Wie mit man mit zwei Tonbandgeräten einen analogen Rockabilly-Sound in Echtzeit schon während der Aufnahme erzeugen kann, wurde in einem vorangegangenen Artikel gezeigt. Ebenso der Einsatz und das Anschließen von Feder-Hall-Tanks (Spring-Reverb).
Auch bei der Endbearbeitung („Mastering“) einer digitalen Aufnahme können mit zwei Bandmaschinen analoge Retro-Effekte erzeugt werden. Insbesondere lässt sich mit zwei Tonbandgeräten ein Slapback-Echo nachträglich einer Produktion hinzufügen. Darum geht es in diesem Artikel.
Geschichte: Slapback-Echo verwendet eine längere Verzögerungszeit (60 bis 250 Millisekunden) mit wenig oder gar keiner Rückkopplung. Eine Slapback-Verzögerung erzeugt einen Verdichtungseffekt. Der Effekt ist charakteristisch für Gesang auf Rock’n’Roll-Platten der 1950er Jahre. Im Juli 1954 produzierte Sam Phillips die ersten von fünf 78er und 45er, die Elvis Presley in den nächsten anderthalb Jahren auf Sun veröffentlichen würde, und die alle eine neuartige Produktionstechnik aufwiesen, die Phillips Slapback-Echo nannte. (1)
Technik: Der Effekt wurde durch erneute Einspeisung des Ausgangssignals, erzeugt vom Tonbandgerät mit Wiedergabekopf zu seinem Aufnahmekopf, hergestellt. Der physische Abstand zwischen den Köpfen, die Geschwindigkeit des Bandes und die gewählte Lautstärke sind die wichtigsten Einflussfaktoren. Auch analoge und später digitale Verzögerungsmaschinen erzeugten diesen Effekt problemlos. Manchmal wird es auch für Instrumente verwendet, insbesondere für Schlagzeug und Percussion. (2)
Benötigte technische Ausstattung
Benötigt werden zwei Tonbandgeräte. Eines davon wird nur für die Erzeugung des Echos („Echo-Gerät„) verwendet. Dieses Gerät muss ihr aufgezeichnetes Signal während der Aufnahme ausgeben können (Hinterband-Signal). Ein weiteres Gerät dient zur eigentlichen Aufzeichnung des fertigen Songs (Master-Maschine). Diesem Gerät wird das Signal des Echo-Gerätes zugeführt und damit in das Endprodukt „eingemischt“. (3)
Weiter wird ein Mischpult benötigt. Es genügt ein kleines Mischpult mit der Möglichkeit Signale externer Effektgeräte „einschleifen“ zu können. Stichwort: AUX-Return. Solche Funktionen haben auch die meisten einfachen Mini-Mischpulte, die für Heimstudio-Anwendungen gedacht sind.
Verkabelung zur Herstellung des Band-Echo-Effekts
Puh! Bis der Anschluss der Geräte mit der für diesen Artikel zur Verfügung stehenden Ausrüstung geklappt hat, waren schon etliche Versuche notwendig. Daher hier für alle weniger erfahrenen Leserinnen und Leser eine kleine Skizze zur Verkabelung, die an einem Behringer Mini-Mischpult funktioniert.
Slapback-Echo und Stereo-Produktionen
Für Stereo-Produktionen eignet sich (auf Grund erster Erfahrung) ein Slapback-Echo als Endbearbeitung der gesamten Spuren eines Songs nicht gut. Das „Schlag-zurück-Echo“ kollidiert scheinbar mit dem räumlichen Schalleindruck, den Stereo erzeugen kann und soll. Für Rückmeldungen hierzu wäre ich dankbar.
Was soll der ganze Aufwand?
Und nun wie immer: „Das alles kannst Du auch viel leichter mit dem Computer haben!“ Stimmt! Warum gibt es eigentlich noch Leute, die sich in eine Dunkelkammer zur Herstellung von Fotoabzügen begeben? Die können es auch leichter haben.
Egal was es ist, es macht Spaß. Das Aufnehmen und Bearbeiten von Musik mit Bandgeräten ist immer wieder eine erstaunliche und geradezu sinnliche Erfahrung. Wenn man Glück hat, dann wird man auch mit einem deutlich anderen Klang als dem einer rein digitalen Produktion belohnt.
Ob das nun besser ist, das muss wohl lieber jeder selbst für sich herausfinden und dann seinen eigenen Weg einschlagen. Viel wichtiger als Geräte und Programme ist es, überhaupt Musik machen zu dürfen.
Ich wünsche viel Spaß beim Rumprobieren, Experimentieren und darüber nicht zu vergessen, Musik zu machen.
Christian W. Eggers – christian@stompology.org – 23. Oktober 2023 (letzte Aktualisierung am 23. Oktober 2023)
(1) Quelle: wikipedia (Übersetzung durch den Autor)
(2) Quelle: wikipedia (Übersetzung durch den Autor.)
(3) Anmerkung: Ein Slapback-Echo kann auch mit nur einer Bandmaschine erzuegt werden. Diese muss jedoch „Hinterbandkontrolle“ und über eine Echo-Schaltung verfügen. Bekannt dafür sind Tonbandgeräte von Uher, so z. B. das „Uher Royal„.
