Retro Bass Drum Tuning

Nachdem mehrfach Leserpost zum Retro Bass Drum Sound eingetroffen ist, soll hier kurz beschrieben sein, wie dieser hergestellt werden kann.

Resonazfell tiefer als das Schlagfell gestimmt

Hier ein Beispiel zum Sound der Bass Drum, die bei zahlreichen bisherigen Aufnahmen auf stompology.org verwendet wurde. Das Resonanzfell ist in diesem Beispiel tiefer als das Schagfell gestimmt.

Der Motown Beat als Beispiel für einen „warmen“ Bass Drum Sound ohne übermäßigen „Attack“

Resonazfell höher als das Schlagfell gestimmt

Es folgt ein Klangbeispiel der leicht gedämpften Bassdrum mit einem Resonazfell, welches deutlich höher als das Schlagfell gestimmt ist. Insgesamt ist die Bassdrum hier hoch gestimmt. Aufgenommen wurde sie frontal schräg von oben zur Abmahme des gesamten Sets mit nur einem Mikrofon.

Diese Stimmung setzt sich gut bei einfachen Aufnahmen mit nur einem einzigen Mikro – frontal aufgestellt – durch und sie kling auch sehr jazzig wenn sie mit alten Bandmaschienen aufgenommen wird.

Zunächst: Entscheidend ist nicht unbedingt ein besonderes teures Mikrofon und auch nicht die digitale Bearbeitung der Aufnahmen (abgesehen vom Hall). Auch entsteht der Klang nicht durch einen besonders hochwertig verarbeitenden, teuren und großen Kessel der „großen Trommel“. Man muss also meist nur wenige Mittel einsetzen, um zu seinem eigenen Klang der Bass Drum zu gelangen.

Ein Bändchen-Mikrofon erlaubt es, dass Set so aufzunehmen wie man es auf dem Hocker hört. Der Sound des Schlagfells kann hier einfach „mitgenommen“ werden, wenn das Mikrofon zwischen Snare und Hi-Hat platziert wird. Das Mikro aus China kostete 80,00 Euro und es klingt wirklich gut.

Offene Stimmung der Bass Drum

Als offene Stimmung der Bass Drum können die Stimmungen bezeichnet werden, die einen warmen, länger nachklingenden Zweiklang durch Schlag- und Resonanzfell produzieren. Auf ein Schallloch im Resonanzfell wird verzichtet; ebenso auch auf die üblichen Dämpfer, wie etwa Kopfkissen und Wolldecken, innerhalb des Kessels.

Der Klang der hier verwendeten 24er Gretsch Renown Bass Drum wird maßgeblich durch die Stimmung und vorsichtige Dämpfung von Schlag- und Resonanzfell bestimmt.

Diese Buch von Nils Schröder ist sehr zu empfehlen. Schlagzeuger Nils Schröder beschreibt die Herstellung der verschiedensten Trommel-Sounds der unterschiedlichsten Musikrichtungen durch das passende Stimmen. Hier sitzt jedes Wort! Inzwischen ein Standardwerk für Trommlerinnen und Trommler.

Die Gretsch Renown Bass Drum weist auch keine Bohrungen für Tomhalterungen auf, so dass die Luft hier nicht entweicht. Von Vorteil für einen offenen Sound sind auch dünne Kessel, da diese besonders gut schwingen.

Das Stimmen der Bass Drum

Die Faustregel für die offene Stimmung der Snare und der Toms ist, dass das Schlagfell tiefer gestimmt ist als das Resonanzfell. Das trifft auch für die Bass Drum zur ersten Orientierung zu.

In meinem sehr kleinen und stark schallisolierten Aufnahmeraum drehe ich diese Regel für die Bass Drum häufig um. Das Schlagfell ist einen Tick höher gestimmt als das Resonanzfell. Die Bass Drum klingt unter diesen Bedingungen sowohl am Schlagfell wie auch am Resonanzfell runder und satter, ohne dass ich genau erklären kann, warum das in einem sehr kleinen und stark gedämpften Raum so ist.

Die Dämpfung der Bass Drum

Beiden Fellen soll eine möglichst starke Schwingung ermöglicht sein, so dass ein Zweiklang mit Sustain entsteht. Diese Schwingungen finden ihre Begrenzung, wenn sie den „Anschlag-Bums“ zu sehr überdecken.

Dämpfung des Schlagfells innen: Es genügt ein kräftiger Filzstoff aufgebracht mit Fotokleber aus der Sprühdose. Obertöne werden so gebändigt aber nicht abgewürgt. Das hier gezeigte Fell war ursprünglich das Resonanzfell. Da es jedoch bedeutend dicker als das Schlagfell ist, wurde getauscht. Der vom Fellhersteller eingebaute Dämpfungsring aus Plastik wurde entfernt. Er hatte die unangenehme Eigenschaft beim Nachschwingen ein Schnarren zu verursachen.

Attack sollte die Trommel schon behalten und der Nachklang soll nicht in einem Obertonjaulen der Felle münden. Daher empfiehlt es sich beispielsweise mit Filz und Neopren je nach Geschmack und Raumakustik beide Felle zu dämpfen. Dieses sollte nur leicht und direkt an den Fellinnenseiten geschehen.

Zur Dämpfung des Resonanzfells werden auf der Innenseite des Fells ein bis zwei selbstkelbende Neopren Quadrate am unteren Rand des Fells aufgebracht. Das übliche Moongel (links im Bild) kann außen auf das Fell gesetzt werden, wenn die innere Dämpfung nicht ausreichend ist. Je nach Raumbeschaffenheit kann natürlich von außen durch die Platzierung von Dämmstoff am Resonanzfell der Sound beeinflusst werden.

Der Bass Drum Beater

Nicht zu unterschätzen ist die Beschaffenheit des Bassdrum Schlägels. Hier gibt es „Vintage Bomber“ aus Kork, puschellige „Muffköpfe“ und so wie hier im Bild einen runden Schlägel, der einfach mit einer (echten) Lammfell-Polierhaube für Schleifteller aus dem Baumarkt bestückt wurde.

Ein runder Beater wurde mit einer Polierhaube aus Lammfell bestückt. Die Haube hat ein Bündchen und lässt sich so sehr leicht montieren und wieder abmontieren, wenn die „härtere Gangart“ angesagt ist.

Die Spielweise der Retro Bass Drum

Nicht förderlich für einen Retro-Sound ist das Hängenbleiben am Schlagfell nach dem Anschlag. Damit ist gemeint, dass der Fuß nach dem Anschlag den Schlägel vom Fell sofort freigibt, so dass es ungehindert schwingen kann. Wer es anders gelernt hat, wird zunächst enttäuscht sein, wenn das nicht auf Anhieb gelingen will.  

Die Aufnahme der Bass Drum

Neben dem heute üblichen Mikro direkt vor einer Bass Drum kann es auch sehr reizvoll sein mit nur einem sogenannten Bändchen-Mikrofon, aufgestellt zwischen Hi-Hat und Snare, den Sound des Bassdrum Schlagfells „mitzunehmen“.  

Very oldschool and very jazzy!

Christian W. Eggers – 11. Januar 2022 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 26. Januar 2022)

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