Übung – Kreisen mit dem Jazzbesen

Besen sind eine Welt für sich. Du kannst mit den Jazzbesen wischen, rauschen, tapsen, stampfen und rühren. Den Klangvariationen sind kaum Grenzen gesetzt. Ich kenne kein Percussion-Werkzeug für Trommeln und Becken, das so viele unterschiedliche Klänge wie der Besen erzeugen kann.

Beispiel-Video für das Besenspiel – Swing

Hier kannst Du anschauen und anhören wie die rechte Hand ( bei Linkshändern die Linke) den „Swing-Ride“ zum
kreisenden Besen spielen kann.
Es gibt viele Möglichkeiten und die hier gezeigte eignet sich gut für langsame bis mittelschnelle Jazz-Songs.

Kreisen im 4/4 Takt

Der kreisende Besen erzeugt ein akzentloses auf den Puls bezogenes Rauschen. Bei sehr ruhigen Kompositionen sorgt das Rauschen für Atmosphäre und unaufgeregten Fluss. Wenn Du Rechtshänder bist, kreist Du mit links. Linkshänder kreisen mit der rechten Hand. Mit der freien Hand können dem Rauschen Akzente und Shuffle-Figuren (siehe unten Noten zum „T-Bone Shuffle“) hinzugefügt werden und so spannende Grooves entstehen.

In einem 4/4 Takt ergeben sich vier Halbkreise bzw. zwei Vollkreise.

1. Übungsschritt

Spiele auf der Bassdrum leise einen durchgehenden Puls in einem unteren Medium-Tempo.

2. Übungsschritt

Bilde mit einer gleichmäßigen Wischbewegung einen Halbkreis vom oberen Rand der Snare zum untern Rand der Snare. Starte auf einem Pulsschlag der Bassdrum. Dabei zählst Du „tri-oh-la“. Du landest mit der gleichmäßigen Bewegung im triolischen Fluss auf „la“ jetzt am unteren Rand der Snare (siehe obige Abbildung).

3. Übungsschritt

Jetzt startetest Du auf dem 2. Bassdrum-Puls die Halbkreisbewegung von unten nach oben. Wieder mit „tri-oh-la„. Du landest mit der Wischbewegung jetzt wieder am oberen Rand der Snare.
Setze einfach mit Schritt 2 das Kreisen fort, so dass auf jeden Pulsschlag ein Halbkreis erfolgt.

4. Übungsschritt

Ein gleichmäßiges Rauschen mit einem leichten Impuls auf den Grundschlägen entsteht, wenn Deine Halbkreise sich ohne Unterbrechungen zu fließenden Vollkreisen im Puls von 2 leisen Bassdrumschlägen verbinden. Dabei kann es helfen, sich vorzustellen, dass man auf die Snare mit einem Pinsel weiche Kreise malen möchte und den Pinselstrich dabei nicht absetzen und unterbrechen will.

Kreise im Notenbild

Jazzmusiker notieren das Kreisen auf unterschiedliche Weise. Hier ein Beispiel für den „T-Bone Shuffle“. Vier Halbkreis-Bögen innerhalb eines 4/4 Taktes:

Video „Kreisen mit dem Jazzbesen“

Wenn Du auf den Bassdrum-Schlägen den Halbkreisbewegungen einen kleinen Schubs gibst, ensteht eine leicht „schlurfende“ Rhythmik. In der Kombination mit Shuffle-Schlagfolgen – gespielt mit der freien Hand – enstehen dann spannende Grooves.

Wie immer dauert es etwas, bis sich Leichtigkeit und Fluss einstellen. Das triolische Kreisen kannst Du übrigens überall üben ohne Mitmenschen auf die Nerven zu gehen: am Küchentisch auf einer Zeitung, vor dem Fernseher oder mit der Hand auf dem Schreibtisch.

Vertiefend „Kreisen mit Offbeat Akzenten“: https://stompology.org/2022/04/24/mit-den-jazz-besen-kreisen-und-shuffeln/

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Swing Basis

Der Swing-Groove als Basis

Wissenschaftliche Abhandlungen über das „Phänomen Swing“ gibt es regalweise. Tatsache ist, dass Swing glücklich macht. Einmal richtig in der Spur, wünscht man sich als Drummer, dass der Song niemals zu Ende geht.

Swing Basis-Schlagfolge schematisch und im Notenbild.

