Vintage Studiotechnik – Das Telefunken Ela V504 Röhrenmischpult

Die Möglichkeit, eine Perle der Audiotechnik der 50er Jahre in Funktion erleben zu dürfen, besteht nicht häufig. Der Kieler Entwickler von Röhrenverstärkern Peter Wolff hat ein Telefunken Ela V504 Röhren-Mischpult vollständig instand gesetzt und für einen Test im stompology.org Mini-Studio zur Verfügung gestellt.

Die untere Reihe der Drehknöpfe dient zur Pegeleinstellung der 5 Kanäle. Die mittlere Reihe zeigt die beiden Klangsteller und rechts daneben einen Wahlschalter für die Hochpegelquellen Tonbandgerät, Radio und Plattenspieler. Die oberen drei Einsteller sind für die Stärke der Summe aller 5 Kanäle bestimmt. Die Regler 2 und 3 haben dann eine Funktion, wenn die gemischten Signale der genutzten Kanäle an weitere Geräte als nur an ein einziges Bandgerät abgegeben werden.
Der Schaltplan des Telefunken Mischpults V504

Das kompakte Röhrenmischpult Ela V504 wurde von 1953 bis 1959 als Reisemischpult und Kleinstudiogerät angeboten. In der Funkschau 1958 / Heft 22, Seite 525 wurde das Gerät als ein „kommerzielles Reise-Mischpult“ vorgestellt. Mit seinen 12 kg und seiner Kompaktheit ist das Mischpult im Holzkoffergehäuse mühelos zu transportieren. Der Preis des Mischpults betrug damals 1.090 DM.

Aktuelle Relevanz des Oldtimers

Das Gerät ist nicht allein für Sammler alter Studiotechnik interessant. Verwendung findet das Telefunken Ela V504 als Röhrenvorverstärker für Mikrofone in Kombination mit digitaler Aufnahmetechnik. So befindet sich dieses Modell auch im Fundus zweier Verleihunternehmen professioneller Studiotechnik.

Aufbau der Test-Aufnahme

Für unseren Test zur Aufnahme eines Drumsets haben wir das Mischpult so verwendet, wie es damals gedacht war: nicht als Mikrofon-Vorverstärker, sondern als Mono-Mischpult, dessen Ausgang unmittelbar mit einer Mono-Bandmaschine, hier ein Telefunken M24 von 1958, verbunden wurde.

Das Telefunken Ela V504 ist mit Großtuchel-Buchsen für die Mikrofon-Eingänge versehen. Damit die Kompatibilität mit neueren Mikrofonen besteht, wurden vier Mikrofon-Adapter „Großtuchel auf XLR“ angefertigt.

Eingang 1 und Eingang 2 sind vom Hersteller des Mischpults für dynamische Mikrofone vorgesehen (Verstärkung 66 bis 70 dB), die Eingänge 3 und 4 (Verstärkung bis 53 dB) sollen für Kondensator-Mikrofone nutzbar sein.

Die Rückseite des Telefunken Ela V504. Neben Mikrofonen können auch Hochpegelquellen, Plattenspieler (mit eigenem Entzerrer) und Bandgeräte angeschlossen werden. Rechts im Bild sind die vier Mikrofonbuchsen zu sehen.

Von den vier Eingängen für Mikrofone wurden im Test drei verwendet. Für die Schlagzeug-Probe-Aufnahme wurden Eingang 2 für die Abnahme der Bass Drum und Eingang 1 für die Abnahme von Hi-Hat und Snare Drum genutzt.

Ein Overhead-Mikrofon mit einer Halleffekt-Beimischung mittels einer Grundig-Hallspirale wurde mit Eingang 3 verbunden. Der Eingang 4 für ein weiteres Mikrofon und der Eingang 5 für Einspielungen von Bandgerät, Plattenspieler und Radio blieben ungenutzt.

