Die Liste der Begriffe ist lang und für den Einstig in Shuffle-Grooves meist nicht wirklich hilfreich. „Dreiteilung des Mikrotimings, ternär, binär, die Zeit dehnen, even eights, strait eights, hüpfende Spielweise, ein Triolenachtel, die Achteltriole“ und so weiter.
Trotz aller Bemühungen um Schärfe und Genauigkeit: Von Einsteigerinnen und Einsteigern in die Shuffle-Rhythmik erntet man meist mit musiktheoretischen Ausführungen bestenfalls ein Stirnrunzeln. Dazu kommt die Aufmerksamkeitsbereitschaft, die angeblich bei Artikeln im Internet im Durchschnitt unter zwei Minuten liegt.
Hörbeispiel zum Unterschied binär und ternär-triolisch
Es liegt für Musikerinnen und Musiker nahe, es einmal anders, nämlich mit Geräuschen, zu versuchen. Und auch zum Üben braucht man nur seine Finger und eine Tischkante. Einfach das Hörbeispiel anklicken und los geht es mit dem Einstieg in die Welt der aufregenden Shuffle-Grooves
Weiterführendes zur ternären und triolischen Spielweise
Wer von Euch, liebe Leserinnen und Leser, noch etwas mehr Zeit als zwei Minuten und die nötige Neugierde hat, findet hier einige praktische Hinweise zum traditionellen Spiel von Shuffle-Grooves.
Viel Freude beim Ausprobieren! Aber Vorsicht: Shuffle, wenn er einmal intus ist macht süchtig.
Christian W. Eggers – 3. Dezember 2023 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 14. März 2024)
Im kommenden Jahr 2024 kann ein Gitarren-Jubiläum gefeiert werden. Vor siebzig Jahren erblickte die Fender Stratocaster die Bühnenscheinwerfer der Welt. Seitdem hat sie die Herzen unzähliger Musiker auf der ganzen Welt erobert. Diese Gitarre ist mehr als nur ein Instrument aus Holz und Saiten; sie ist ein Symbol für Innovation, Kreativität und den Rhythmus der Musikgeschichte.
Mit dem frühen Rock ’n‘ Roll Aufnahmen und insbesondere dem kalifornischen Surf Sound begann der Siegeszug dieser Gitarre. Entgegen aller Skepsis wurde aus „der Strat“ mit ihren unverwechselbaren Klangkombinationen ihrer drei Tonabnehmer keine schnelllebige und vorübergehende Modeerscheinung. Als Rhythmusinstrument kann eine Strat drahtig perkussiv klingen, im Solo erzeugt dastypische einschwingen der Obertöne eine manchmal majestätische Erhabenheit.
Diese Gitarre hat unzählige Hits begleitet und ihre Konturen haben sich in die Musikgeschichte eingebrannt. Buddy Holly, Jimi Hendrix, Eric Clapton, Rory Gallagher, Joni Mitchell, Stevie Ray Vaughan, David Gilmour, Steve Miller, Bonnie Raitt; das sind nur einige wenige Namen in der nahezu unendlichen Reihe der außergewöhnlichen Musiker und Musikerinnen, zu deren Sound die Stratocaster beigetragen hat.
Möge die Stratocaster, ob nun als Original von Fender oder als Kopie anderer Hersteller, weiterhin das Feuer der Kreativität in jedem Musiker und in jeder Musikerin entfachen. Auf weitere 70 Jahre voller Melodien, Riffs und Grooves mit der Stratocaster. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Stratocaster!
Christian W. Eggers – 26. November 2023 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 1. Januar 2024)
Ich hoffe, das kleine YouTube Werbevideo für diesen Blog macht gute Laune. Das Rolling Stone Magazin titelte den Nachruf zu JJ Cale mit der Zeile „Der Tod der Unaufgeregtheit“. Ein klein wenig möchte ich sie mit dieser Adaption des Tulsa Sounds am Leben erhalten.
Dank für die vielen Aufrufe meiner Artikel in den vergangegenen drei Jahren und das Interesse an den „famous Grooves“ der handgemachten Musik.
Christian W. Eggers – 5. November 2023 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung am 8. Dezember 2023)
Wie mit man mit zwei Tonbandgeräten einen analogen Rockabilly-Sound in Echtzeit schon während der Aufnahme erzeugen kann, wurde in einem vorangegangenen Artikel gezeigt. Ebenso der Einsatz und das Anschließen von Feder-Hall-Tanks (Spring-Reverb).
Auch bei der Endbearbeitung („Mastering“) einer digitalen Aufnahme können mit zwei Bandmaschinen analoge Retro-Effekte erzeugt werden. Insbesondere lässt sich mit zwei Tonbandgeräten ein Slapback-Echo nachträglich einer Produktion hinzufügen. Darum geht es in diesem Artikel.
