Wie der Swing swingt – Shuffle für Einsteiger in drei Schritten

Hört man einen Song, der einem gefällt, wird man häufig unwillkürlich mit dem Fuß mitwippen. Das allein swingt noch nicht. Diese Bewegung ist jedoch die Basis, auf der man swingen kann. Sie ist das Fundament, der Puls, oder auch Beat, einer Rhythmik. Sowohl einer nicht swingenden wie auch einer swingenden Rhythmik.

Swing als musikalisches Phänomen basiert im Kern auf Shuffle-Schlagfolgen, die auf dem Fundament gleichmäßig gespielter Pulsschläge „aufsetzen“.

Das für Swing-Rhythmen typisch entspannte Schaukeln oder auch im schnelleren Tempo zu hörende Hüpfen der Rhythmik entsteht durch Ereignisse „auf dem Puls“ und insbesondere „zwischen dem Puls“, die als Shuffle-Rhythmik bezeichnet werden.

Es geht um das Gefühl und darum, wie man es hervorholen kann.

Diese Spielweise ist auch für Einsteiger erlernbar. Manchmal ist das rhythmische Gefühl zum Swing im menschlichen Urwissen verschüttet. Oder weniger dramatisch gesagt: es ist nicht jedem Menschen sofort und intuitiv zugänglich.

Thema dieses Artikels ist das Erfahren des Swing-Gefühls

Im Folgenden möchte ich eine kleine Hilfestellung für Einsteiger in die Swing-Rhythmik bieten. Dabei soll die Theorie zum Swing, die Büchereien füllen kann und kontrovers diskutiert wird, nicht im Vordergrund stehen. Es geht um das Gefühl und darum, wie man es hervorholen kann.

Schritt 1 – Das Fundament einüben

In der Musikrichtung Swing wird der Puls meist am Schlagzeug leise aber hörbar mit der Bassdrum markiert. Den meisten Swingsongs liegt eine einfache gedachte Einteilung der Pulsschläge in Vierergruppen zu Grunde.

Das bedeutet: Vier Pulsschläge bilden einen Viervierteltakt. Jeder zweite Pulsschlag wird jetzt synchron mit der Hi-Hat markiert. Das geschieht mit dem zweiten Fuß durch das Treten der Hi-Hat.

Beim Schließen der Hi-Hat entsteht ein kurzer Klang, der jetzt den charakteristischen „Backbeat“ der Zählzeit Zwei und Vier markiert.

Übung 1: Für die Einübung des Fundaments braucht es zunächst kein Drumset. Nur die beiden Füße. Das Notenbild zeigt zwei 4/4 Takte des Pulses, markiert durch Bassdrum (BD) und Hi-Hat.

Eine einfache Übung ist es, den Puls und die Backbeats zunächst „trocken“ ohne Schlagzeug zu üben. Die Herausforderung ist für den Beginner die Gleichzeitigkeit der Fußbewegungen beim Spielen der Zählzeit Zwei und Vier herzustellen.

Erst dann, wenn diese Übung auch am Drumset „sitzt“, sie sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen ist, kann mit dem „Shuffeln“ begonnen werden. Hierfür sind die Hände und Armbewegungen zuständig.

Schritt 2 – Swing erfahren

Bevor das Drumset mit den Sticks oder Besen zum Fundament des Schrittes 1 strapaziert wird, ist es für den Einsteiger in die Shuffle-Rhythmik oft notwendig, Swing durch Fühlen zu erfahren. Die Übung hierzu baut direkt auf der Übung 1 auf.

Die gute Nachricht ist, dass jeder Mensch das Swingen lernen kann.

Das kann je nach musikalischer Sozialisation und Hörgewohnheiten einigen Übungs- beziehungsweise Gewöhnungsaufwand erfordern.

Auch bei der Gewöhnung an das Swing-Gefühl kann eine einfache Übung ohne Drumset helfen. Diese Übung besteht in dem Klatschen der Shuffle-Schläge zum Puls, der mit den Füßen auf der Bassdrum und der Hi-Hat markiert wird. (siehe Übung 1)

Übung 2: Wie im obigen Notenbild zu sehen, gibt es Schläge, die nicht auf dem Puls sitzen. Sondern dazwischen. Und dieses „Dazwischen“ der Achtel-Offbeats hat es in sich. Hier spielt die Musik, die dem Swing sein Gesicht verleiht. Schaut man sich die Abstände der Offbeats zwischen den Pulsschlägen an, ist zu sehen, dass diese recht genau zwischen zwei Pulsschlägen liegen. Das swingt dann nicht.
Erst wenn die Offbeats dichter an den nachfolgenden Pulsschlag heranrücken, entsteht Swing. In der hier gezeigten Notation muss einfach nur über der Notenzeile das Wort „Swing“ vermerkt werden und schon ist deutlich, dass die Offbeats nicht zweigeteilt (ternär) sondern „triolisch“ gespielt werden sollen.
Eine Übung zum Mitklatschen der triolischen Spielweise wie oben beschrieben. Lass Dich einfach „mitnehmen“ bis es sich gut und selbstverständlich anfühlt.

