Berühmte Grooves – God Only Knows by The Beach Boys – Part 1

An den Beach Boys und insbesondere an den Songs des Albums Pet Sounds scheiden sich die Geister. Was den einen völlig kalt lässt, kann den anderen zu Tränen rühren. Letzteres soll geschehen sein, als Beatle Paul McCartney den Song God Only Knows anhörte.

Link zum Song God Only Knows auf YouTube

Das Magazin Rolling Stone listete den Song 2021 auf Platz 11 der 500 besten Songs aller Zeiten. Grund genug zu schauen, ob nicht auch ein „berühmter Groove“ in God Only Knows auszumachen ist, der für Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger Inspiration und Freude beim Nachspielen sein kann.  

Der Groove – Wassertropfen und Marsch

An Stelle des Drumsets dominiert ein kaum zu verifizierender Mix aus verschiedenen Percussion-Instrumenten. Zunächst schreitet der Viertelpuls im gemächlichen Tempo (ca. 120 bpm) durch das „Ring Ring Ring Ring“ eines Glockenstabs voran. Auf der Eins und der Zwei der Takte sind deutliche hölzerne Klangstäbe zu hören. Die nachfolgenden Achtel ab der Zwei-Und bis zur Vier-Und werden vermutlich durch Handklatschen und Reverb Effekte unterstützt. Letztere sind wirklich nicht gerade sparsam eingesetzt. Es entsteht der Höreindruck fallender Wassertropfen in einer Tropfsteinhöhle.

Die großen Sekunden des Drumsets schlagen in den stakkatohaften Bridges und dann geradezu majestätisch im ausgedehnten Kanon-Outro. Die wunderbar eingesetzten marschartigen Triolen-Rolls auf den Trommeln bilden vor dem Fadeout den dramaturgischen Höhepunkt dieser Sinfonie der Popmusik (siehe hierzu Part 2 – 20. Januar 2022).  

Umsetzungsvorschlag des Basis-Grooves am Drumset

Zu beachten ist, dass neben Drummer Hal Blaine mindestens zwei weitere Schlagzeuger im zigfachen Overdub-Verfahren Percussion-Instrumente zur Basis addiert haben.

Hier ein Vorschlag, wie die Basis des Grooves am Set gespielt werden kann.

Die am Drumset eingesetzten Instrumente und Legende für die nachfolgende Notation
Im zweiten Takt ist der Handsatz zum nachfolgenden Audio notiert
Die Basis am Set gespielt

Die Drummer

Brian Wilson setzte für die Pet Sounds Songs, abgesehen vom Gesang, auf „studierte Musiker und Musikerinnen“. So spielte nicht Dennis Wilson das Schlagzeug, sondern der Jazzdrummer und Studiomusiker Hal Blaine. Unterstützt wurde er durch Julius Wechter und Frank Capp mit verschiedenen Percussion-Instrumenten.

Im zweiten Teil dieser Serie geht es um das seltsame und schwierige Zwischenspiel des Songs God Only Knows von den Beach Boys.

Mehr über „berühmte Grooves“ der Beach Boys kannst du in den Artikeln Do It Again und The Surf Beat erfahren.

Christian W. Eggers – 9. Januar 2022 (letzte Aktualisierung am 5. Februar 2022) christian@stompology.org

Bildquellen Artikelfoto Collage: The Pet Sounds Sessions, Capitol; Pet Sounds- 24 KT Gold Compact Disc, Capitol; The Beach Boys 50, Edition Career Retrospective, Capitol; Konzertkarte Brian Wilson 2002 Hamburg

XLR Mikrofone mit Uher Bandmaschinen verbinden

Immer wieder taucht in Fachforen zu Tonbandmaschinen und Studiotechnik die Frage auf, wie „moderne“ Mikrofone mit XLR Stecker an die DIN-Buchsen von Uher Tonbandgeräten richtig anzuschließen sind. Da es bei der Beantwortung dieser Frage häufig zur vollständigen Verwirrung Ratsuchender kommt, hier ein kurzer Beitrag zur richtigen Lösung.