Der Begriff Swing hat zwei Bedeutungen: Mit Swing kann eine Stilrichtung des Jazz benannt sein und „Swing“ kann als Beschreibung eines rhythmischen Effekts dienen. Mit der deutschen Übersetzung „schwingen“ ist das Swing-Gefühl gut beschrieben.

Swing Basis-Groove mit jeweils 1 Takt Swing auf dem Ride-Becken und 1 Takt mit „Zwischenschlag“ auf der Snare auf der „3-Und“.
Swing Basis-Groove mit kreisenden Jazz-Besen gespielt.

Wie auch der Shuffle, basiert Swing auf der Dreiteilung des Mikrotimings. Anders als im Shuffle, werden in der Swing-Basis jedoch Viertel-Schläge auf der 1 und der 3 gespielt. Auf der 2 und der 4 wird in der Basis des „Swing-Musters“ geshuffelt. Damit ensteht auf der 1 und der 3 Beruhigung. Auf der 2 und der 4 „federn“ zwei Achtelschläge in der triolischen Dehnung (= das zweite Triolenachtel der Achteltriole pausiert; siehe Abbildung oben). So gehört, liegt die Sensation des Swing in dem ständigen Welchsel aus Entspannung und Anspannung auf der Basis von gleichmäßig fließenden Viertel-Grundschlägen.

Aber auch Viertel im Swing-Gefühl gespielt können swingen. Warum das so ist? Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es an dem Spielgefühl, welches sich im triolischen Fluss einstellt und sich auf die Grundschläge (den Puls) überträgt.

Quellen: The Commandments Of Early Rhythm And Blues Drumming, Daniel Glaas, Zoro; Second Line 100 Years Of New Orleans Drumming, Antoon Aukes; Handbuch der populären Musik (Schott)

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Shuffle Basis

Der Shuffle-Groove als Basis

Ein Shuffle-Groove entsteht, wenn auf jedem Grundschlag eines Taktes die jeweils ersten und letzten Triolenachtel der Achteltriolen ausgespielt werden. Die nachfolgende Abbildung zeigt das Prinzip.

Du spielt z. B. mit der Bassdrum den Puls und „oben“ teilst Du die Schläge in jeweils eine Achteltriole pro Puls. Den zweiten Schlag der Achteltriolen lässt Du stets pausieren. Es ensteht ein hüpfender Groove.

In der wörtlichen Übersetzung bedeutet Shuffle „schlurfen“. Gemeint ist ursprünglich eine Bewegung früher afroamerikanischer Tänze, bei der die Füße nicht vom Boden abheben, sondern auf sandigem Boden ein schlurfendes Geräusch entstehen lassen. Dieses Geräusch kann mit dem Jazz-Besen auf der Snare nachgeahmt werden. Ein Beispiel für einen berühmten Shuffle-Groove findest Du hier: T-Bone Shuffle

Eine am Spielgefühl und der Praxis orientierte Beschreibung der Shuffle-Rhythmen gibt der Schlagzeuglehrer Daniel Glass: „A bouncy feel that has its basis in swung eight notes.“ Diesem „hüpfenden Gefühl“ liegen Achteltriolen bei pausierendem zweiten Schlag der Triolen-Achtel einer Achteltriole zu Grunde.

Stompology ist auch Shufflelogy: Im Laufe der Entwicklung der Popmusik haben sich unzählige unterschiedliche Spielweisen von Shuffle Rhythmen herausgebildet. Die häufig verwendeten Bezeichnungen der unterschiedlichen Stile und Techniken, wie zum Beispiel „Chicago Shuffle“ und „Texas Shuffle“ werden dabei nicht einheitlich benutzt.

Typisch für Shuffle-Grooves sind zwei ausgespielte Achtel auf allen Zählzeiten eines Taktes. Im Swing als Musikrichtung werden dagegen in der Basis zwei Achtel-Schläge nur auf der Zwei und der Vier eines Viervierteltaktes ausgespielt. Shuffle „hüpft“ also auf allen Grundschlägen eines 4/4 Taktes.

Hörbeispiel „Double Shuffle“

Die oben in den Noten gezeigten Basis Shuffle-Figur auf dem Ride-Becken kannst Du auf der Snare Offbeat-Akzente (= Schläge zwischen den Zählzeiten des Metrums) oder einen leichten Backbeat (auf der 2 und der 4) hinzufügen. Im Beispiel habe ich die Becken-Schlagfolge synchron auf der Snare mit der linken Hand gespielt. Diese Spielweise nennt sich „Double Shuffle“.