Geschichte: Slapback-Echo verwendet eine längere Verzögerungszeit (60 bis 250 Millisekunden) mit wenig oder gar keiner Rückkopplung. Eine Slapback-Verzögerung erzeugt einen Verdichtungseffekt. Der Effekt ist charakteristisch für Gesang auf Rock’n’Roll-Platten der 1950er Jahre. Im Juli 1954 produzierte Sam Phillips die ersten von fünf 78er und 45er, die Elvis Presley in den nächsten anderthalb Jahren auf Sun veröffentlichen würde, und die alle eine neuartige Produktionstechnik aufwiesen, die Phillips Slapback-Echo nannte. (1)
Technik: Der Effekt wurde durch erneute Einspeisung des Ausgangssignals, erzeugt vom Tonbandgerät mit Wiedergabekopf zu seinem Aufnahmekopf, hergestellt. Der physische Abstand zwischen den Köpfen, die Geschwindigkeit des Bandes und die gewählte Lautstärke sind die wichtigsten Einflussfaktoren. Auch analoge und später digitale Verzögerungsmaschinen erzeugten diesen Effekt problemlos. Manchmal wird es auch für Instrumente verwendet, insbesondere für Schlagzeug und Percussion. (2)
Benötigte technische Ausstattung
Benötigt werden zwei Tonbandgeräte. Eines davon wird nur für die Erzeugung des Echos („Echo-Gerät„) verwendet. Dieses Gerät muss ihr aufgezeichnetes Signal während der Aufnahme ausgeben können (Hinterband-Signal). Ein weiteres Gerät dient zur eigentlichen Aufzeichnung des fertigen Songs (Master-Maschine). Diesem Gerät wird das Signal des Echo-Gerätes zugeführt und damit in das Endprodukt „eingemischt“. (3)
Weiter wird ein Mischpult benötigt. Es genügt ein kleines Mischpult mit der Möglichkeit Signale externer Effektgeräte „einschleifen“ zu können. Stichwort: AUX-Return. Solche Funktionen haben auch die meisten einfachen Mini-Mischpulte, die für Heimstudio-Anwendungen gedacht sind.
Verkabelung zur Herstellung des Band-Echo-Effekts
Puh! Bis der Anschluss der Geräte mit der für diesen Artikel zur Verfügung stehenden Ausrüstung geklappt hat, waren schon etliche Versuche notwendig. Daher hier für alle weniger erfahrenen Leserinnen und Leser eine kleine Skizze zur Verkabelung, die an einem Behringer Mini-Mischpult funktioniert.
Slapback-Echo und Stereo-Produktionen
Für Stereo-Produktionen eignet sich (auf Grund erster Erfahrung) ein Slapback-Echo als Endbearbeitung der gesamten Spuren eines Songs nicht gut. Das „Schlag-zurück-Echo“ kollidiert scheinbar mit dem räumlichen Schalleindruck, den Stereo erzeugen kann und soll. Für Rückmeldungen hierzu wäre ich dankbar.
Was soll der ganze Aufwand?
Und nun wie immer: „Das alles kannst Du auch viel leichter mit dem Computer haben!“ Stimmt! Warum gibt es eigentlich noch Leute, die sich in eine Dunkelkammer zur Herstellung von Fotoabzügen begeben? Die können es auch leichter haben.
Egal was es ist, es macht Spaß. Das Aufnehmen und Bearbeiten von Musik mit Bandgeräten ist immer wieder eine erstaunliche und geradezu sinnliche Erfahrung. Wenn man Glück hat, dann wird man auch mit einem deutlich anderen Klang als dem einer rein digitalen Produktion belohnt.
Ob das nun besser ist, das muss wohl lieber jeder selbst für sich herausfinden und dann seinen eigenen Weg einschlagen. Viel wichtiger als Geräte und Programme ist es, überhaupt Musik machen zu dürfen.
Ich wünsche viel Spaß beim Rumprobieren, Experimentieren und darüber nicht zu vergessen, Musik zu machen.
Christian W. Eggers – christian@stompology.org – 23. Oktober 2023 (letzte Aktualisierung am 23. Oktober 2023)
(1) Quelle: wikipedia (Übersetzung durch den Autor)
(2) Quelle: wikipedia (Übersetzung durch den Autor.)
(3) Anmerkung: Ein Slapback-Echo kann auch mit nur einer Bandmaschine erzuegt werden. Diese muss jedoch „Hinterbandkontrolle“ und über eine Echo-Schaltung verfügen. Bekannt dafür sind Tonbandgeräte von Uher, so z. B. das „Uher Royal„.