DIN-Steckverbindungen für Mikrofone weichen je nach Geräte-Hersteller und Mikrofontyp in der Verdrahtung (Pin-Belegungen) voneinander ab.

Mikrofone mit XLR Stecker an die DIN-Buchsen eines Uher Report anschließen

Nicht ganz einfach ist es, Mikrofone mit XLR Anschlüssen mit den Mikrofon Din-Buchsen des Uher Report kompatibel zu verbinden. Nötig ist natürlich ein Adapter. Hier wird viel von Händlern versprochen und meist funktioniert die Verbindung entweder gar nicht oder nur mit einem sehr geringen Pegelausschlag. Erst mit der Hilfe eines Kenners wurde es nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich gut. Hier ist die Belegung der Pole beschrieben:

„Zur Info, auch für den Rest der Leserschaft: Da Krischan die zweiadrigen Kabel mitgeliefert hatte, habe ich die Sache so realisiert, dass ich die XLR-Weibchen wie üblich verlötet habe: 1 = Masse/Schirm, 2 = hot, 3 = cold. Am DIN-Ende musste ich dann nur den kalten Draht mit dem Schirm zusammen an Pin 2 löten und den heißen an Pin 3. That’s ist.“ tonbandforum.de

Hinzuzufügen ist, dass diese Pin-Belegung für die Mikros Electro-Voice RE20 und the t.bone RM700 Bändchenmikrofon hervorragend mit einem Uher Report funktioniert. Damit ist nicht gesagt, dass ohne Berücksichtigung der Tonbandgeräte- und Mikrofontypen jede XLR auf DIN-Verbindung so wie oben beschrieben zu belegen ist.

Grundsätzlich ist zwischen niederohmigen, hochohmigen, symmetrischen, unsymmetrischen, Mono- und Stereomikrofonen zu unterscheiden. Zu unterscheiden ist auch, ob das Mikrofon an ein Röhrengerät oder an ein Transitorgerät angeschlossen werden soll.

Ein ausführlicher Artikel über DIN-Anschlüsse findet sich hier:

„tonband“ – Heft 4, Dezember 1964, 1. Jahrgang
„Was paßt zu was? Zur heiklen Frage des Mikrofonanschlusses“

Magnetbandmuseum – Sie sind im Bereich: Mikrofone anschliessen 1964

Einen erhellenden Überblick über das Chaos der unterschiedlichen Pin-Belegungen unterschiedlicher Mikrofone zum Anschluss an DIN-Kupplungen unterschiedlicher Hersteller von Bandgeräten wird hier in einem Beitrag mit Tabelle gegeben:

grundig: Grundig Stereo-Mixer 422: Pinbelegung (radiomuseum.org)

Christian W. Eggers – 22. Dezember 2021 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung am 12. Januar 2022)

Snare Drum Retro Hall

Einen Tipp zum preiswerten analogen Hall für Schlagzeugaufnahmen im Vintage Sound habe ich vor einiger Zeit aus dem tonbandforum.de bekommen. Dank dafür an den anonymen Autor. Nach einigen Experimenten bin ich inzwischen zufrieden.

Der Hall der Snare ensteht über einen kleinen Gitarren-Amp. Das Ding hat noch eine richtige Hallspirale! So wie früher. Damit und mit einem Bändchen Mikrofon lässt sich ein wunderbarer Retro-Hall während der Schlagzeugaufnahme auf das Tonband zaubern.

Der Groove

Zum Ausprobieren der Aufnahme einer verhallten Snare dient hier das Outro des Songs Rock a Beatin‘ Boogie von Bill Haley and His Comets.