Quellen: The Commandments Of Early Rhythm And Blues Drumming, Daniel Glaas, Zoro; Second Line 100 Years Of New Orleans Drumming, Antoon Aukes; Handbuch der populären Musik (Schott)

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Bausteine eines Grooves – Spielgefühl und Spieltechnik

Grundlagen Teil 5 – Spielgefühl und Spieltechnik

Nachdem die fundamentalen Bausteine eines Grooves (Puls und Fluss, metrische Gewichtungen, Takteinteilung, Tempo und die Teilung des Pulses in ein Mikrotiming) sowie die Phrasierung bekannt sind, kannst Du im letzten Abschnitt zu den Grundlagen etwas über Spielgefühl und Speltechnik erfahren.

Es liegt in der Natur der Verschiedenheit der Musikstile, dass unterschiedliche Richtungen auch unterschiedliche Klänge bevorzugen. Diese sind nicht nur allein durch die verschiedene Beschaffenheit der Trommeln mit ihren Stimmungen und der klanglichen Eigenschaft der Becken herzustellen. So braucht ein Jazzdrummer nicht nur andere Instrumente, sondern auch andere Spieltechniken als der Drummer einer Heavy Metall Band.

Das Spielgefühl in swingenden Rhythmen lässt sich mit der Vorstellung an etwas Rundes und Rollendes verbinden.  Spieltechnik dient der Verwirklichung eines Musikstils mit seinen Erfordernissen für Timing, Mikrotiming, Dynamik und Klang. Die richtige Technik ist die Technik, die einen Groove einer bestimmten Musikrichtung in allen seinen zuvor hier beschriebenen Komponenten verwirklichen kann. 

Der legendäre Swing-Drummer Jo Jones soll einmal den Grundsatz für eine gefühlvolle Technik mit den Worten „Don’t play the Sticks, let the Sticks play!“ formuliert haben.  Damit ist gemeint, dass man ein Gefühl für die Schwingungen der Sticks entwickeln kann und dabei die Bewegungen so ausgerichtet werden können, dass möglichst viel Energie aus dem Rückschlag der Sticks für den nachfolgenden Schlag erhalten bleibt. 

Die Grundtechniken der Stick-Haltung: Werden die Sticks mit der linken und der rechten Hand so gehalten, wie die Haltung hier für die führende Hand gezeigt ist, spricht man vom Matched Grip. Wird der Stick in der linken Hand (bei Linkshändern wäre es dann die rechte Hand) abweichend von der Rechten so gehalten, wie in der unteren Grafik „linke Hand“ gezeigt, wird das als Traditional Grip bezeichnet.
Der Traditionel Grip ist nicht schwerer zu erlernen als der Matched Grip. Schwer ist aber das Umlernen, wenn über Jahre mit dem Matched Grip gespielt wurde. Seinen Ursprung hat die „alte Haltung“ in der Militärmusik, bei der dieser Griff durch die schräge und seitliche Position der Trommel am Körper erzwungen war. Selbstvertändlich kannst Du auch mit dem Matched Grip Swing spielen. Der Traditional Grip fördert jedoch die Unabhängigkeit der linken Hand von der rechten und er erleichtert ein kontrolliertes leises Spiel, was natürlich bei Ghost Notes besonders von Vorteil ist.
Eine Empfehlung zur Spielweise

Spiele die Bassdrum-Viertel im Groove weich und gerade eben noch hörbar. Behalte damit „Luft nach oben“ für Bassdrum-Akzente („Bomben“).

Bedenke, dass ein durchgehend lauter Snaredrum-Backbeat nicht die Basis für zahlreiche traditionelle Grooves ist. Die konstante Gewichtung der „Zwei“ und der „Vier“ erfolgt im 4/4 Takt durch die getretene Hi-Hat.

Häufig kommen triolische Grooves ohne durchgehende Backbeat-Phrasierungen durch Snare-Akzente aus. Spiele auch Backbeats auf der Snare nur mit einem Bruchteil Körpereinsatzes, den Du in der Rockmusik aufwendest. Spiele aus den Handgelenken und Unterarmen.

Das bedeutet nicht, dass Du zaghaft oder gar lahm spielst. Die Energie konzentriert sich im Fluss und der Dynamik, so dass der Groove kraftvolle Eleganz und Leichtigkeit ausstrahlt.