„Die Hi-Hatist ein Teil eines Schlagzeugs und ermöglicht dem Schlagzeuger das Aneinanderschlagen von Becken in der Art der Paarbecken ohne Einsatz der Hände.“ (1)
Alles klar. Aber was ist eine Swing Hi-Hat und passt sie nur in die Musikrichtung Swing?
In einem älteren Beitrag wurde die Spielweise bereits beschrieben. Meist wird diese Art der Sound-Gestaltung des Schlagzeugs mit den Big Bands der 40er Jahre in Verbindung gebracht. Insbesondere mit dem Hit In The Mood von Glenn Miller in dem die Swing Hi-Hat zum Erkennungszeichen des Songs wurde.
R&B Variante der Swing Hi-Hat
Die Spielweise der Swing Hi-Hat geriet mit dem Sterben der Big Bands (Ende der 40er Jahre) in Musikproduktionen der nachfolgenden Jahrzehnte nicht in Vergessenheit. Die Swing Hi-Hat blieb über den Jump Blues bis weit in die 60er Jahre im frühen R&B, dem Rock ’n‘ Roll sowie auch in den Soul-Produktionen hörbar.
Im Unterschied zur Musikrichtung Swing, wird die Hi-Hat hier „zickiger“ und im Two-Beat Gefühl gespielt.
1946 nahm Arthur „Big Boy“ Crudup den Song That’s All Right auf. Der Drummer begleitete den Song überwiegend auf der Hi-Hat, mit der er die Swing Hi-Hat Spieltechnik verband. Heute gilt der Song in zahlreichen Fachbeiträgen als die erste Rock ’n‘ Roll Aufnahme. (3) Der Song machte zehn Jahre später Elvis Presley berühmt
1954 spielte Drummer Jesse Sailes eine Swing Hi-Hat in dem „Gangsta-Swing“ Riot In Cell Block #9 in der brachialen Version der Doo-Wop-Band The Robins
1964 nahm Soul-Sänger Solomon Burke den Song Everybody Needs Somebody To Love auf und auch hier war die Swing Hi-Hat mit im Spiel
Shuffle Blues Variante der Swing Hi-Hat
Die Swing Hi-Hat Technik lässt sich nicht nur in die Swing-Schlagfolge (das Swing Pattern) integrieren. Einen vitalen Drive entwickelt die Swing Hi-Hat im moderaten Tempo eines Shuffle Blues. Auch in dieser Variante wird der Back-Beat auf den Becken nicht gespielt.
Vorteile der Spielweise
Wo meist das Ride-Becken in triolischen Grooves strapaziert wird und der Beat in einem „Grundrauschen“ des meist lauten Ride-Beckens unpräzise zu werden droht, kann die Swing-Hi-Hat dem Groove das federnde Gefühl (bouncy feel) verleihen.
Die R&B Variante mit der hervorgehobenen Snare-Drum, erreicht durch das Weglassen des Stick-Anschlags der Hi-Hat auf der Zwei und der Vier, gibt dem Groove zusätzlich Tiefe durch Klang-Minimierung.
Ebenso verhält es sich mit dem hier vorgestellten Shuffle Blues: Die Back-Beats werden auf den Hi-Hat Becken weggelassen. Dabei wird die Bass-Drum auf allen vier Vierteln gespielt, was dem Groove einen vitalen R&B Einschlag verleiht.
Herausforderung Minimalismus
Meist wird danach gesucht möglichst viele technische Feinheiten – mit zahlreichen 16tel Schlägen – einem Groove hinzuzufügen. Weglassen von Gewohntem und lange zuvor Erlernten ist zunächst eine Anstrengung.
Zudem: Arme und Beine streben zur Gleichzeitigkeit einer Bewegung. Wenn über viele Jahre der Back-Beat auf der Hi-Hat wie selbstverständlich (mit) gespielt wurde, fällt es zunächst schwer ihn mit Gefühl „pausieren“ zu lassen und allein die Snare auf der Zwei und der Vier im 4/4tel Takt zu spielen.
Ich wünsche Spaß und Ideen zum Einsatz der Swing Hi-Hat. So ein Ding kann einem Groove ganz schön Dampf mitgeben.
Christian W. Eggers – 15. Oktober 2023 – christian@stompology.org – (Letzte Aktualisierung dieses Artikels am 21. Oktober 2023)
(3) Trotz unterschiedlicher Einschätzungen und Behauptungen der Musikhistoriker und Musikhistorikerinnen über den Zeitpunkt und Produzenten der „ersten Rock ’n‘ Roll Aufnahme“ besteht Einigkeit darüber, dass mit dem Song ein neuer Akzent in den Blues jenseits der Boogie-Spielweise gelangte.