Weiterführende Links

Ich bedanke mich für das Interesse und freue mich, wenn dieser Artikel zum Ausprobieren der „alten“ Technik animiert. Es lohnt sich!

Christian W. Eggers – 7. April 2024 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 7. April 2024)

Bildnachweis zum Titelfoto dieses Artikels. Quelle: Bundesarchiv via wikimedia ; Bildautor: Krueger, Lizenz: This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license. Original Caption: Zentralbild Krueger 14.1.1957 „Lohangrin“ und „Caruso I“ aus Luckenwalde. Als Zubringerbetrieb für den VEB Stern Radio Staßfurt baut die Tonmöbelfabrik Wilhelm Krschlok in Luckenwalde Musiktruhen. Seit einem Jahr läuft bereits die Serie von Typ „Lohangrin“. Eine Entwicklung des Betriebes, die Musiktruhe „Caruso I“ wird im starken Maße nach Westdeutschland exportiert. Die Inhaber des Betriebes, Herr Krschlok, der mit staatlicher Beteiligung arbeitet, bezeichnete die Materialversorgung, die Zusammenarbeit mit dem Rat des Kreises, den staatlichen Organen und der Notenbank als sehr gut. UBz: „Lohengrin“-Gehäuse in der Poliererei.

Ein Gedanke zu “Das Hallgerät der Musiktruhen – Grundig Spring Reverb als Effektgerät nutzen

  1. Klasse, nach so einer Übersicht zum Hallgerät habe ich gesucht.
    Grüße, Jan-Mark Batke

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