Die „Eins“ und die „Drei“ kann man auf dem Woodblock oder Alternativ auf dem Spanreifen der Snare spielen. Auf der „Zwei“ und der „Vier“ erfolgt der scharfe Akzent, so wie er für die Comets typisch war.
Puristinnen und Puristen mögen mir verzeihen: Der Gesang wurde gleich digital über ein Interface aufgenommen

Ein Weg zum Retro Hall

Die nachstehend Grafik zeigt den Aufbau der Mikrofone und des Amps zur Erzeugung des Retro Halls der Snare.

Ein Bändchen Mikrofon wird vor dem Set platziert. Die Achtercharakteristik des Mikros erfasst den Sound des Amps der auf der dem Schlagzeug abgewandten Seite des Bändchen Mikros aufgebaut wird. Die Intensität des Reverb-Pegels sowie die Lautstärke des Amps sind auch sicher eine Geschmackssache. Für den „Bill Haley Sound“ braucht es schon einen Reverb-Regler, der deutlich nach Rechts zeigt. Dominiert der Amp jedoch zu sehr, geht auch der schöne Klang eines akustischen Schlagzeuges verloren. Das nachträgliche Verändern des Halls ist zwar digital möglich, hat aber unschöne Auswirkungen auf die Qualität der Aufnahme. Daher empfiehlt es sich zur genaueren Einstellung der Klangregelung und des Lautstärken-Mischverhältnisses zwischen „trocken und „nass“ Probeaufnahmen anzufertigen.

Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren!

Christian W. Eggers (19.November 2021) christian@stompology.org (letzte Aktualisierung: 19. Dezember 2021)

Berühmte Grooves – „Sing, Sing, Sing“

Kaum einem Schlagzeuger  werden mehr bedeutende Innovationen  zugesprochen als Gene Krupa. So gilt er als der erste Schlagzeuger, der mit einer Bassdrum (1927) und mit einem Schlagzeugsolo – „Sing, Sing Sing von 1937 – auf einer Schallplatte zu hören ist.

Heute gehört der Song „Sing, Sing, Sing“ zu den Jazzstandards. Zeitlos ist auch das Schlagzeugsolo im Intro des Songs. Gene Krupa hat die Schlagfolge im Laufe der zahlreichen Live- und Studioaufnahmen immer wieder variiert. Basis bildet eine 2-taktige Figur, die nachfolgend dargestellt ist.

Die Basis des Schlagzeugsolos des Songs „Sing, Sing, Sing“ in der Notation

Audio „Sing, Sing, Sing“ – Basisfigur

Steckbrief „Sing, Sing, Sing“ Benny Goodman

  • Video (YouTube) zur Version von Benny Goodman mit Gene Krupa am Schlagzeug
  • Komponist: Louis Prima (1936)
  • Benny Goodman (Klarinette) nahm den Titel erstmals mit 14 Leuten in New York am 6. Juli 1937 im Tonstudio auf, unter anderem mit Harry James, Chris Griffin und Ziggy Elman (Trompete), Hymie Shertzer und George Koenig (Altsaxophon), Red Ballard und Murray McEachern (Posaune), Gene Krupa (Schlagzeug)
  • Veröffentlicht im August 1937 als Parts I & II (Victor #36205)

Gene Krupa – 1946

Der Drummer – Gene Krupa

Gene Krupa konnte mit seinem Spiel vor allen die Herzen der Menschen erreichen. Bei aller Akrobatik und allen spektakulären Finessen war Krupas Spiel ein musikalischer Tiefgang zu eigen, die seinen klar strukturierten, melodischen Figuren und Klängen Raum und Gewicht gab.

Der Fachbuchautor Ulfert Goeman hat Krupas Spiel so beschrieben: „Im Herzen Dixieland-Trommler, in der Realität Swing-Spezialist, mit dem Verstand Bebop-Schlagzeuger“. 