Die Bass Drum wurde mit einem Beyer M410 am Resonanzfell abgenommen. Zwischen Snare Drum und Hi-Hat wurde ein Sennheiser MD421 platziert und ein einfaches Kondensatormikrofon neueren Datums mit der Aufschrift Neewer diente als Overhead.

Das Mischen

Das Mischen der unterschiedlichen Signale mit ihren gewünschten Lautstärken erfolgt über die Einsteller der einzelnen Eingänge. Die beiden Klangsteller für Höhen und Tiefen wirken auf alle 5 Kanäle. Es bedarf also etwas Fingerspitzengefühl bei der Aussteuerung und der „Soundfindung“.

Wichtig wird damit auch die Auswahl und die zur Aufnahme passende Platzierung von Mikrofonen. Denn hiermit lässt sich schon vieles erreichen, ohne dass viel an den Reglern „gekurbelt“ werden muss.

Den Aussteuerungs-Pegel zeigt grob ein „magischer Fächer“ an. Ein kleiner eingebauter Monitor-Lautsprecher dient zur ersten „Abhöre“. Sehr viel genauer überprüfen lässt sich das Ergebnis der Mischung mit einem hochohmigen Kopfhörer, der direkt am Mischpult angeschlossen werden kann und der den eingebauten Lautsprecher nach Verbindung „automatisch“ abschaltet. Hiermit können Übersteuerungen am einfachsten erkannt werden.

Die Aufnahme – Jazz Besen Snare Drum, Hi-Hat und Bass Drum

Für die Aufnahme wurde ein kurzer Schlagzeugpart für Bass Drum, gewischte Besen auf der Snare und Hi-Hat gespielt. Nach zwei ersten Test-Aufnahmen und leichten Korrekturen der Mikrofonaufstellungen am Set war es dann endlich soweit: 1-2-3-4-1-2-3-GO!

Zu hören ist eine Schlagfolge bestehend aus Bass Drum, leise mit den Jazz Besen gewischter Snare Drum und einer auf den Zeiten Zwei und Vier getretenen Hi-Hat.

Die Audio-Datei ist völlig unbearbeitet damit der Klangeindruck nicht verfälscht wird. Digital zu hören ist das, was das Bandgerät an die Aufnahmesoftware wiedergegeben hat. Ohne irgendwelche nachträglichen anlogen und digitalen Korrekturen. Aufgenommen wurde das Schlagzeug in einem stark gedämmten kleinen Raum.

Video-Impressionen zur Nutzung des Ela V504

Fazit zum Telefunken Ela V504 Mischpult

Verdammt! Wären Archie Ancora & His Motorboats doch nun endlich mal in der Lage einen kommerziellen Erfolg zu landen. Dann würden wir auch tiefer in die Tasche greifen können und dieses Mischpult sofort erwerben.

Das „Reise-Mischpult“ Ela V504 ist tatsächlich eine Reise-Mischpult. Es nimmt einen auf eine Reise in die frühe Zeit der Audioproduktion mit.

Den von vielen Musikern und Musikerinnen gewünschten „warmen“ Klang produziert das Mischpult ganz selbstverständlich aus seiner Natur heraus. Man bekommt ohne „Rumtricksen“ einen 1:1 Eindruck von der Qualität der Aufnahmetechnik der 50er Jahre.

Es war ein riesiges Vergnügen mit dem robusten und übersichtlichen Gerät als Tontechniker-Laie eine „echte“ Röhren-Testaufnahme machen zu dürfen.

Christian W. Eggers – 20. Oktober 2024 – christian@stompology.org – (letzte Aktualisierung dieses Beitrags am 21. Oktober 2024)

3 Gedanken zu “Vintage Studiotechnik – Das Telefunken Ela V504 Röhrenmischpult

  1. Habe mit dem Teil in meiner Jugend Live gearbeitet. Lang ist’s her. Ein legendäres Teil, unverwüstlich. Danke für die Nostalgie…

  2. Ein einmaliges Aufnahmeset das du hier zeigst, Christian. Das Video und die Aufnahme sind „allererste Sahne“.

    Gruß Jan

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