Was passiert eigentlich? Der Puls, so wie mit Schritt 1 beschrieben, bleibt „steady“. Er ist der Fels in der Brandung. Ein Rhythmus wird „geshuffelt“, wenn Schläge mit den Jazzbesen oder den Sticks zwischen den Pulsschlägen, die man automatisch mit dem Fuß mitwippt, zeitlich nicht genau zwischen zwei Pulsschlägen liegen, sondern ein wenig später erfolgen. Man kann also sagen, dass diese Schläge zwischen den Pulsschlägen (Achtelschläge) gegenüber einer „graden Rhythmik“ etwas verspätet erfolgen. Das klingt dann wie eine Dehnung der Zeit und diese Dehnung erzeugt das Empfinden von Schaukeln der Rhythmik.

Die Abbildung zeigt die aufgezeichneten Impulse eines Shuffle-Grooves am Drumset. Die kleineren ,dünneren Striche bilden die Offbeats ab. Hier ist gut aus der Praxis heraus zu sehen, dass die Offbeats nicht genau zwischen den Plusschlägen liegen, sondern dichter an die nachfolgenden Pulsschläge herangerückt sind. Es swingt!

Zum Verständnis: Die Schläge, die nicht synchron zu den Pulsschlägen erfolgen, werden Offbeat-Schläge genannt. Das kann man sich gut merken, wenn man Schläge einteilt in die, die auf dem Puls liegen (Onbeat) und die Schläge, die nicht synchron auf den Plusschlägen erfolgen. Sie sind weg vom Beat, also „off“.

Schritt 3 – Umsetzung der Shuffle-Spielweise auf der Snaredrum

Nachdem das Fundament steht, das Klatschen der Offbeats vor den Backbeat-Pulsschlägen Zwei und Vier sicher klappt, kann an die Umsetzung eines einfachen Shuffle-Grooves herangegangen werden.

Zunächst beginnt man die Übung auf der Snare erst wirklich dann, wenn man sich im Puls (Schritt 1) sicher fühlt. Solange bleiben die Hände ruhig.

Sodann folgen die Snare-Anschläge im Wechsel der linken und rechten Hand. „1-und-2-und-3-und-4-und“. Die Und-Schläge sind die Achtel-Offbeats. Linkshänder können die Und-Schläge jeweils mit rechts spielen, Rechtshänder spielen die Und-Schläge mit der linken Hand. Diese Spielweise wird „Hand-to Hand“ genannt.

Übung 3: Dieses ist das Notenbild für unseren ersten einfachen Shuffle-Groove. Offbeats erfolgen hier nach jedem Pulsschlag. Besonders durch kräftigere Anschläge hervorzuheben sind die Backbeats der Zwei und der Vier. Diese Betonungen werden in der Notenschrift mit einem Akzentzeichen > versehen.
Die Spielweise „L R Shuffle“ lässt sich auch im hohen Tempo noch bequem bewältigen. Hier ein Audio-Beispiel in dem die Sticks, gespielt auf dem Snare-Spannreifen, den Groove von Rock Around the Clock von Bill Haley nachahmen.

Vorteil dieser Spielweise ist, dass sie auch für den Einsteiger ohne ausgefeilte Schlagtechniken zu bewältigen ist. Man kann sich ganz auf das Gefühl der hüpfenden Rhythmik der „Handarbeit“ konzentrieren. Ohne dabei auch bei schnelleren Shuffles, so wie im Boogie Woogie häufig gefordert, aus der Kurve zu fliegen.

Das war es dann für heute. Ich hoffe, die Darstellung hat Dir bei Deinem Weg zum Swing geholfen. Viel Freude beim Probieren und Experimentieren wünscht Dir Christian!

Ach ja, fast hätte ich es vergessen!

Die stompology Hausband „Archie Ancora & His Motorboats“ hat die Audio-Beispiele für diesen Artikel beigesteuert. Natürlich möchten die Jungs trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch berühmt werden und daher folgt hier der vollständige Song mit dem dramatischen Titel „Kein Mensch hier Blues“ in einer aktuellen Version.

Christian W. Eggers – Kiel, 17. Februar 2025 – christian@stompolog.org (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 21. Februar 2025)