Eine Vinyl Schallplatte pressen lassen – Ein Erfahrungsbericht

In diesem Beitrag geht es um die Erfahrung eigene Songs auf einen Vinyl-Tonträger pressen zu lassen.

Ein Gedanke vorab

Warum eigentlich im Zeitalter der digitalen Musikproduktionen und der Online-Distribution von Kunst jeder Art noch eine Schallplatte pressen lassen? Wahrscheinlich muss man ein Dichter sein um das ausdrücken zu können, was sich der Vernunft schwer erschließt.

To The Bone

„The needle pierced just like a nail
As she rocks me to the bone
Knocks me to the bone“

Mit diesem Zitat aus dem Song „To The Bone“ von den Kinks über das Gefühl beim Auflegen und Hören einer „Scheibe“ soll dann auch an dieser Stelle der Diskussion um das „Für und Wider“ der Vinyl-Pressungen genüge getan sein. It knocks you to the bone! Andere lässt es kalt. Auch in Ordnung.

Zwei Songs auf einer 7-Zoll-Single

Die stompology.org Hausband, Archie Ancora & His Motorboats, hat zwei Songs für den Test ausgewählt. Den Regenbogenboogie und den Song Beschäftigt mit Nichtstun.

Beide Songs wurden ursprünglich digital aufgenommen, anschließend mit einer Bandmaschine gemastert, danach erneut digitalisiert und dann, ohne weitere Eingriffe, im Wav-Format zur endgültigen Pressung an einen Hersteller von Schallplatten online übermittelt.

Tontechnische Anforderungen

Bei den digitalen Aufnahmen der zwei für Vinyl ausgesuchten Songs wurde so vorgegangen, dass sie sich für die technischen Besonderheiten der Wiedergabe über einen Schallplatte eignen. Hilfreiche Tipps hierfür sind in Fachartikeln und den Hinweisen der Presswerke zu finden.

In unserem Beispiel wurden weitgehend die Hinweise des Tontechnikers Nick Mavridis beachtet. Der Artikel 12 Fehler, die beim Mixing für Vinyl gemacht werden kann auf bonedo.de gelesen werden. Ein Interview mit dem dr.dub recording service auch über die technischen Voraussetzungen zur Herstellung von Schallplatten ist hier zu lesen.

Schallplatten Hersteller finden

Sucht man über das Internet Hersteller für Schallplatten auch in kleinen Auflagen und sogar für Einzelanfertigungen, wird man überraschend schnell fündig. Es gibt inzwischen mehrere Anbieter mit umfangreichen Angeboten.

Archie und die Jungs haben sich für den österreichischen Plattenhersteller Dr. Dub entschieden. Einzelanfertigung, unkomplizierte und übersichtliche Online-Bestellung sowie eine beeindruckende Referenzliste waren für die Wahl ausschlaggebend. Der Preis für die Einzelanfertigung lag bei rund fünfzig Euro inklusive Versand.

Ja, das ist eine Schallplatte!

Auspacken, der Geruch, auflegen, Teller starten, die Nadel absenken und gespannt warten auf den ersten Ton. Wie kann man eigentlich das „Erlebnis Schallplatte“ über das Internet vermitteln?

Ok, aber hier ist die digitalisierte A-Seite der Platte, der Regenbogenboogie, zu hören.

Audio „Regenbogenboogie“ erstellt von der Vinyl-Pressung

Gegenüber der digitalen Aufnahme sowie dem Tonband-Master dieser Aufnahme kommen mit dem Abspielen der Platte zwangsläufig andere mitbestimmende Faktoren für den Klang der Aufnahme in das Spiel. Nämlich die Hardware zum Abspielen und Hören der Schallplatte: Schallplattenspieler und Vorverstärker für die Wiedergabe von Schallplatten.

Die hier zu hörende WAV-Datei wurde nicht zur Digitalisierung mit der im Aufmacherbild zu sehenden nostalgischen „Kreissäge“ aus den großen Zeiten der Kieler Unterhaltungselektronik abgespielt. Das wäre wahrscheinlich deutlich in Richtung Lo-Fi gegangen und hätte die „Scheibe“ beschädigt.

Zum Einsatz kamen daher ein Technics SL-1210 MK2 Plattenspieler und ein RIAA-Tonabnehmerverstärker EELA Audio RIAA Preamp EA 804.

Klang der Platte

Beim Hören der zur Bannung auf Vinyl übermittelten Dateien ist es mir nicht möglich mit meinen Ohren und meiner „Abhöre“ klangliche Unterschiede gegenüber dem Abspielen des Songs der Platte über den Plattenspieler festzustellen.

Fazit zum Test

So ein physischer Tonträger macht Spaß. Die Handhabung des rotierenden Hardware-Gedöns ist die Attraktion für Nostalgiker wie Archie Ancora mit seinem 50er Jahre Sound. Schön ist es auch „etwas in der Hand“ halten zu können. Ähnlich eines Fotoabzugs eines bisher digital bestehenden Bildes.

Das Klangbild entspricht exakt dem der eingereichten Datei. Aber: es knistert und rauscht schon ein wenig. Das ist hörbar; insbesondere vor dem Einsetzen des Intros und nach dem letzten Ton der Songs. So soll es sein! Ich wäre schwer enttäuscht gewesen, wenn nicht.

Christian W. Eggers – 8. Oktober 2024 – christian@stompology.org – (letzte Aktualisierung dieses Beitrags am 11. Oktober 2024)

5 Gedanken zu “Eine Vinyl Schallplatte pressen lassen – Ein Erfahrungsbericht

  1. Danke, Archie!

    Normalerweise bin ich kein großer Freund von Spitznamen, aber ich denke, wir kennen uns jetzt lange genug, dass eine gewisse Vertraulichkeit angebracht ist.

    Viele Grüße

    Ihr Dago

  2. Dago (ich darf Sie doch Dago nennen?), also wenn ich davon im Laufe meiner Bemühungen zur Reproduktion „der guten alten Zeit“ erfahre, dann werde ich es Sie wissen lassen.
    Viele Grüße
    Ihr
    Archie Ancora mit seinen Motorboats

  3. Gibt es diesen famosen Service auch für die gute alte Schellackplatte? Dieses neumodische Vinyl ist mir immer noch ein wenig suspekt.

  4. Ich warte auf die erste LP von Archie and his Motorboats! Ganz große Klasse Christian.

    Gruß aus Mecklenburg nach Kiel von Jan

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