Theorie Teil 6 – Erklärung der binären, ternären und triolischen Rhythmik

Ausgangspunkt der Rhythmik ist der Puls. Hört man einen Song, kann man mit dem Fuß einfach mitwippen. Das geschieht meist ohne großes Nachdenken und der Fuß markiert das Tempo des Pulses einer Komposition.

Nun besteht ein Rhythmus in den meisten Fällen nicht nur aus den Pulsschlägen. Er teilt sich sozusagen auf in weitere rhythmische Ereignisse, die auf der Basis des Pulses geschehen. In der Musik stehen sich drei Arten der Teilung eines Pulsschlags gegenüber: die binäre Teilung, die ternäre Teilung und die triolische Teilung.

Teilungen der Pulsschläge

Die Teilungen der Pulsschläge in kleinere Einheiten laufen synchron mit dem Puls ab. Beispielsweise kann eine Rhythmik im 4/4 Takt so zweigeteilt sein: vier Pulsschläge bilden einen Takt. Darüber fallen zwei Schläge pro Pulsschlag. Diese werden als Achtel bezeichnet.

Der 4/4 Puls ist also in die nächst kleinere Einheit von Achtel-Schlägen auf der Grundlage von vier Pulsschlägen geteilt. Aus „1-2-3-4“ wird in der Teilung „1-Und-2-Und-3-Und-4-Und“. Das Tempo ändert sich dabei nicht. Synchron auf den Pulsschlägen und nun auch zwischen den Pulsschlägen ist jetzt ein Schlag zu hören. Die Schläge zwischen den Pulsschlägen sind die „Und-Schläge“ der Achtel-Teilung der vier Pulsschläge pro Takt. Die Und-Schläge werden Offbeats und die Schläge auf dem Puls werden Onbeats genannt.

Dieses Spiel der Teilungen in ein sogenanntes Mikrotiming lässt sich nun theoretisch beliebig fortsetzen. So kann man der ersten Teilung, den Achteln, die nächst kleinere Teilung in Sechzehntel hinzufügen. Und so wie beispielsweise im Speed-Metal Rock können die Sechszehntel nochmals in Zweiunddreißigstel geteilt werden. Im schnellen Tempo eines Songs werden diese Teilungen dann als Tremolo wahrgenommen.

Die binäre Spielweise

Binär bedeutet die exakte Zweiteilung eines Pulsschlags. Das erste Achtel sitzt auf dem Puls und das zweite Achtel genau in der Hälfte der zeitlichen Abstände zwischen den Pulsschlägen.

Hörbeispiel für einen Groove mit binär gespielten Achteln

Die ternäre Spielweise

Ternär bedeutet die Einteilung und die Teilung von rhythmischen Ereignissen auf der Basis der Zahl Drei. So kann schon der Puls ternär eingeteilt sein. Dieses ist hörbar in 3/4 und 6/8 Takten.

Ternärer Puls

Die Notation zeigt ausgespielte Achteltriolen im 6/8 Takt. Sozusagen die Urform eines ternären Grooves. Auf der Grundlage dieses Musters kann der afrikanische Einfluss zur Entwicklung swingender Grooves des frühen Jazz erfasst werden.

Hörbeispiel zu einem einfachen 6/8 Groove mit ausgespielten Achtel-Triolen.

Werden nicht alle Triolen-Achtel ausgespielt, enstehen neue Rhythmen. Diese lösen sich beispielsweise vom dem Rollen in ein Hüpfen auf, wenn das mittlere Achtel einer Achtel-Triole pausiert. Es ensteht eine Shuffle Rhythmik.

Ternäre Teilungen eines 4/4 Pulses

Auch in der Teilung des Pulses eines 4/4 Taktes kann eine Schlagfolge dreigeteilt sein. Nämlich mittels Triolen auf den 4/4 Pulsschlägen. Beispielhaft hierfür ist der Song Blueberry Hill in der Version von Fats Domino aus dem Jahr 1956. Auf der Basis des 4/4 Pulses „rollt“ ein ternäres Mikrotiming.

Die triolische Spielweise

Neben dem strengen dreigeteilten, ternären Zeitmaß der Achteltriolen eines Pulses existiert eine nahezu ternäre Spielweise. Die Mehrheit der Songs des frühen Jazz, der Rock’n’Roll Ära der 50er Jahre sowie des frühen R&B basieren auf der triolischen Spielweise.

Pro 4/4 Pulsschlag erfolgen der jeweils erste und letzte Schlag einer Achteltriole. Der mittlere Schlag „pausiert“. Erfolgen diese zwei Schläge einer Achteltriole im strengen Gleichmaß der Dreiteilung, ist das noch eine rein ternäre Spielweise.

Triolisch wird diese Spielweise dann, wenn das ausgespielte dritte Triolenachtel der Triole nicht im zeitlichen Gleichmaß einer Triole steht. Das dritte Triolenachtel rutscht ein wenig an den Platz, den das jetzt pausierende zweite Triolenachtel in einer rein ternären Teilung hätte einnehmen müssen. Man kann auch sagen, dass sich das ausgespielte dritte Triolenachtel in Richtung binär bewegt hat.

Der Groove wird weder exakt zweigeteilt im Mikrotiming sein, noch wird er den exakten Fluss von ausgespielten Triolen annehmen. Dieses „Zwischending“ wird als triolisch bezeichnet.

Hörbeispiel für einen Groove im 4/4 Takt mit triolischem Mikrotiming.

Grafische Darstellung der ternären Teilung

Die nachfolgende Grafik verdeutlicht das Prinzip der Teilung eines 4/4 Pulses in ternäre Achtel.

Die erste Ebene der Rhythmik (unterste Zeile der Grafik) bildet den 4/4 Puls ab. In der Grafik sind die Zwei und die Vier als sogenannte „schwere Zeiten“ rot markiert.

Über dem Puls sind zwei Arten der Teilung auf der Grundlage von Achteltriolen zu sehen. Eine rein ternäre Teilung (in der Grafik ganz oben) besteht, wenn die Achteltriolen vollständig im Gleichmaß pro Pulsschlg ausgespielt werden.

Auch dann, wenn der mittlere Schlag einer Achteltriole pausiert, ist die ternäre Teilung nicht aufgehoben (siehe mittlere Reihe in der Grafik). Weil das Zeitmaß der gespielten Schläge nicht durch exakte Pausen aus dem ternären Fluss gerät.

Jedoch wird diese Teilung der ausgespielten zwei Triolenachtel dann triolisch, wenn das zweite ausgespielte Achtel „vorgezogen“ wird. Der Schlag „rutscht“ ein wenig in die Zeit der Pause hinein. Diese Art der Spielweise ist dann nicht ternär, aber der ternären Spielweise ähnlich. Das Ergebnis wird dann triolisch genannt.

Nach binärer Auffassung kann man dann auch sagen, dass der zweite ausgespielte Achtelschlag „gedehnt“ gegenüber einem mathematisch reinen zweigeteilten Mikrotiming erfolgt.

Christian W. Eggers – 14. März 2024 – christian@t-online.de (letzte Aktualisierung dieser Seite am 14. März 2024