Die wunderbare Welt des Open Tuning – Vier offene Stimmungen für die Gitarre

Dieser Beitrag behandelt die Möglichkeiten der Soundgestaltung mittels Open Tuning der Gitarre. Dargestellt wird die Herstellung von vier bedeutsamen Stimmungen für das Spiel im Open Tuning.

Wer den Film „Paris, Texas“ von Wim Wenders gesehen hat, dem ist vielleicht auch die Filmmusik in Erinnerung.

Mit sparsamen und dabei kräftigen Gitarrenklängen untermalte Ry Cooder die Landschaftsbilder des kargen Südwesten Amerikas.

Die Spielweise im sogenannten Open Tuning vermittelt Weite, Fernweh und Melancholie. So wie es wohl kaum jemals zuvor mit nur einer einzigen Gitarre und wenigen Tönen derartig voluminös gelungen ist.

Die Spielweise im sogenannten Open Tuning vermittelt Weite, Fernweh und Melancholie.

Eine weitere Seite des Open Tuning ist die robuste Fröhlichkeit, die zum Beispiel mit einer höheren Stimmung als der einer Standardstimmung (E-A-D-G-H-E) erzeugt werden kann.

Die Stimmungen – Vier Beispiele für Open Tuning der Gitarre

Ausgesucht werden nachfolgend vier offene Stimmungen beschrieben. Möglich sind natürlich viele mehr. Und jede hat ihre Vorzüge und Grenzen.

Open-E

Hier wird die Gitarre abweichend von der Grundstimmung höher gestimmt (siehe Grafik). Das Tuning zum Dur-Akkord E zeichnet sich insbesondere durch seine Kompatibilität mit Blues-Songs aus.

Die hohe H- Saite und die hohe E-Saite erlauben das Spiel von 6er und 7er Akkorden auf sehr einfache und vertraute Weise.

Kombiniert mit dem Slide Bottleneck (Flaschenhals) entfaltet diese Stimmung sowohl als Soloinstrument wie auch ganz besonders im Zusammenspiel mit weiteren Saiteninstrumenten in der Grundstimmung die Klänge, die man sofort mit dem Country-Blues verbindet.

Eine weitere Seite des Open Tuning ist die robuste Fröhlichkeit, die mit einer höheren Stimmung als der einer Standardstimmung (E-A-D-G-H-E) erzeugt werden kann.

Open Tuning der Gitarre auf den Akkord E-Dur

Öfter wird befürchtet, dass die Gitarre mit dem Höherstimmen bei 12er Saiten auf E-Dur Schaden nehmen könnte. Veränderungen der Halskrümmung bei der verwendeten Yamaha FG 412 Westerngitarre konnten auch bei dauerhafter Stimmung auf E-Dur nicht bemerkt werden.

Open-D

Die Gitarre wird abweichend von der Grundstimmung auf den Dur-Akkord D gestimmt. Diese Stimmung ist sehr häufig zu hören. Die jetzt tiefer gestimmte Gitarre, etwa eine Westerngitarre, entfaltet ihr ganzes Volumen. Auch beim Spiel mit dem Bottleneck in den höheren Lagen der Mensur der Gitarre.

Open Tuning der Gitarre auf den Akkord D-Dur

Open-G

Das offene G als Gitarrenstimmung ist insbesondere durch den Gitarristen Keith Richards bekannt und beliebt geworden. Dieser wiederum hat sich die Stimmung wahrscheinlich bei US-amerikanischen Bluesgitarristen abgeschaut.

Musiker und Musikerinnen, die sich an den Hits der Rolling Stones versuchen, kommen an dieser Stimmung der Lead-Gitarre kaum vorbei. Sobald man die Gitarre auf den Dur-Akkord G heruntergestimmt hat und ein wenig herumklimpert, endet die Sache meist in einem „Stones-Riff“.

Wunderbar entspannt lässt sich so Rock ’n’ Roll mit Barrégriffen spielen. Man kann sich ganz auf den Beat konzentrieren. Unwillkürlich wird man als Fan von Keith Richards bei dem Intro von Start Me Up landen.

Open Tuning der Gitarre auf den Akkord G-Dur

Sobald man die Gitarre auf den Dur-Akkord G heruntergestimmt hat und ein wenig herumklimpert, endet die Sache meist in einem „Stones-Riff“.

Open-Moll-Dur

Ein Nachteil der bisher gezeigten drei Dur-Stimmungen ist der, dass eine Unflexibilität der Spielweise von Moll-Akkorden entsteht. Einen Kompromiss bietet die Stimmung D-A-D-G-A-D.

Sie erlaubt mit einem Open Tuning Charakter auch das einfache Spielen von Moll-Akkorden im Wechsel mit Dur-Akkorden. Verbreitet ist diese Stimmung in der traditionellen Folk-Musik.

Open Tuning der Gitarre zum Spielen von Moll- und Dur-Akkorden im Open Tuning Sound

Ich wünsche viel Freude beim Ausprobieren und Finden der passenden Stimmung. Zunächst mag es Mühe machen sich von den gewohnten Bewegungen und Fingersätzen der Griffhand in der Standardstimmung zu befreien.

Aber schon allein beim Anspielen einer offenen Stimmung, ohne auch nur die Griffhand zu bemühen, wird man inspiriert mit diesem Sound zu experimentieren.

Christian W. Eggers – 17. Juli 2025 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung dieses Beitrags am 18. Juli 2025)

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