Beispiel für Spieltechnik und Gefühl

Am besten ist es, wenn Du Dir das alles einmal anschauen kannst. In dem Video „Harry James spielt Green Onions“ (youtube) kannst Du ab Minute 1 sehen, wie Buddy Rich den Rückschlag der locker gehaltenen Sticks in einem Swing-Groove nutzt. Und was den Wums angeht: Dass es ganz schön zur Sache gehen kann, siehst Du am Ende des Videos ab Minute 4:56.

Beiträge dieser Artikelserie zur Theorie

Bausteine eines Grooves – Phrasierung

Grundlagen Teil 4 – Phrasierung

Nachdem die fundamentalen Bausteine eines Grooves (Puls und Fluss, metrische Gewichtungen, Takteinteilung, Tempo und die Teilung des Pulses in ein Mikrotiming) bekannt sind, kannst Du jetzt einem Groove sein individuelles Gesicht durch die sogenannte Phrasierung der Schläge geben. 

Zur Phrasierung eines Grooves gehören die Verwendung unterschiedlicher Lautstärken (Dynamik), Betonungen (Akzente) und Klanglängen (Artikulation).

Dynamik

Eine dynamische Spielweise kann über die wechselnden Lautstärkeverhältnisse zwischen den einzelnen Instrumenten des Sets und über die Energie der Schläge geschehen. Es können Passagen einer Komposition in der Lautstärke variieren, so z. B. wenn mehr Raum für ein Solo oder den Gesang geschaffen wird.  Dynamik kann auch in einem kontinuierlichen Abnehmen oder einem gleichmäßigen Ansteigen der Lautstärke einer Schlagfolge, wie z. B. in einem Fill oder dem Schluss einer Komposition, erfolgen.

Ein berühmtes Beispiel für dynamisches Schlagzeuspiel ist „Take Five“ von Dave Brubeck (youtube).

Onbeat- und Offbeat-Akzente und die Backbeat-Phrasierung

Akzente sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Phrasierung einer Schlagfolge. Sie entstehen, wenn im Fluss von Schlagabfolgen nur einzelne Schläge durch eine höhere Lautstärke hervorgehoben werden. So eine dynamische Hervorhebung kann auf Onbeats wie auch auf Offbeats erfolgen.  Aus dem Wechsel von Onbeat- und Offbeat-Akzenten kann eine rhythmische Melodie entstehen und die rhythmische Intensität einer Schlagfolge erhöht werden.

Wird ein Groove auf der Basis eines 4/4 Taktes beständig auf den Onbeat Zählzeiten „Zwei“ und „Vier“, z. B. durch einen Snare-Schlag, deutlich hervorgehoben, spricht man von einer Backbeat Phrasierung.

Beispiel der Backbeat-Pharsierung

Fügt ein Drummer seinen 4/4  Bassdrum Grundschlägen und seinem Achtel-Mikrotime auf der Hi-Hat jetzt konstant auf den Zählzeiten „Zwei“ und „Vier“ einen Snare-Schlag hinzu, spielt er einen zweigeteilten (binären) Groove, der die rhythmische Basis unzähliger Popsongs ist.

Die roten Schläge der Teilung werden auf der Snare gespielt. Es entsteht die typische Backbeat-Phrasierung moderner Popsongs

Ein Beispiel für einen Groove mit einer druchgehenden Offbeat-Phrasierung findest Du im „T-Bone Shuffle“ hier.

Klang und Orchestrierung

Den Klang eines Grooves bestimmt, neben der Spieltechnik, zunächst die Kombination der in der Schlagfolge verwendeteten Trommeln und Becken. Diese Verwendung unterschiedlicher Instrumente des Sets wird Orchestrierung genannt. Die Gestaltung der Klanglängen der einzelnen Instrumente wird als Artikulation bezeichnet. Klang und Klanglängen prägen den Charakter einer Schlagfolge enorm.

Beispiel zur Phrasierung durch Klang

Würde der Drummer weiter seine Achtel auf der Hi-Hat spielen, diese aber jetzt leicht öffnen, wird die rhythmische Erscheinung  der unveränderten Schlagfolge gewandelt.  Während bei geschlossener Hi-Hat kurze, percussiv klingende Anschläge dominieren, bildet bei derselben Schlagfolge jetzt ein gleichförmiges Rauschen den Klang. Der Groove wirkt dann im Mikrotiming weniger bewegt und mehr auf den Puls bezogen. Eine Klang-Technik, die Ringo Starr gerne genutzt und populär gemacht hat.

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