Christian W. Eggers – 11. Dezember 2021 – christian@stompology.org (letzte Aktualisierung dieses Artikels am 11. 12.21

Quellen: History of Drumsetplaying (Leu-Verlag), All that Jazz (Reclam), Handbuch der populären Musik (Schott), Reclams Jazzlexikon (Reclam), Wikipedia, Rich Lackowski, Drum Masterclass, Seite 165; Bildquelle und Bildautor: „Gene Krupa“ https://de.wikipedia.org/wiki/Gene_Krupa#/media/Datei:Gene_Krupa.jpg

12/8 Feel – Der Groove der Balladen

Eine rhythmische Besonderheit entsteht bei vollständig ausgespielten Achteltriolen (also 3 Triolenachtel auf einen Pulsschlag) in einem langsamen bis sehr langsamen Tempo (100 bpm und weniger). Es scheint so, als seien die fröhlich swingenden und hüpfenden Achtel des Swing- und Shuffle-Mikrotimings förmlich zu Boden gefallen. Sie werden als 12/8-tel Takte notiert und  bilden einen erdigen, rollenden Groove.

So wundert es nicht, dass die im 12/8-tel Gefühl gespielten Grooves in Soul-Balladen und im langsamen Blues zu hören sind. Es gibt unzählige Klassiker des Blues und Soul, die mit dem „Triolen-Rollen“ durchgehend grooven. Gute Beispiele dafür sind „These Arms Of Mine“ und „I Love You More Than Words Can Say“ von Otis Redding sowie die Ballade „For Sentimental Reasons“ von Sam Cooke.

12/8-tel Feel mit getretener Hi-Hat

Eine Variante zu der in der Grafik abgebildeten Spielweise: Hi Hat („getreten“) und Ride Becken spielen die Achteltriolen synchron

Variationen durch 16-tel Mikrotiming

Etwas bewegter wird das „12/8-tel Rollen“ wenn ihm ein 16-tel Microtiming, je nach Geschmack, auf einigen Zählzeiten hinzugefügt wird.

In diesem Beispiel teilen sich die Achtel im Pulsschlag 3 und 7 auf dem jeweils zweiten Triolenachtel in zwei 16-tel Schläge.

Hier kannst Du eine 12/8-tel Figur mit 16-tel Unterteilungen der Ride Becken Anschläge auf der Basis der oben gezeigte Notation anhören.

Die Möglichkeiten der Variationen mit 16-tel Teilungen sind unerschöpflich. Entscheidend ist, dass diese Teilungen zum Charakter der Komposition passen und nicht nur als kleine rhythmische Finesse eingebaut werden.

Traditionelle Spielweisen

12/8 stark zurückgenommen – „traditionelle“ Spielweise mit dem Side Stick auf der Snare

12/8-tel Grooves werden gerne im Blues-Rock gespielt. In dieser Musikrichtung klingt es passend, wenn die Backbeats und die Bassdrum „mächtig“ klingen und das Becken „bouncy“ auf der Kuppe mit dem Stick gespielt wird.

Kreisbewegeungen mit den Jazz-Besen im 12/8-tel Gefühl.
Audio 12/8-tel mit kreisenden Jazz-Besen

In den Blues- und Soulkompositionen der frühen Popomusik wurden 12/8-tel jedoch mehr jazzig ohne viel „Alarm“ – gerne auch mit den Jazzbesen – gespielt. Das klingt ganz interessant und schafft Nachtclub-Atmosphäre wenn auf der Snare durch Kreisen ein gleichmäßig ruhiger Fluss ensteht oder das Ridebecken „verwaschen“ pulsieren darf.

Christian W. Eggers – 24. August 2021 – Überarbeitet und Ergänzungen eingefügt am 5. Dezember 2021- christian@stompology.org (letzte Aktuialisierung am 9. Dezember 2021)

Quellen: The Commandments Of Early Rhythm And Blues Drumming, Daniel Glaas, Zoro; Second Line 100 Years Of New Orleans Drumming, Antoon Aukes; Handbuch der populären Musik (Schott)

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